Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

ausgleichen. Es ist nämlich zu beachten, daß ein 
großer Theil des Hinterlandes von Maskat neuer- 
dings feine Zusendungen durch die Küstenstädte Sor 
und Sohar bezieht, und daß sich an diesen Plätzen 
eigentliche Zollhäuser nicht befinden, infolge dessen 
auch keine Zölle entrichtet werden. Die Antorität 
des Sultans von Maskat reicht nicht so weit, und 
dieser Umstand gestattet seinen Beamten, sich dort 
mit Backschisch zu begnügen. 
Seit 10 Jahren ist der Maskathandel beständig 
zurückgegangen. Als Ursache davon gelten die im 
Innern des Landes bestehenden und nie aufhörenden 
Kriegereien der einzelnen Stämme untereinander und 
die hieraus resultirende Unsicherheit des Besitzes. 
Auch hier erstreckt sich die Autorität des Sultans 
bloß einige Meilen landeinwärts und ist weiterhin 
eine nur nominelle. 
Eine fernere Einbuße erleidet der Maskathandel 
dadurch, daß der freie Verkehr der Stadt mit dem 
Hinterlande durch die mauerartig die Stadt um- 
schließenden Berge verbarrikadirt ist. Die Kara- 
wanen sind gezwungen, ihre Dattel= und Früchte- 
ladungen in das benachbarte Matrah zu dirigiren 
und hier ihre Waaren gegen andere Waaren umzu- 
tauschen. 
Nach den Zollbüchern, die allerdings nur wenig 
zuverlässig sind, umfaßte a) der Export: 
1. 1890/91 an gepreßten Datteln 4768 Kasten 
21 794 Pack nach Amerika, 
2. gesalzene Fische nach Manritius, 
Salz nach Ostafrika, 
Früchte, Halua u. s. w. nach Indien, 
b) der Import: 
Reis (aus Calcutta), 
Stückwaaren (aus Indien), 
Metalle (aus Europa), 
Zucker und Kaffee, 
Cerealien. 
Maskat besitzt zehn größere, eiserne Frachtschiffe, 
welche nach Indien und im persischen Golfe den 
Handel betreiben; ferner etwa 100 Barken für den 
Verkehr mit Indien, Persien und Sansibar. Einen 
großen Theil der Waaren frachtet neuerdings die 
Brikisch-Indische Kompagnie. 
Natürliche Erwerhsquellen des Landes sind: 
(außer der Agrikultur) die Fischerei, Viehzucht, 
Minen, Wild 
1. Fischerei. Geradezu enorm ist der Fisch- 
reichthum des Meeres. Geht derselbe doch so weit, 
daß man die Felder mit Fischen düngt und dem 
Vieh Fische zum Futter giebt. Der Fang geschieht 
mittels Leine oder großen, ganzen Ortschaften ge- 
meinsam gehörigen Neben. 
2. Viehzucht. Das geschäßteste Thier ist das 
Kamel, welches als Reit-, Last= und Schlachtthier 
Verwendung findet. Es kostet 100 bis 500 Mark. 
Die Pferdezucht ist kaum der Rede werth. Rind- 
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vieh ist infolge mangelnder Weideplätze selten. Nur 
der bos indicus kommt vor. Ziegen und Schafe 
sind sehr verbreitet und dienen als Schlacht= und 
Milchvieh. Esel vorzüglicher Qualität findet man 
schon in Maskat. Werih bis 1000 Mark. Geflügel: 
Hühner, Gänse, Enken und Tauben zahlreich und 
äußerst billig. 
3. Minen sind im Lande vorhanden; Eisen 
und Kupfer seit Jahren aber nicht mehr abbaufähig. 
Wild: Es kommen vor: 
Wölfe, Schakal, Fuchs, Wildkatze, Murmelthier, 
Leopard, Hyäne, Hase, Gazellen u. s. w. 
  
Derordnung, betreffend den Tranfliverkehr über Lamu. 
Nach einer Verordnung vom 11. Seplember 1893 
müssen die über Lamu nach dem Witugebiete transi- 
tirenden sowie die von Letzterem über Lamu aus- 
gehenden Güter als Transitgut bezeichnet und mit 
einer von der Zollbehörde des ursprünglichen Aus- 
fuhrhafens auszustellenden Bescheinigung über die 
erfolgte Zollzahlung versehen werden. Geschieht dies 
nicht, so findet sowohl in Lamu wie in Witn eine 
Zollerhebung siatt. 
  
Streifzug nach Witn. 
Seit einiger Zeit war in Sansibar bekannt ge- 
worden, daß die Banden Fumo Omaris angefangen 
hatten, ihre zerstörlen Wohnsitze wieder zu befestigen. 
Daraufhin wurde ein Streifzug nach Witn beschlossen, 
und am 4. Oktober befanden sich 85 Mann Sansi- 
bartruppen und 140 britische Marinesoldaten unter 
der Oberleitung von General Mathews auf dem 
Wege nach Pumwani. Dieses erwies sich als be- 
sestigt; die Pallisaden wurden mit Schießbaumwolle 
gesprengt, und der Plaß, da die Wituleute auf einen 
Angriff nicht vorbereitet waren, ohne Schwierigkeit 
genommen. Die Truppen rückten alsdann auf Panda 
Aguo vor, allein die Bewohner hatten das Dorf 
angezündet und verlassen, und es ging deshalb auf 
Pumwani zurück, wo die Befestigungen vollends zer- 
stört und die neugebauten Häuser in Brand gesetzt 
wurden. 
In Kwa Mbaruk und Ngaouru wurde Wider- 
stand geleistet, aber bald überwunden. Jongeni war 
verlassen, ein Versuch zur Wiederherstellung der Woh- 
nungen war hier nicht gemacht worden. Die Englän- 
der erlitten keine Verluste und kehrten am vierten 
Tage in das Lager von Mkumbi zurück. Man 
nimmt an, daß die Witulente ihre Munition ver- 
schossen haben; ob sich aber die hieran geknüpfte 
Hosfnung, daß ihre Raubzüge nun aufhören werden, 
bestätigen wird, muß erst abgewartet werden. 
 
	        
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