in Fehde liegenden Völker gegenseitig erbeuteten.
Das Loos dieser Kriegssklaven war das denkbar
günstigste, da sie meist wie zur Familie gehörig be-
trachtet wurden und sich in kurzer Zeit völlig akkli-
matisirten. Noch heute giebt es z. B. bei den Wasiba
eine Menge kriegsgefangener Waganda, die gar nicht
mehr in ihre Heimath zurück wollen, da sie vollständig
Wasiba geworden und die Männer sogar meist freie
Ansiedler geworden sind. Die Aufkäufe dieser Kriegs-
gefangenen, meist Weiber und Kinder, durch Araber
fanden gewöhnlich in den Residenzen der Sultane
statt, die gewissermaßen ein Monopol dafür hatten;
doch kauften die Karawanen auch unterwegs einzelne
Leute auf. Jedenfalls war das ganze Menschen-
geschäft nie so gewinnbringend, daß man es allein
betrieb, es blieb nur als Nebengeschäft neben dem
Elfenbeinhandel bestehen. Da die Tabora-Händler,
wenn sie westlich um den See herum nach Uganda
ziehen wollten, in Usui und Karagwe sehr geschrönft
wurden, legten sie am Südende des Sees eine Kolonie
in Masansa an und besorgten den Elfenbein= und
Sklaventransport durch Kanus; allerdings gab es
früher auch einige Dhaus, doch wissen sich nur „alte
Leute"“ derselben zu erinnern. Nach Zerstörung
dieser Kolonie durch Dr. Stuhlmann, nach Anlage
der Stationen Mwansa und Bukoba und nach Be-
setzung Ugandas durch die Engländer ist der Sklaven-
handel gänzlich unterbunden. '
Augenblicklich kann man von Sklavenhandel west-
lich und südlich des Sees nicht mehr reden. Soweit
ich über die Verhältnisse am östlichen Ufer unterrichtet
bin, kommt dort überhaupt keine Karawane hin,
doch wird Dr. Baumann jedenfalls bessere Auskunft
geben können. Es wäre ja sehr schön für Zwecke
der Regierung, wenn ein Dampfer hier wäre, wenn
derselbe jedoch nur gegen die Sklaverei arbeiten soll,
so möchte ich wissen, was er den ganzen Tag an-
fangen will. Am Ufer des ganzen Sees wohnt
kein einziger Araber und mit Ausnahme von
Mowansa auch kein Snaheli. Seßhafte Araber giebt
es nur noch in Karagwe, nämlich zwei, und an den
Kagera-Fähren Kituntu und Kitengule Lager von
sechs Arabern und einem Dutzend Wangwana, die nach
Norden wollen; das ist der ganze Apparat, durch
den, wie man vielfach in Europa glaubt, viele Tau-
sende von Eingeborenen erschlagen und geraubt wer-
den. In Wirklichkeit kommen von hier jährlich kaum
50 Sklaven nach Tabora. Die Greuel der Sklaven-
jagden und Transporte liegen weit außerhalb unserer
Sphäre, nämlich im Sudan, und die Araber dieser
Gegend stehen bis heute wenigstens in keiner Ver-
bindung mit den Arabern unserer Kolonie oder
Sansibars.
Ueber die Sklavenverhältnisse westlich des Aben-
haru-Sees bis zum Nordende des Tanganyika werde
ich später berichten, wenn ich darüber informirk bin.
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Rapitän Lugard über Uganda und die öcllich
gelegenen Gebiete.
In der Dezember-Nummer der Proceedings
ol tbe Royal Geographical Society in London ist
ein ausführlicher Bericht über die Expedition des
Kapitäns Lugard nach Uganda veröffentlicht, dem
wir Folgendes entnehmen:
Im Dezember 1889 verließ Kapitän Lugard
Mombassa, um im Auftrage der Britisch-Ostafrikani-
schen Gesellschaft das Flußgebiet des Sabäkli zu er-
forschen; er fand, daß dieser Fluß in seinem Unter-
lauf für curopäische Fahrzeuge nicht schiffbar ist, da
sich schon 60 bis 70 Meilen von der Küste Katarakte
befinden. In seinem Mittel= und Oberlaufe wäre
es jedoch möglich, den Fluß mit flachgehenden Booten
zu befahren und es würde sich hierdurch eine leichte
und bequeme Verbindung mit dem Innern anbahnen
lassen. Das Bassin des Sabälki ist felsig und das
angrenzende Land, mit Ausnahme des Makangoni-
distrikts, welcher sehr fruchtbar und dicht bevölkert
ist, fast ganz unbewohnt. Bis Kibwesi, etwa auf
einem Drittel des Weges zum Victoria-See, traf der
Forscher nur Masai-Banden auf dem Kriegspfade
oder viehtreibende Wakamba. Ukamba ist ein Hoch-
plateau, welches allmählich von Südosten nach Nord-
westen ansteigt und bei Machako die Höhe von
5000 Fuß erreicht. An der Grenze der Landschaft
Kikuyn wurde Lugard zurückgerusen, um eine Ex-
pedition zur Besetzung von Uganda zu organisiren.
Er brach am 6. August 1890 zum zweiten Male
von der Küste auf, durchwanderte und erforschte zu-
nächst die wenig bekannte Landschaft Kikuyn am
Südabhang des Kenia, errichtete hier die Station
Dagoreti und seßte dann seinen Marsch auf der be-
kannten Karawanenstraße über den Baringosee und
Kavirondo nach dem Victoria-See sort. Westlich des
Nakuro-Sees erhebt sich das Mauplateau, welches zum
Theil mit dichtem Hochwald bestanden ist und auf
dem zahlreiche kleine Bäche entspringen. Dieses
Platecau von 7000 bis 8000 Fuß Höhe, meint
Lugard, eigne sich zur Ansiedelung für Europäer,
da der Boden ungemein fruchtbar und die Tempe--
ratur, trotzdem das Plateau unter dem Aequator
läge, sehr mäßig sei. Kavirondo schildert Lugard
als ein sehr fruchtbares und dicht bevölkertes Land.
Es könne kein freundlicheres Volk in Afrika geben,
als die Wakawirondo; beide Geschlechter gingen voll-
kommen unbekleidet, und nur die Krieger trügen
einen phantastischen Kopfschmuck und bemalten sich das
Gesicht mit weißem Kalk. Die Landschaft Usoga am
rechten Nilufer ist von Karirondo nur durch den
Samiabach getrennk, das Land ist dicht bevölkert
und sehr reich an Vieh. Die Wasoga sind den
Waganda sehr nahe verwandt, aber noch nicht wie
diese dem Einfluß der Araber ausgeseßt gewesen.
Sie sind sehr tapfer und kriegerisch und nur durch
die Ueberlegenheit ihrer Wafsen ist es den Waganda
möglich, eine Oberherrschaft über Usoga auszuüben.