Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Letzteren sollen im Innern verfaulen, weil die Ein- 
geborenen zu träge sind, sie zur Küste zu bringen. 
2. Die Kokospalme wurde bis vor wenigen 
Jahren von den Schwarzen nur für den eigenen 
Bedarf als Nahrungs= und Erfrischungsmittel gebaut. 
In neuerer Zeit fangen die Eingeborenen, an- 
-Leregt durch das Beispiel der großen von Weißen 
angelegten Plantagen, an, auf allen freien Plätzen 
Kokoepalmen zu pflanzen, so daß Kokosnüsse und 
Kopra in wenigen Jahren einen bedeutenden Aus- 
fuhrartikel des Schutzgebietes bilden werden. In 
den Plantagen sind in den letzten Jahren 60 000 bis 
70 000 Bäunchen ausgepflanzt. Eine genaue An- 
gabe der Zahl der vorhandenen Bäume ist nicht 
möglich, weil ungefähr 25 Prozent der Pflanzen in 
den Beeten oder bei Regenmangel bald nach dem 
Auspflanzen ausgehen. Die größte Anzahl von 
Bäumen weist die früher Oloffsche Mantage auf, 
es folgt dem Umfange nach die Kokosnußplantage 
Lome, die der Mulatten Olimpio in Lome und 
Medeiros in Bagida, des Kaufmanns J. K. Vietor 
und des Eingekorenen Chico d'Almeida in Klein- 
Popo. In kleinerer Menge haben noch Mensah 
in Porto Seguro und der Eingeborene Albert 
Wilson in der Nähe von Klein-Popo Kokospalmen 
gepflanzt. Eine größere Ausfuhr steht für das 
.nächste Jahr in Aussicht, falls die Besitzer sich nicht 
entschließen, die ersten Ernten zu weiteren An- 
pflanzungen zu verwenden. Ausgeführt wurden bis- 
her nur 940 Kilogramm. 
3. Mais wird in großen Massen angebaut, 
wurde in letzter Zeit aber nur wenig über See aus- 
geführt, theils weil er als Nahrungsmittel im 
Schutzgebiete selbst gebraucht wurde, theils weil die 
benachbarte französische Kolonie mit ihren für den 
Krieg gegen Dahome angesammelten Truppen ein 
hünstiges Absatzgebiet biltet. Trotzdem die Ernte 
in diesem Jahre sehr reiche Erträge geliefert hat, 
steht Mais, wie alle Lebens= und Nahrungsmittel, 
hoch im Preise. Die Ausfuhr an Mais betrug im 
„verflossenen Etatsjahre 2000 Kilogramm. 
4. Erdnüsse werden nur noch in geringen 
Quantitäten für den Gebrauch der Eingeborenen 
bepstangt und fast gar nicht mehr exportirt. 
Kautschuk wird bisher nur im Innern in 
den akan gewonnen. 
Zwei Eingeborene, Besitzer einer großen Kaffee- 
plantage, beabsichtigen indessen demnächst mit diesem 
Artikel Versuche in größerem Maße zu unternehmen 
und Gummibäume in größeren Massen anzu- 
Ppflanzen. 
Die Ausfuhr hat im verflossenen Etatsjahre 
42 530 Kilogramm betragen. 
6. Scheabutter wird fast gar nicht mehr er- 
zeugt und ausgeführt. Die Ausfuhrmenge war nur 
noch 50 Kilogramm. 
7. Auch die Ausfuhr von Piassava hat als 
nicht lohnend aufgehört. Die Eingeborenen ver- 
wenden die Mittelrippen der Blätter der Rapbia 
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Kartoffel), 
  
vinisera, aus denen Piassava gewonnen wird, als 
Stangen zum Fortstohen von Kanoes und Booten, 
sowie als Balken zum Bau ihrer Hütten. Ausfuhr= 
menge 330 Kilogramm. 
8. Kolanüsse werden nur vereinzelt von aus 
dem Innern kommenden Haussas an die Küste 
gebracht. Das Kauen der Nuß soll zu längerem 
Ertragen von Hunger und Durst befähigen. 
9. Indigo wird nur insoweit gewonnen, als 
es die Eingeborenen zum Färben ihrer Kleidungs- 
stücke nöthig haben. Blau ist eine der Lieblings- 
und Modefarben für die hiesigen Frauengewänder. 
10. Erwähnenswerth wäre noch das Vorhanden- 
sein größerer Waldungen an den Flußufern des 
Haho und des Sio. Insbesondere findet sich eine 
dem Mahagoni ähnliche, sehr schön gemaserte Holz- 
art, auch in kleineren Mengen Ebenholz. 
Es werden außerdem in kleineren Mengen 
Orangen, Citronen, Feigen, Ananas, Melonen, 
sowie Cassara, Bohnen, Yams (die afrikanische 
Bananen und Manten, Ocra, Tomaten 
und Pfeffer gebaut. Von neueren Versuchen haben 
die mit Kakao gemachten, wenigstens soweit die 
Küste in Betracht kommt, kaum Erfolg gehabt. 
Die Versuche mit Baumwolle sind noch nicht abge- 
schlossen. 
Als Zukunftspflanze für das Schutzzebiet wird 
der Kaffee betrachtet, auf den von den verschiedenen 
flanzern große Hoffnungen gesetzt werden. Die 
bisher gepflanzten Bäume stehen vorzüglich. Die im 
Regierungsgarten vorhandenen haben im vorigen 
Jahre schon reife Früchte gebracht. 
Die größte Kaffeeplantage ist die der Einge- 
borenen Gebrüder F. A. und Juan d’'Almeida 
mit rund 20 O00 Bäumenz es folgen die dem Kauf- 
mann J. K. Vietor gehörige mit 10 000, die der 
Eingeborenen Creppy mit 2000 und Chico 
d'Almeida mit 600 Bäumen. Die Gebrüder 
d'Almeida werden von 3000 Bäumen in diesem 
Jahre die erste Ernte ziehen. Die im Garten der 
Landeshauptmannschaft vorhandenen 100 4½ jährigen 
Bäume werden ebenfalls in diesem Jahr die erste 
volle Ernte bringen. 
An Nutz= und Zierpflanzen wurden. versuchs- 
weise eingeführt und kommen sehr gut fort: Euca- 
IVptus globulus, Casuarina muricata, Bixa 
Orellana und Laurus persen (sogenannte Alligator= 
birne). Auch die von Kamerun bezogenen Mango- 
stecklinge haben sich gut entwickelt und sind zum 
Theil schon an dem neuen Wege Sebbe — Anfoi aus- 
gepflanzt worden. Die vor zwei Jahren eingeführten 
Brotfruchtbäume haben eine Höhe von 2 Metern, 
die vor etwa sechs Wochen aus Kamerun ange- 
kommenen gekeimten Brotfruchtkerne trieben in den 
Saatbeeten nach wenigen Tagen die ersten Spitzen 
und haben jetzt eine Höhe von 15 bis 20 Centi- 
meter erreicht. Ein für Kaffeeplantagen als 
Schattenspender sehr wichtiger Baum, der der Erde 
nicht soviel Feuchtigkeit entzieht wie die Banane
	        
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