werden die Aufgaben der von Ihnen geleiteten
Station in höherem Maße als bisher erfüllt werden
können, und wollen Sie sich für Ihr Verhalten
folgende Instruktion zur Richtschnur dienen lassen:
Im Verkehr mit den Eingeborenen wollen Sie
vor Allem darauf bedacht sein, Streitigkeiten zu ver-
meiden und freundliche Beziehungen zu knüpfen und
aufrecht zu erhalten. Zur Verhängung von Strafen
über die Eingeborenen wollen Sie sich nur dann
für ermächtigt halten, wenn es sich um Strasthaten
handelt, welche gegen die von Ihnen geleitete Station
oder das Personal derselben gerichtet sind.
Ihnen über die Eingeborenen eine allgemeine
Gerichtsbarkeit zu übertragen, empfiehlt sich nicht, da
die Vollstreckung der Urkheile in einem fern von der
Küste gelegenen Orte kaum ausführbar und jedenfalls
geeignet ist, unliebsame und in ihren Folgen unbe-
rechenbare Zwistigkeiten zwischen dem Stationspersonal
und den Eingeborenen herbeizuführen.
Die Station Yaunde hat zusammen mit der
Station Lolodorf vor Allem den Zweck, die von
Maunde nach der Küste führende Handelsstraße offen
zu halten. Auf dies Ziel muß hauptsächlich durch
Belehrung der an der Straße wohnenden Stämme
über die auch ihren Interessen nützliche Ausdehnung
des Handels hingewirkt werden, und wollen Sie
beachten, daß ein bewaffnetes Einschreiten gegen
Uebergriffe der Eingeborenen nur im Nothfall dann
stattfinden darf, wenn der Ersolg desselben mit Sicher-
heit zu erwarten steht.
Ihre nächste Aufgabe ist es, durch Anknüpfung
freundschaftlicher Beziehungen zu allen umwohnenden
Häuptlingen und Stämmen für die Ausdehnung
deutschen Einflusses und Verbreitung von Sitte und
Kultur zu sorgen, sowie unseren Handelsinteressen
neue Wege zu bahnen.
Sie wollen ferner Versuche mit der Anpflanzung
von Kafssee, Kakao, Vanille, Gummipflanzen, Faser-
pflanzen, Pfeffer, Droguen= und anderen Nutbpflanzen
gefälligst anstellen bezw. fortsetzen und dabei feststellen,
ob und unter welchen Bedingungen diese Kulturen
sich als lohnend für das Schutzgebiet erweisen können.
Auch werden Sie es sich weiter angelegen sein lassen,
die Eingeborenen zur Arbeit zu erziehen und zu
veranlassen, sich auch an der Küste als Arbeiter zu
verdingen.
Sie werden endlich regelmäßige meteorologische
Beobachtungen vornehmen und, soweit Ihre übrigen
Aufgaben es gestatten, die Erforschung des Yaunde-
landes mit Bezug auf Botanik, Zoologie und Eth-
nologie fortsetzen. Die gemachten Sammlungen stehen
bestimmungsgemäß zur Verfügung des Auswärtigen
Amts
Ueber die Fortschrikte der Arbeiten haben Sie
regelmäßig, mindestens vierteljährlich, durch Vermitte-
lung des Kaiserlichen Bezirksamtes Kribi, welchem
ich die von Ihnen geleitete Station unterstellt habe,
zu berichten. gez. Leist.
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Nückkehr der Expedition v. Stetten nach Ramerun.
Nach der letzten die v. Stettensche Expedition
betreffenden Veröffentlichung (Nummer 21 S. 496 ff.
dieses Blattes) war die Zurückbeförderung derselben
von Yola nahe bevorstehend. Wir entnehmen darüber
einem Bericht des Premierlieutenants Haering das
Folgende:
Am 31. August traf der Dampfer „Kuka“ der
Royal Niger Compagnie mit der von dem Freiherrn
v. Uechtriß geführten Kamerunhinterland-Expedition
an Bord vor Yola ein. Wie es nach den freund-
schaftlichen Beziehungen, welche zwischen dem Premier-
lieutenant v. Stetten und dem Emir von Yola
geherrscht und sich nach des Ersteren Abreise auf
seinen Nachfolger, Premierlieutenant Haering, über-
tragen hatten, nicht anders zu erwarten war, fand
v. Uechtritz bei dem Emir das bereiteste Entgegen-
kommen und erhielt schon kurz nach seiner Ankunft
die Erlaubniß, die Gebiete des Emirs zu betreten.
Er bezog zunächst am 4. September mit seiner Truppe
die von der v. Stettenschen Expedition bewohnten,
auf einem Hügel am Benne belegenen Hütten.
Die Abreise des Premierlieutenants Haering ver-
zögerte sich durch die Verhandlungen, welche der
gleichzeitig anwesende Generalagent der Royal Niger
Compagnie mit dem französischen Schiffslientenant
Mizon zu führen hatte. Wenngleich dieselben keinen
Ersolg hatten, insofern Mizon mit seinen Schiffen
bei Yola verharrte, gelang es doch der Einwirkung
des Generalagenten unschwer, den Emir von Yola
zur Herausgabe der ihm von Mizon geschenkten
Messingkanonen und Hinterladergewehre zu vermögen.
Am 6. September sebte sich endlich die „Kuka“ in
Fahrt und erreichte am 16. nachmittags Akassa. Die
Verpflegung der v. Stettenschen Expedition während
der Fahrt und in Akassa war gut und ausreichend,
und der Gesundheitszustand der Mannschaft ließ
nichts zu wünschen übrig. -
Von Kamerun war zur Abholung des Premier=
lieutenants Hacring und seiner Truppe S. M. S.
„Hyäne" beordert, welche am 28. September die
Truppe einschiffte und mit ihr am 29. wohlbehalten
Kamerun erreichte.
Togo.
Einem Berichte aus Togo über das Gedeihen euvopkischer
Pflanzen und Gemüsearten
entnehmen wir Folgendes:
Die mit Anbau von europäischen Gemüsesäme-
reien gemachten Versuche haben im Gegensaßz zu den
in anderen tropischen Gegenden gemachten Erfah-
rungen glänzende, die mit Blumen recht zufrieden-
stellende Resultate ergeben, während die Anbauwer-
suche von europäischen Futterkräutern und Feldfrüchten
mehr oder weniger als gescheitert zu betrachten sind.
Von Gemüsen wurden folgende Sorten angebaut: