Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Uganda ist ein niederes Hügelland, welches sich etwa 
1000 Fuß über den Spiegel des Victoria-Sees er- 
hebt. Auf den Anhöhen wächst ein eigenartiges, nur 
hier vorkommendes Weidegras, die Thäler sind mit 
einem fetten schwarzen Boden bedeckt, in dem alle 
tropischen Kulturpflanzen gedeihen können. Die Wa- 
ganda leben jedoch fast ausschließlich von Bananen, 
welche sowohl grün gekocht, als auch getrocknet ge- 
nossen werden. Bemerkenswerth ist die große Zahl 
kleiner Sümpfe mit mächtigen Papyrusstauden, welche 
über ganz Uganda und Unyoro zerstreut sind; trotz 
dieses Wasserüberflusses giebt es in Uganda wenige 
Flüsse und Bäche. 
Gewöhnlich beginnt die kleine Regenperiode in 
diesem Theile Afrikas Anfang Okkober und dauert 
bis Mitte Dezember, in dieser Zeit schießt das Gras 
auf und wird bis zum Beginn der großen Regenzeit 
Anfang März abgebrannt. Die große Regenzeit 
dauert bis Ende Mai. Im vergangenen Jahre 
waren die Regen ungewöhnlich heftig, so daß der 
Spiegel des Victoria-Sees um 6 Fuß höher stand, 
als gewöhnlich. Voraussichtlich, meint Lugard, 
würde man von Uganda aus, falls dasselbe durch eine 
Telegraphenlinie mit der Küste verbunden wäre, das 
Steigen und Fallen des Nils in Egypten genan 
vorher bestimmen können; es wäre dies ein neues 
Argument für die Bedeutung Ugandas. 
Das Land ist in zehn Provinzen getheilt, welche 
von zehn Häuptlingen regiert werden, die Chefs der 
vier größten Provinzen Tshagwe, Singo, Buddu und 
Bulamwesi haben besondere Titel. Ueber diesen zehn 
Gouverneuren steht der Katikiro= oder Premier- 
minister. Am Hofe des Kabaka, des Königs, sowie 
in den Provinzen giebt es noch eine große Zahl von 
Unterbeamten. Außer diesen Territorialchefs und 
den Inhabern von Hofämtern existirt in Uganda noch 
eine dritle einflußreiche Kaste, die Sprößlinge der 
Königlichen Familie, denen besondere Rechte zustehen. 
Die mächtigsten unter ihnen sind die Namasole oder 
Königin -Mutter, deren Stelle im Todesfalle mit 
einer anderen Frau aus der Königlichen Familie be- 
setzt wird, und die Rubuya, die Schwester des 
Königs. 
Die Waganda sind ungewöhnlich intelligent und 
lernen mit Leichtigkeit Lesen und Schreiben und alle 
nützlichen Handwerke. Einige vom Missionar Mackay 
ausgebildete Schmiede liefern eine ebenso gute Arbeit, 
wie europäische Handwerker; bei guter Anleitung 
würden die Waganda auch alle anderen Handwerke 
leicht erlernen. Sie sind arbeitsam, aber auch stets 
kampfbereit, sie würden sicher gute Soldaten abgeben, 
sich aber schwer an die Disziplin gewöhnen. Als 
Beweis für ihren Muth führt Lugard an, daß die 
Waganda es unter ihrer Würde halten, den Leopard 
mit dem Gewehr zu erlegen, sie suchen dieses Naub- 
thier im Busch auf und tödten es mit der blanken 
Waffe. Bemerkenswerth ist ihr Sinn und Verständniß 
für Musik, obwohl sie eigentliche Melodien nicht 
kennen; von den Musikinstrumenten, welche bei ihnen 
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im Gebrauch sind, ist die Trommel am meisten ver- 
vollkommnet. Es giebt solche von jeder Größe und 
Tonstärke. Von der vier Fuß langen und zwei Fuß 
breiten Kriegstrommel bis herab zu den kleinen mit 
Schlangenhaut überzogenen Trommeln. Mit Trommel- 
signalen werden Krieg und Frieden, das Aufhören 
. und der Beginn der Arbeit angezeigt und selbst Be- 
fehle zum Straßenreinigen und öffentliche Bekannt- 
machungen werden durch Trommelschläge durch das 
ganze Land verbreitet. Der Europäer würde sich 
vergeblich bemühen, diese Signale zu unterscheiden, 
während selbst der kleinste Muganda-Knabe dies mit 
Leichtigkeit lernt. 
Männer und Frauen in Uganda sind mit einem 
Nindenzeng, mbugu, bekleidet, welches von einem 
besonders zu diesem Zwecke angebauten Feigenbaume 
gewonnen wird. Die Rinde dieses Baumes, welche 
sich leicht wieder ersetzt, wird abgestreift und nachdem 
alle schadhaften Stellen sorgfältig ausgeschnitten sind, 
mit gereiselten Hämmern geklopft, um dem Zeug ein 
geripptes Aussehen zu geben. In Uganda werden 
die Stoffe orangeroth gefärbt, während in Usoga 
die schwarze Farbe vorherrscht. Das mbugu ist bei 
trockenem Wetter ein ausgezeichnetes warmes Klei- 
dungsstück, der Feuchtigkeit bietet es jedoch wenig 
Widerstand. 
Auch Lugard berichtet von der furchtbaren Vieh- 
seuche, welche Afrika in den Jahren 1891 und 1892 
heimgesucht hat und bis nach Uganda gedrungen war; 
auch dort wurde in kurzer Zeit fast der ganze Vieh- 
bestand des Landes hingerafft. Es würde die größte 
Wohlthat sein, welche man den Eingeborenen erweisen 
könnte, sagt Lugard, wenn man ein wirksames 
Mittel gegen diese Seuche fände, da nicht allein große 
Länder, deren einziger Reichthum in ihren Viehheer= 
den besteht, vollständig verarmt, sondern auch Tausende 
von Eingeborenen dem Hungertode preisgegeben 
seien. Selbst unter dem Wild hätte die Seuche 
große Verheerungen angerichtet, Büffel, Elen und 
Giraffen, wären zahlreich von der Krankheit befallen, 
während Zebra, Hartebeest und Wasserbock ebenso 
wie die Elefanten und Fluspferde unberührt geblieben 
zu sein scheinen. 
Der nördliche Theil von Uganda, welchen Lu- 
gard im April 1891 durchwanderte, war bisher 
noch gänzlich unbekannt, er entdeckte hier den kleinen 
See Isolt. Nachdem er die Araber in der Land- 
schaft Fingo gänzlich vernichtet hatte, wandte er sich 
nach Süden und ging von Buddu nach dem Albert 
Edward-See. Der Weg vom Victoria-See zum 
Albert Edward-See ist sehr bequem zum Transport 
von Waaren und würde für den Bau einer Eisen- 
bahn wenig Schwierigkeiten bieten. Zwischen dem 
Albert Edward-See und dem Albert-See dehnt sich eine 
große baumlose Ebene aus, in der Lugard eine 
Reihe kleiner Seen entdeckte. Auf der schmalen 
Landzunge zwischen dem Salzsee und dem Albert 
Edward-See erbaute Lugard das Fort George
	        
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