Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

den Guirui, stellte fest, daß der Gipfel dieses Berges 
3120 Meter über dem 1100 bis 1800 Meter hohen 
Ratronsumpf liegt, und fand zwischen 500 und 
200 Meter unter der Spitze ein mühsam zu passi- 
rendes Knieholz von Apaleen, Rhododendren und 
Farnen. Die höchste Erhebung war mit Alpen- 
gräsern bedeckt, ein Krater nicht zu finden. Im 
Südwesten dagegen waren in der Ferne drei, im 
Nordwesten zwei kraterartige Thäler sichtbar, deren 
eines später von dem Reisenden besucht wurde und 
Schlacken und Bimssteinmassen enthielt. Im Süd- 
westen und Norden sah Neumann mehrere Natron- 
sümpfe. 
Amn 23. Oliober wurde die Weiterreise angetreten 
durch die nördlichen Mangatidörfer, deren fast nackte 
Einwohner sehr freundlich und entgegenkommend waren. 
In Ufirmi traf der Reisende die beiden dort an- 
sässigen Elfenbeinhändler Köter und Sixdorf und 
sandte von dort elf Trägerlasten mit zoologischen 
Gegenständen ab. Von Ufirmi marschirte er nach 
Umbugwe, bis wohin die Kongoni-Kuhantilopen sich 
verbreiten. 
Die letzten Nachrichten vom 23. November lauten 
vom Westufer des Manyarasces. Neumann wollte 
von dort nach Nguruman auf die Fischersche Route 
und, alsdann am Guasso Nyiro aufwärts das Platean 
nach Westen überschreitend, am Mara abwärts nach 
Kawirondo am Victoria-Nyanza marschiren. 
  
nlima. und Gesundheitsverhältnisse Deuisch-Oflafrikas. 
In dem Klima Deutsch-Ostafrikas besteht ein 
durchgreifender Unterschied zwischen der Küste und 
dem flachen unmiltelbaren Hinterlande einerseits und 
dem weiteren Innern auf der auderen Seite. 
„Das Küstenklima kennzeichnet sich durch eine 
schwüle feuchte Tropenhitze, geringe Tagesschwankungen 
in der Temperatur, eine konstante hohe relative 
Feuchtigkeit und eine periodische Regelmäßigkeit der 
Niederschläge; ertröglich wird diese feuchte Hitze 
durch den beständig mehr oder weniger stark wehen- 
den Seewind. Tief eindringende Meereskreeks und 
Ftußmündungen geben in den flachen Niederungen 
vielfach Veranlassung zu Sumpfbildungen. 
IZIZZm weiteren Innern des Schubgebietes ist das 
Klima entsprechend den weiten wasserarmen Steppen 
und den mächtigen Gebirgszügen und hochgelegenen 
Plateaus zwar auch ein heißes, aber doch mehr 
trockenes. An Stelle der gleichmäßigen Treibhaus- 
temperatur im Küstengebiet herrschen hier beträcht- 
liche Tagesschwankungen in der Temperatur und 
Feuchtigkeit, besonders starke Abkühlungen in der 
Nacht. 
Die Gebirge sind infolge vieler wenig regel- 
mäsiger Niederschläge reich an Wasser. Sümpfe 
finden sich nur. spärlich am Fuße der Berge, wenn 
die Gebirgsbäche im Steppensande versiegen. 
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Es. bestehen demnach im Innern imnzweifelhaft 
weit bessere klimatische Verhältnisse als an der Küste, 
und wenn troßdem im verflossenen Jahre die Ge- 
sundheitsverhältnisse an der Küste günstiger als im 
Innern waren, so liegen die Gründe dafür auf 
anderem Gebicte und zwar sind es in erster Linie 
die an der Küste weit besseren Ernährungs= und 
Wohnungsverhältnisse, welchen dieses Ergebniß zu 
verdanken ist. Es wird sich auch jedem Laien als 
Thatsache aufdrängen, daß der Europäer das Tropen- 
klima desto besser erträgt, je besser er wohnt und 
je besser er sich nährt. Beides ist an der Küste in 
weit höherem Maße möglich als im Innern. Durch 
Aufwendung großer Mittel haben sich im verflossenen 
Jahre die Wohnungsverhältnisse an der Küste außer- 
ordentlich gebessert. Namentlich Dar-es-Saläm bietet 
mit seinen neuen hohen luftigen Beamtenhäusern, die 
in dem letzten Jahre den meisten, leider noch nicht 
allen Gouvernementsangehörigen zur Wohnung an- 
gewiesen werden konnten, so günstige Verhältnisse, 
wie sie besser kaum gewünscht werden können. Auch 
auf den anderen Küstenstationen ist in ähnlicher 
Weise, wenn auch nicht in demselben Maße für Ver- 
besserung den Wohnungen Bieles geschehen. 
Für die Ernährung bietet die Küste, wo in den 
größeren Plähen stets Damoferzufuhr stattfindet, 
ebenfalls weit bessere Verhältnisse als das Innere. 
Von welch großem Einflusse gute Wohnung und 
gute Ernährung ist, wird Jedem auffallen, der das 
gesunde Aussehen der Gouvernementsbeamten ver- 
gleicht mit dem Aussehen der in Inder= und 
Araberhäusern wohnenden Kleinkaufleute und Hand- 
werker. 
An der Küste ist ferner viel geschehen durch 
Austrockuung von Sümpfen, Zuschütten der kleineren 
und Anpflanzung von größeren sumpfigen Flächen 
mit begierig wasseranziehenden Pflanzen, wozu sich 
die hiesige Kokospalme recht gut eignet. 
In Dar-es-Saläm selbst ist durch Korrektion und 
Planirung von Straßen und Plätzen, Chaussirung 
und Bepflanzung, Wasserzufuhr und Ableitung, 
Anlage neuer Brunnen u. s. w. Manches zur 
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse gethan. 
Anders gestalten sich die Dinge im Innern. 
Hier sind die Wohnungsverhällnisse o Ernährungs- 
bedingungen weit ungünstiger. In den inneren 
Stationen wohnen die Europäer mit ihren Soldaten 
eng zusammengedrängt; die Häuser sind nach Art 
der Wohnungen der Eingeborenen zum großen Theil 
aus Fachwerk, mit Lehmwänden errichtet und mit 
Gras oder ähnlichem Material gedeckt; schützen nur 
unvollkommen vor den Unbilden der Witterung und 
den Ausdünstungen des Bodens und entbehren meist 
einer auch nur anspruchslosen Einrichtung. Hierzu 
kommt, daß die Stationen im Innern reine Militär- 
stationen sind, von denen aus vielfach militärische 
Expeditionen unternommen werden, welch Lettere 
die Europäcr mit ihren Soldaten“ zwingen, viele 
Nächte, selbst Wochen und Monate lang zu biwa-
	        
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