Uganda ist ein niederes Hügelland, welches sich etwa
1000 Fuß über den Spiegel des Victoria-Sees er-
hebt. Auf den Anhöhen wächst ein eigenartiges, nur
hier vorkommendes Weidegras, die Thäler sind mit
einem fetten schwarzen Boden bedeckt, in dem alle
tropischen Kulturpflanzen gedeihen können. Die Wa-
ganda leben jedoch fast ausschließlich von Bananen,
welche sowohl grün gekocht, als auch getrocknet ge-
nossen werden. Bemerkenswerth ist die große Zahl
kleiner Sümpfe mit mächtigen Papyrusstauden, welche
über ganz Uganda und Unyoro zerstreut sind; trotz
dieses Wasserüberflusses giebt es in Uganda wenige
Flüsse und Bäche.
Gewöhnlich beginnt die kleine Regenperiode in
diesem Theile Afrikas Anfang Okkober und dauert
bis Mitte Dezember, in dieser Zeit schießt das Gras
auf und wird bis zum Beginn der großen Regenzeit
Anfang März abgebrannt. Die große Regenzeit
dauert bis Ende Mai. Im vergangenen Jahre
waren die Regen ungewöhnlich heftig, so daß der
Spiegel des Victoria-Sees um 6 Fuß höher stand,
als gewöhnlich. Voraussichtlich, meint Lugard,
würde man von Uganda aus, falls dasselbe durch eine
Telegraphenlinie mit der Küste verbunden wäre, das
Steigen und Fallen des Nils in Egypten genan
vorher bestimmen können; es wäre dies ein neues
Argument für die Bedeutung Ugandas.
Das Land ist in zehn Provinzen getheilt, welche
von zehn Häuptlingen regiert werden, die Chefs der
vier größten Provinzen Tshagwe, Singo, Buddu und
Bulamwesi haben besondere Titel. Ueber diesen zehn
Gouverneuren steht der Katikiro= oder Premier-
minister. Am Hofe des Kabaka, des Königs, sowie
in den Provinzen giebt es noch eine große Zahl von
Unterbeamten. Außer diesen Territorialchefs und
den Inhabern von Hofämtern existirt in Uganda noch
eine dritle einflußreiche Kaste, die Sprößlinge der
Königlichen Familie, denen besondere Rechte zustehen.
Die mächtigsten unter ihnen sind die Namasole oder
Königin -Mutter, deren Stelle im Todesfalle mit
einer anderen Frau aus der Königlichen Familie be-
setzt wird, und die Rubuya, die Schwester des
Königs.
Die Waganda sind ungewöhnlich intelligent und
lernen mit Leichtigkeit Lesen und Schreiben und alle
nützlichen Handwerke. Einige vom Missionar Mackay
ausgebildete Schmiede liefern eine ebenso gute Arbeit,
wie europäische Handwerker; bei guter Anleitung
würden die Waganda auch alle anderen Handwerke
leicht erlernen. Sie sind arbeitsam, aber auch stets
kampfbereit, sie würden sicher gute Soldaten abgeben,
sich aber schwer an die Disziplin gewöhnen. Als
Beweis für ihren Muth führt Lugard an, daß die
Waganda es unter ihrer Würde halten, den Leopard
mit dem Gewehr zu erlegen, sie suchen dieses Naub-
thier im Busch auf und tödten es mit der blanken
Waffe. Bemerkenswerth ist ihr Sinn und Verständniß
für Musik, obwohl sie eigentliche Melodien nicht
kennen; von den Musikinstrumenten, welche bei ihnen
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im Gebrauch sind, ist die Trommel am meisten ver-
vollkommnet. Es giebt solche von jeder Größe und
Tonstärke. Von der vier Fuß langen und zwei Fuß
breiten Kriegstrommel bis herab zu den kleinen mit
Schlangenhaut überzogenen Trommeln. Mit Trommel-
signalen werden Krieg und Frieden, das Aufhören
. und der Beginn der Arbeit angezeigt und selbst Be-
fehle zum Straßenreinigen und öffentliche Bekannt-
machungen werden durch Trommelschläge durch das
ganze Land verbreitet. Der Europäer würde sich
vergeblich bemühen, diese Signale zu unterscheiden,
während selbst der kleinste Muganda-Knabe dies mit
Leichtigkeit lernt.
Männer und Frauen in Uganda sind mit einem
Nindenzeng, mbugu, bekleidet, welches von einem
besonders zu diesem Zwecke angebauten Feigenbaume
gewonnen wird. Die Rinde dieses Baumes, welche
sich leicht wieder ersetzt, wird abgestreift und nachdem
alle schadhaften Stellen sorgfältig ausgeschnitten sind,
mit gereiselten Hämmern geklopft, um dem Zeug ein
geripptes Aussehen zu geben. In Uganda werden
die Stoffe orangeroth gefärbt, während in Usoga
die schwarze Farbe vorherrscht. Das mbugu ist bei
trockenem Wetter ein ausgezeichnetes warmes Klei-
dungsstück, der Feuchtigkeit bietet es jedoch wenig
Widerstand.
Auch Lugard berichtet von der furchtbaren Vieh-
seuche, welche Afrika in den Jahren 1891 und 1892
heimgesucht hat und bis nach Uganda gedrungen war;
auch dort wurde in kurzer Zeit fast der ganze Vieh-
bestand des Landes hingerafft. Es würde die größte
Wohlthat sein, welche man den Eingeborenen erweisen
könnte, sagt Lugard, wenn man ein wirksames
Mittel gegen diese Seuche fände, da nicht allein große
Länder, deren einziger Reichthum in ihren Viehheer=
den besteht, vollständig verarmt, sondern auch Tausende
von Eingeborenen dem Hungertode preisgegeben
seien. Selbst unter dem Wild hätte die Seuche
große Verheerungen angerichtet, Büffel, Elen und
Giraffen, wären zahlreich von der Krankheit befallen,
während Zebra, Hartebeest und Wasserbock ebenso
wie die Elefanten und Fluspferde unberührt geblieben
zu sein scheinen.
Der nördliche Theil von Uganda, welchen Lu-
gard im April 1891 durchwanderte, war bisher
noch gänzlich unbekannt, er entdeckte hier den kleinen
See Isolt. Nachdem er die Araber in der Land-
schaft Fingo gänzlich vernichtet hatte, wandte er sich
nach Süden und ging von Buddu nach dem Albert
Edward-See. Der Weg vom Victoria-See zum
Albert Edward-See ist sehr bequem zum Transport
von Waaren und würde für den Bau einer Eisen-
bahn wenig Schwierigkeiten bieten. Zwischen dem
Albert Edward-See und dem Albert-See dehnt sich eine
große baumlose Ebene aus, in der Lugard eine
Reihe kleiner Seen entdeckte. Auf der schmalen
Landzunge zwischen dem Salzsee und dem Albert
Edward-See erbaute Lugard das Fort George