Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Aulage 1. 
Anlage II. 
Vertkheilung der Schutztruppe auf die Stationen (siehe Beilage zu Vr. 22). 
Bericht 
über 
die Arbeiten der Deutsch-Ostafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft (Asambara-Linie). 
  
Die Tracirungvarbeiten der zunächst geplanten 
Bahnstrecke Tanga— Korogwe haben bereits im Ok- 
tober 1891 begonnen und sind unter Leitung des 
Ingenieurs Wunder im Juni 1892 bis Muhesa 
(42, km von Tanga) und noch etwa 8 km darüber 
hinaus bis Bombua vollendet worden. Inzwischen 
war in Deutschland die Herstellung des Spezial- 
projektes in Angriff genommen und bis zum Ende 
des Jahres 1892 für die Strecke Tanga—Muhesa 
zu Ende geführt. Die Inangriffnahme des Baues 
wird durch Herrn Ingenieur Friedrich, welcher sich im 
Januar d. Is. nach Ostafrika begeben hat, vorbereitet. 
Die Bauleitung ist dem Königlich Preußischen Bau- 
und Betriebsinspektor Herrn Bernhard übertragen 
worden. Derselbe ist am 30. Mai d. Is. in Tanga 
angelangt und befindet sich seitdem in voller Arbeit. 
Als zunächst in Angriff zu nehmen sind von der 
Bauverwaltung folgende Arbeiten ins Auge gefaßt: 
die Konstruktion einer Landungsbrücke im Hafen von 
Tanga, zu und von welcher sich der Verkehr mit den 
Dampfern mit Hülfe eines Schleppers und eiserner 
Leichter vollziehen soll, ferner die Herstellung des 
Hafenauschlußgleises von der Landungsbrücke zum 
projektirten Bahnhof Tanga und endlich die Errichtung 
des Verwaltungsgebäudes und des Werkstättengebäudes, 
in welch Letzterem sofort auch eine Imprägniranstalt 
Aufnahme finden soll. Die Beamtenschaft ist zu- 
nächst in einem provisorischen Gebäude untergebracht 
worden; die Vorbereitungen zur Herrichtung eines 
definitiven Beamtenwohnhauses sind im Gange. Das 
Verwaltungsgebäude wird schon zu Anfang Dezember 
d. Is. fertig dastehen. Um bei den Arbeiten an der 
Landungsbrücke wichtige Dienste zu leisten, ist ein 
Schleppdampfer mit zwei eisernen Leichtern schon jetzt 
nach Afrika entsandt worden. Die Erdarbeiten sind 
inzwischen allmählich in flotten Gang gerathen, nach- 
dem die Schwierigkeit der Beschaffung von Arbeiter- 
material besseren Verhältnissen Platz gemacht hat 
und die Witterung günstig geworden ist. Sowohl 
von der Verbindungsstrecke Hafen bis Bahnhof 
  
Tanga, als auch von der Hauptlinie lauten die 
Nachrichten recht befriedigend. Der Baudirektor Herr 
Bernhard hofft zu Anfang Januar 1894 bis 12,1 km 
mit den Erdarbeiten fertig zu sein und auf dem 
ersten Theil dieser Strecke schon im Dezember d. Is. 
mit der Legung des Oberbaues beginnen zu können. 
Geeignetes Bektungsmaterial scheint daselbst erfreu- 
lichermaßen vorhanden zu sein. Die Materialien 
für den Oberbau sind zum Theil schon in Tanga 
angelangt, zum Theil sind sie der Aussendung dahin 
harrend. Auch die Lokomotiren und eine Anzahl 
von Wagen sind bereits unterwegs nach Ostafrika. 
Das europäische Personal der Gesellschaft in Ost- 
afrika besteht außer dem Baudirektor Herrn Bern- 
hard zur Zeit aus neun Beamten, nämlich drei 
Bauassistenten, einem Buchhalter, einem Bahnmeister- 
diätar, einem Monteur, einem Schlosser, einem 
Tischler und einem Lokomotivführer. 
Für die Usambara-Eisenbahn wird nicht nur auf 
Durchgangstrausporte und auf die Beförderung der 
Produktion und des Bedarfes gerechnet, wie sie in 
den zu durchschneidenden Gebieten gegenwärtig statt- 
finden; vielmehr ist die im Bau begriffene Eisenbahn 
auch sehr wesentlich als Erschliehungsbahn gedacht. 
Sie richtet sich in letzterer Beziehung auf denjenigen 
Verkehr, der hervorgehen soll einerseits aus der von 
ihr zu begünstigenden Kulturarbeit in den fruchtbaren 
Partien der Bondei-Ebene, wie auch aus der von 
ihr zu ermöglichenden Etablirung ausgiebiger Plan- 
tagenthätigkeit auf den Hochplateaus des Ufsambara= 
Gebirges. Die ersten daselbst begründeten Aulagen, 
die Kaffeepflanzungen der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft in Derema und Nguelo, geben durch ihre 
bisherige Entwickelung der Hoffnung Raum, daß auf 
den Usambura-Höhen die Erzeugungsbedingungen 
insbesondere für den Javakaffee voll gegeben sind; 
auch die größeren Versuche mit anderen Tropenfrüchten 
— namentlich Thee, Kakao und Kardamom — haben 
daselbst befriedigende Resultate gezeitigt.
	        
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