Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Blutarmuth die auf Erkrankung des Herzmuskels 
beruhende Herzschwäche. Die besten Mittel dagegen 
sind zweckmäßige Vertheilung zwischen Ruhe und 
leichter ganz allmälig sich steigender Bewegung und 
Arbeit, sowie Vermeidung jeder Erregung, namentllich 
durch Alkoholmißbrauch. v 
Eine besondere Erwähnung der Behandlung akut 
auftretender Herzschwäche geschieht in dem sehr 
wichtigen § 51: Sonnenstich und Hitzschlag. — 
§ 49 behandelt die durch den Tropenaufent- 
halt zur Entwickelung kommende Blutarmuth auch 
in ihrer Bedeutung für die Erhöhung der Dispo- 
sition zu Infektionskrankheiten und Skorbut, welche im 
folgenden Paragraphen eine eingehendere Betrachtung 
findet. 
In den §8 46 bis 48 werden die in den Tropen 
häufig auftretenden Krankheiten der Verdauungs- 
werkzeuge, die Darmkrankheiten, die Leberleiden und 
die durch Parasiten verursachten Erkrankungen des 
Darmes besprochen. « 
Unter den in 8 53 erwähnten Hautkrankheiten 
nimmt der rothe Hund als die quälendste Haut- 
krankheit in den Tropen die erste Stelle ein. Als 
der Haut feindliche Parasiten thierischer und pflanz- 
licher Art werden der Sandfloh, der Neu-Guinea- 
Wurm und der Ringwurm genannt. 
Auch im Abschnitt 12: Vergiftungen, nehmen die 
Tropen eine hervorragende Stelle ein. 
Die Vergiftungen durch Thierbiß werden im 
§ 56 besprochen. Nach der Besprechung der Ver- 
giftungserscheinungen, welche Taranteln, Hundert- 
füßler, Skorpione durch Biß oder Stich hervor- 
bringen, wird die Behandlung der Schlangenbisse 
angegeben. Schließlich geschieht der Liftigen Fische 
und Quallen Erwähnung. - 
Unter den in den §§ 57 bis 59 behandelten 
Vergistungen, welche durch den Genuß gistiger Thiere 
bezw. gistiger Pflanzen und Früchte, sowie ver- 
dorbener Nahrungsmittel hervorgerusen werden, sind 
besonders die Vergiftungen durch Genuß von Fischen 
sowie von Aepfeln des Manzanillenbaumes und von 
rohem Maniok zu erwähnen. 
  
„Bemerkungen über Natur und Behand- 
lung des afrikanischen Malariafiebers“ lautet 
der Titel eines vom Missionssuperintendenten Herrn 
A. Merensky verfaßten und im Verlage der Buch- 
handlung der Berliner evangelischen Missionsgesell- 
schaft erschienenen Broschüre. Dieselbe bespricht in 
drei Abschnitten: J. Ursochen, II. Verhütung, III. 
Behandlung, in einer kurzen und sehr klaren, dem 
Laien leicht verständlichen Darstellung die verschie- 
denen Formen des afrikanischen Malariafiebers. Die 
sowohl im Allgemeinen für Wohnen, Lebensweise 
und Ernährung in tropischen Malariagegenden ge- 
ghebenen Rathschläge, wie der genau angegebene 
Weg der Behandlung der einzelnen Fieberformen 
tragen einerseits der jebigen wissenschaftlichen An- 
  
  
schauung über die Natur der afrikanischen Malaria- 
fieber Rechnung, andererseits stellen sie klar und 
deutlich die durch praktische Erfahrung gewonnenen 
Grundsätze für die arzneiliche Behandlung der ein- 
zelnen Fieberformen, insonderheit die Behandlung 
mit Chinin fest. Die genaue Festsetzung der richtigen 
Zeit für die Eingabe des Chinins sowie die Dosi- 
rung und die Einverleibungsform des Mittels er- 
scheint ganz besonders beachtenswerth. 
s dürfte kaum möglich sein, in anschaulicherer 
Weise dem Tropenreisenden die Vertheidigungsmittel 
gegen seinen schlimmsten Feind, die Malaria, an die 
Hand zu geben, als es Herr Superintendent Me- 
rensky auf Grund seiner langjährigen und viel- 
seitigen Erfahrungen gethan hat. 
Seine Broschüre verdient in kolonialen Kreisen 
die weiteste Verbreitung und ist besonders allen 
Afrikareisenden, die in die Lage kommen, ärztliche 
Hülfe entbehren zu müssen, auf das Wärmste zu 
empfehlen. 
Dr. Büttner, der um vorige Weihnachten die im 
Kolonialblatt 1892 S. 619 f. besprochenen Suaheli- 
Schriftstücke veröffentlichte, bringt in diesem Jahre 
eine neue Gabe: „Anthologie aus der Suaheli- 
Litteratur.“ (Berlin 1894. Emil Felber. 
k. 3,60. « 
Fand sich schon in dem früheren Werke eine kleine 
Sammlung von Märchen und Gedichten, so werden 
wir jeht tiefer in das Geistesleben der Suahelileute 
eingeführt, das hauptsächlich vom Araberthum be- 
herrscht wird. Fatalistische Gottergebung spricht sich 
in dem Liede von der Barmherzigkeit aus, welches, 
seltsam genug für unsere Anschauungen, den Titel 
daher nimmt, daß ein Vater mit eigener Hand sein 
Kind opfert, um einen kranken Fremden zu heilen. 
Dieser ist aber in Wirklichleit der Engel Michael, 
und auf das Gebet Gabriels, der den Urzt gespielt 
hat, wird nicht nur der getödtete Knabe, sondern 
werden auch seine sieben vor ihm verstorbenen Brüder 
wieder lebendig; das Gedicht endigt dann nach einer 
an die Leser gerichteten Ermahnung mit der Lob- 
preisung Gottes. Dem mohammedanischen Legenden- 
kreis entstammen die Lieder von der Himmelfahrt 
und dem Tode des Propheten, diese, wie besonders 
einige von den Märchen zeichnen sich besonders durch 
jene Anschaulichkeit und Einfachheit aus, welche den 
Reiz aller Volksdichtungen bilden; mag uns die 
Moral darin, wie z. B. in den Geschichten von 
Alibeg Kaschkassi, oder gar in der Geschichte von dem 
Werth der Frauen, oft wenig gefallen, so müssen 
wir uns doch, um gerecht zu sein, den Spruch des 
Suahelilehrers (in den Sitten der Sansibarleute) 
vorhalten, der unzweifelhaft etwas Wahres hat: 
„Jeder redet nach seiner Sitte und nach seiner Art, 
und Niemand weiß, welche Sitte die richtige ist, 
als Gott allein, der weiß es. Und der verständige 
Mensch sagt: Gott weiß es in Wahrheit am besten."“
	        
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