Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

doch bald weiße Händler zu schicken. Zwei Tage- 
reisen südwestlich von Mahalba liegt Pakoko, eben- 
falls ein großer Elfenbeinmarkt; von hier sind es 
zwei Tagereisen nach Bafuk. 
Wenn irgend eine Landschaft unseres nächsten 
Hinterlandes aussichtsreich ist, so ist es Tikar, ein 
selten schönes Land mit friedlicher kulturfähiger Be- 
völkerung. Eine Verbindung mit der Balironte 
müßte leicht von den Banyangs aus herzustellen sein, 
und muß ich mich auf meine Meldung nach meiner 
Balireise berusen, worin ich die Wichtigkeit der Station 
Tinto darlegte. Von Bali selbst wird sich nie eine 
Verbindung herstellen lassen, denn abgesehen davon, 
daß hierbei Bafut passirt werden müßte, würden es 
die Balis nie erlauben, daß der Weiße seine Waaren 
hinansträgt. Von den Mondiongolos nach Bali soll 
es fünf Tage sein und zwar über einen Ort namens 
Rinku, vielleicht Na Taku, das wäre Sabi. 
Von Makalba begann der Aufstieg ins Gebirge 
und erreichte ich, nachdem ich Tibatu, die Sommer- 
residenz des kurz vorher verstorbenen Königs von 
Banijo, passirt hatte, am 12. Juni Banyo. 
Trotzdem von Sanserni aus alle Hebel in Be- 
wegung gesetzt worden waren, auch hier gegen uns 
zu arbeiten, fanden wir auch hier ganz selten gute 
Aufnahme. Ueberhaupt war überall die Schaden- 
freude zu bemerken, daß ich dem heimtückischen räu- 
berischen König entkommen war, und hat dieser Schritt 
unser Ansehen bedeutend gehoben. Der Tibatikönig 
ist überall gefürchtet und verhaßt. Den Haussa- 
händlern, welche bei ihm Elfenbein und Sklaven 
eingehandelt haben, läßt er im Busch auflauern und 
ihnen Alles wieder abnehmen. 
Der junge Lamido von Banyo ist eben im Be- 
griffe, behufs seiner Bestätigung als Statthalter nach 
Bola zu reisen. Alle Adamauahäuptlinge müssen das 
thun, da sie nicht selbständig sind, sondern von dem 
Emir von Yola abhängig sind. In Banyo ist die 
Fullahsprache vorherrschend und alle Aemter in den 
Händen der Fullahs. Da es in Banyo sehr viel Vieh 
giebt, bekam ich täglich Ochsen, Kühe und Schafe geschenkt. 
Zum Abschied erhielt ich vom Lamido ein sehr gutes 
Pferd geschenkt. Er und die Chiefs baten mich, doch 
bald wieder zu kommen und dahin wirken zu wollen, 
daß Banyo eine Station erhielte. Dieser Wunsch 
ist hier um so anerkennenswerther, als dieses Volk 
den Weißen nicht wie die Balis und Balingas zu 
seinen Kriegspalavern ausnutzen will, denn zum 
Kriegführen sind sie selbst slark genug, im Uebrigen 
ist im ganzen Königreich Friede. Am 17. Juni 
habe ich Banyo verlassen. Ich habe bald die 
Flegelsche Ronte verlassen und den direkten Weg 
nach Kontscha übers Hochgebirge eingeschlagen. Am 
19. Juni erreichte ich nach Ueberschreitung des 
Djauro Gatel das befestigte Makuba. Am 22. stiegen 
wir, nachdem wir den Hauptstock des Gendero auf 
einem 2000 Meter hohen Passe übergangen hatten, 
auf steilem Saumpfade hinab in das weite Thal 
des Mao Deo, vorbei an der besestigten Stadt 
500 
  
Doodo erreichten wir am 25. Kontscha. Ich fand hier 
gute Aufnahme und blieb, um meine Kaurivorräthe 
zu ergänzen, bis 30. Juni. 
gez. v. Stetten, Premierlieutenant. 
Kamernn, den 6. September 1893. 
Am 30. Juni bin ich mit der Expedition von 
Kontscha abmarschirt und habe, der Flegelschen Route 
folgend, am 7. Juli Gidandan Kifi erreicht. Nach 
einer Unterredung mit dem ersten Minister des 
Emir von w0ola, Akall, in welcher ich demselben 
den Zweck meines Kommens darlegte, erhielt ich be- 
reits am 8. Juli vom Emir die Erlaubniß, mit der 
Expedition Yola zu betreten. Da der Emir zu 
dieser Zeit in seiner Sommerresidenz Gire nördlich 
des Benue verweilte, brach ich am 10. Juli mit 
20 Trägern dahin auf. Ich habe daselbst mit dem 
Emir einen Vertrag geschlossen, wodurch uns das in 
unserer Interessensphäre liegende Adamana bis an 
seine südöstliche Grenze (Gaza) gesichert ist. Etwa 
2 Stunden von Yola ist auf dem Benue eine Hulk der 
Royal Niger Compagnie. Da meine Tauschartikel voll- 
ständig zu Ende waren, war es mir sehr erwünscht, 
daselbst Zeug zum Unterhalt meiner Leute kaufen 
zu können. Außerdem theilte mir der Agent daselbst 
mit, daß, sobald der Wasserstand des Benue es erlauben 
würde, ein Flußdampfer in Yola ankommen werde, 
welcher die Expedition nach Akassa bringen könnte. 
Während der Dauer meines Aufenthaltes in Yola 
hatte ich hinreichend Gelegenheit, mich über die 
Verhältnisse in Adamaua und den angrenzenden 
Ländern zu orientiren. Leider war es mir nicht 
möglich, bereits zu dieser Zeit einen eingehenden 
schriftlichen Bericht zu machen, da ich seit mehreren 
Wochen bereits unerträgliche Schmerzen in meinem 
verwundeten Arm hatte. Die Verwundung war 
keineswegs leicht, sondern es ist nach ärztlichem Gut- 
achten ein Nerv verleht und dürste ein operativer 
Eingriff nöthig sein. Am 10. August bekam ich ein 
heftiges Schwarzwasserfieber, und war es für mich 
die höchste Zeit, als am 15. August der General- 
Agent der Kompagnie Mr. Wallace mit dem 
Flußdampfer „Nupe“ und einer Dampfbarkasse er- 
schien. Derselbe erklärte sich sogleich bereit, mich 
mit an die Küste zu nehmen, und ich wurde vor- 
läufig auf der Hulk untergebracht, woselbst ich von 
dem Agenten Mr. Bradshaw in aufoypferndster 
Weise gepflegt wurde. Das Erscheinen des General- 
agenten hatte seinen Grund in der Weigerung 
Mizons, seine Rückberufung anzuerkennen. Am 
19. August erschien Mizon mit seinen beiden Dampfern 
vor Yola und legte sich 1 Kilomejer von uns vor 
Anker. Ich habe ihm am nächsten Tage von meinem 
Vertrag mit dem Emir schriftlich Mittheilung ge- 
macht und nahm er in einem sehr höflichen Schreiben 
an mich davon Kenntniß. Am nächsten Tag staktete 
er mir einen Krankenbesuch ab. Trotßz aller seiner 
Bemühungen, vom Emir empfangen zu werden, ver- 
weigerte ihm dieser jegliche Zusammenkunft. Am
	        
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