Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

und auch die Arbeiten der deutsch-englischen Grenz- 
kommission im Frühjahr 1892, besonders die Auf- 
nahmen und Ortsbestimmungen des leider so früh 
verstorbenen Dr. Küster enthalten. Wenn auch noch 
manche Fragen aufzuklären sind und auch zu 
erwarten steht, daß die Arbeiten der Forscher in 
Misahöhe im nächsten Jahre manches neue und er- 
gänzende Material liefern werden, so soll diese Karte, 
um emdlich einmal mit ihr abzuschließen, noch in 
diesem Winter veröffentlicht werden. 
Ueber die Sitten, Gebräuche, Anschauungen und 
Rechtsbegriffe der Bewohner des südlichen Togo- 
hebietes sowie über ihre Kunstfertigkeiten hat der 
frühere Leiter der Station Misahöhe, Hauptmann 
Herold, eine Reihe von Beiträgen in Zeitschriften 
veröftenkicht, welche berechtigte Beachtung gefunden 
haben. 
Sehr ausführliche und genaue meteorologische 
Beobachtungen sind in Misahöhe im Gange, wäh- 
rend in Lome und Sebbe eine gleichmäßige Fort- 
führung von solchen Beobachtungen, auch nur im 
allermäßigsten Umfange, infolge häufigen Personal- 
wechsels, Bruch von Instrumenten u. s. w. bisher 
noch nicht möglich gewesen ist. 
Stabsarzt Wicke hat wiederum dankenswerthe 
Beiträge zur Tropenhygiene geliefert. 
In Südwestafrika hat Major v. Frangois 
mit unverwüstlicher Ausdauer und seltenem Fleiß 
die Kartographirung dieses Schutzgebietes fortgesetzt; 
von allen wirthschaftlich in Betracht kommenden Ge- 
bieten dieses ausgedehnten Landes vom Oranjefluß 
bis zum Okavango liegen jetzt von ihm Aufnahmen 
vor; nur das Kaokofeld und die Gebiete westlich von 
den Waterbergen sowie die südwestlichen Theile des 
Gebietes nach Lüderitzbucht zu fehlen noch. Seine 
Karten sind theils direkt für den Gebrauch der Schutz- 
truppe im Maßstab 1:300 000 veröffentlicht worden, 
theils steht ihre Veröffentlichung in photographischer 
Reduktion auf 1:600 000 unmittelbar bevor. Die 
augenblicklichen Unruhen im Lande haben den weiteren 
Vervollständigungen der Karten zunächst Halt ge- 
boten, auch ist es auf diese Verhältnisse zurückzuführen, 
daß der Bergreferendar Duft, der dazu ausersehen 
war, durch möglichst zahlreiche Ortsbestimmungen die 
Grundlagen der Karten zu verbessern und die Fest- 
legung des Grenzmeridians gegen die britischen Ko- 
lonien im Südosten des Landes zu erwirken, bisher 
noch nicht dazu gelangt ist, bestimmte Ergebnisse 
in dieser Richtung zu liefern. Die klimatologische 
Erforschung des Schutzgebietes ist durch die Errichtung 
zahlreicher Regenmeßstationen in der letzten Zeit er- 
heblich gefördert worden und hat sich hierbei der 
Afrikafonds in gleicher Weise betheiligt wie das 
Königlich Preußische Meteorologische Institut und 
die Initiative der Deutschen Kolonialgesellschaft, 
welche in dem Privatdozenten Dr. Dove einen sach- 
kundigen Forscher entsandt hat. 
eutsch-Ostafrika. Die mit Hülfe des Afrika= 
fonds und mit Unterstltzung der Königlich Preußischen 
  
Akademie der Wissenschaften und der Deutschen 
Kolonialgesellschaft im Anfang dieses Jahres ge- 
gründete Kilimandjarostation hat bisher infolge der 
kriegerischen Verhältnisse eine umfangreichere Thätig- 
keit nicht entfalten können; nach Beendigung des 
Krieges mit Meli wird den Forschern der Station, 
dem PMlanzenphysiologen Dr. Volkens und dem 
Geologen Dr. Lent, freiere Hand zu Ausflügen in 
die höheren Gebirgsregionen des Kibo gelassen wer- 
den können. Immerhin ist schon jetzt eine sehr große 
Sendung von Pflanzen aus der unteren Region des 
Kilimandjaro durch Dr. Volkens eingesandt worden.?) 
Die Bearbeitung des reichen kartographischen 
Materials der Emin-Expedition, zu dessen Verwer- 
thung der Afrikafonds 8000 Mark im Maximum 
beizutragen sich verpflichtet hatte, hat erhebliche Fort- 
schritte gemacht und liegt in etwa 100 zum Theil 
sehr großen Rohkonstruktionsblättern nunmehr vor. 
Der immer mehr hervortretende Wunsch der 
Verwaltung des Schutzgebietes und der. Führer der 
Schutztruppe nach guten Karten in größerem Maß- 
stab, ein Bedürfniß, dessen Berechtigung vollkommen 
anzuerkennen ist, hat den Gedanken nahe gelegt, in 
der Befriedigung dieses Wunsches systematisch vorzu- 
gehen und durch Schaffung einer großen Karte von 
Deutsch-Ostafrikr, etwa im Maßstab 1: 300 000, 
dem vorhandenen Mangel abzuhelfen. Gerade die 
Erwägung, daß es wirthschaftlich unrichtig sein würde, 
jetzt mit der Veröffentlichung der Karten der Emin- 
Expedition vorzugehen und theuere Kartenblätter zu 
schaffen, die aber in den Nahmen einer großen Karte 
von Deutsch-Ostafrika nicht passen würden, hat dazu 
geführt, schon jetzt einen Man für das Unternehmen 
aufzustellen, dem zufolge allmählich, je nachdem Ma- 
terial und Bedürfniß vorhanden sind, die einzelnen 
gleich großen Blätter dieser Karte herausgegeben 
werden sollen. Die Gesammtzahl dieser einzelnen 
Blätter würde etwa 40 betragen, doch würden bis 
auf Weiteres eine ganze Reihe von Blättern, über 
die wenig oder kein Material vorhanden ist oder 
einläuft, unansgeführt bleiben können; es würden 
damit die nicht unerheblichen Kosten des ganzen 
Unternehmens herabgesetzt werden, das ohne einen 
Zuschuß seitens der Verwaltung des Schutzgebietes 
überhaupt wohl nicht ausführbar sein dürfte. Da 
die Steine zu diesen Blättern stehen bleiben würden, 
könnten jederzeit Nachträge und Berichtigungen vor- 
genommen und damit je nach Bedürfniß Neuaus- 
aben der einzelnen Blätter veranstaltet werden. In 
dem allgemeinen Reisebericht der Expedition Emin 
Paschas ist, abgesehen von einer allgemein orienti- 
renden Uebersichtskarte der Reise, nur eine ethno- 
graphische Karte enthalten. Die eigentlichen geo- 
graphisch Neues bietenden Karten werden erst dem 
zweiten Bande beigegeben werden können. 
*) Ganz kürzlich sind ausführlichere Berichte der beiden 
Forscher eingetrossen, welche von ihrer eifrigen Thätigkeit 
auf botanischem, geologischem und kartographischem Gebiet 
zeugen. 
 
	        
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