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Postdampfern. Auf der Ausreise, wie auf der Heim-
fahrt laufen zwei deutsche Dampfer fahrplanmäßig
das Schutzgebiet an.
Von bedeutender Wichtigkeit für Handel und
Verkehr ist der jetzt gesicherte Bau einer Telegraphen-=
linie von Klein-Popo bis an die deutsch-englische
Grenze und damit der Anschluß an die englische
Linie Quitta—Acera und die HKabelstation der
Direct African Telegraph Company in Accra.
Der Bau wird voraussichtlich binnen kurzer Zeit
begonnen werden.
Hauptaus fuhrartikel. Die Hauptausfuhr=
artikel waren: Palmkerne, Palmöl, Gummi, daneben
wurden ausgeführt:
an Elfenbein 226 kg, Kopra 940 kg,
Piassava 330 kg, Häute 417 Stück, Schea-
butter 50 kg, Mais 2000 kg, Holz 2238 kg
und Erdnüsse 136 kg.
Die Gesammtausfuhr hat einen Werth von rund
2 764 543 Mk., die Gesammteinfuhr einen solchen
von 2214 775 Mk. gehabt.
112 Schiffe ankerten auf den Rheden des Schutz-
gebiels, wobei diejenigen, die verschiedene Plätze an-
liefen, nur einmal gerechnet sind. Darunter waren
91 Dampfschiffe mit einem Nettogehalt von
119 832 Tons, 16 Segelschiffe mit einem solchen
von 5 593 Tons und 5 Kriegsschiffe.
Einnahmen und Ausgaben. Die Einnahmen
des Schutzgebiets im abgelaufenen Etatsjahr beliefen
sich auf 218 034 Mk., wogegen der Voranschlag nur
143.000 Mk. betrug. Mithin sind 75 034 Mk.
mehr eingekommen als erwartet war.
Im Etatsjahre 1891/92 betrugen die Einnahmen
nur 146 539 Mk., also 71 495 Mk. weniger als
im jüngst verflossenen.
An Zöllen wurden vereinnahmt: 192 027,83 Mk.
An Firmensteuer: 21.000 Mk.
Der Rest entfällt auf Strafen und sonstige Ver-
waltungs-Einnahmen.
Verwaltung. Hand in Hand mit der allge-
meinen Entwickelung des Schutzgebietes hat sich der
ganze Verwaltungsapparat vergrößert. Das Personal
der Landeshauptmannschaft hat einen Zuwachs er-
fahren durch einen Materialienverwalter, der außer
seinen eigentlichen Geschäften auch die Ausbildung
der acht Mann starken Musikkapelle der Polizei-
truppe unter sich hat, sowie durch einen Techniker
zur Leitung der nothwendigen Bauten u. dergl.
Dem Vorsteher der drei Tagereisen im Innern, im
Westen des Schutzgebiets, belegenen wissenschaftlichen
Station Misahöhe ist ein wissenschaftlicher Assistent
beigegeben worden. Außerdem leitet im Osten
und Westen des Schutzgebietes je ein Weißer den
Wegebau.
Rechtspflege. Bezüglich der Rechtspflege
unter den Eingeborenen ist die Landeshauptmannschaft
in der Lage, die geringfügigen Streitigkeiten unter
ihrer Aufsicht durch die eingeborenen Häuptlinge
schlichten zu lassen. Größere Sachen werden durch
Schiedsspruch der Amtsvorsteher in Klein-Vopo und
Lome sowie der Leiter der Station geregelt und ge-
langen erst, wenn sich die Parteien dem Sxruch nicht
unterwerfen, vor den Landeshauptmann. Die Ueber-
weisung der kleineren Sachen an die Häuptlinge,
deren Urtheil sich die Parteien übrigens in den meisten
Fällen fügen, hat den Vortheil, daß die Gebräuche
der Eingeborenen berücksichtigt werden, und daß die
Regierung an Personal spart, ohne an Einfluß zu
verlieren.
Schulen und Missionen. Die Regierungs-
schule besteht aus drei Abtheilungen, von denen die
erste 14, die zweite 16 und die dritte 30 Schüler
ählt.
Mit geringen Ausnahmen ist der Schulbesuch
ein regelmäßiger; unerlaubte Versäumnisse sind
äußerst selten, erlaubte nicht häufig und meist Folge
von Erkrankungen. Seitens der Eltern wird dem
Schulbesuch der Kinder nur selten ein Hinderniß in
den Weg gelegt.
Die Wesleyanische Missionsschule wird von
180 Schülern und 40 Schülerinnen besucht. Nahezu
100 der Schüler erhalten in drei Klassen deutschen
Unterricht. Auch die Mädchen deutsch zu unter-
richten, ist wegen ihrer geringeren Begabung und ihres
schlechten Fassungsvermögens aufgegeben worden.
Die Wesleyanische Schule hat ebenfalls wenig
über Versäumnisse zu klagen und kann das Cutgegen-
kommen der Eltern in Angelegenheiten der Schule
und Schüler nur lobend anerkennen.
Der Leiter der Wesleyanischen Schule ertheilt
außerdem zweimal wöchentlich Abendunterricht an
Erwachsene, wie junge Handlungsgehülfen, Zoll--
aufseher u. s. w.
Die Zahl der Niederlassungen der Wesleyanischen
Mission beträgt drei. Die größte ist in Klein-Popo,
kleinere sind in Gridji und Porto Seguro. Ordent-
liche Mitglieder zählt die Mission 120, probeweise 125.
Außerdem besteht noch eine Bibelklasse, welche von
sonstigen Anhängern der Mission gebildet wird. In
der Kirche sammeln sich jeden Sonntag 200 bis
250 Personen. Für die Anzahl der Kirchenbesucher
ist die Kirche, welche auch als Schule benutzt wird,
zu klein. Die Mission beabsichtigt, auf einem ihr
hünstig gelegenen Platze eine dem Bedürfniß ent-
sprechende neue Kirche zu bauen.
Die katholische Mission, deren Personal zur Zeit
aus drei Priestern und acht Laienbrüdern besteht, hat
in Klein-Popo und Lome ihre Hauptniederlassungen.
An letzterem Ort hat sie bereits ein Gebäude errichtet,
während sie sich in Klein-Popo noch mit provisorischen
Bauten behilft; doch soll bei Beginn der trockenen
Zeit auch hier ein größerer Bau, der schon funda-
mentirt ist, fertiggestellt werden. Neuerdings ist in
Togo am Togosee eine dritte Niederlassung gegründet
worden. Sie liegt ungefähr 25 bis 30 Meter über
dem Seespiegel und bietet eine schöne Aussicht über
die Togodörfer, den Togosee und Porto Seguro bis