Nach eiiigen Monaten mußte derselbe aber krank
zurückkehren, ohne irgend welchen Erfolg gehabt zu
haben, und ich erlitt bei diesem Versuch einen großen
Verlust. Ebenso Ende 1891 überstiegen, als ich
einen meiner besten schwarzen Angestellten mit einer
Reihe von Lastträgern ins Innere sandte, doch die
Transportlosten bei Weitem den Gewinn der aller-
dings billigen Einkäufe. Eine Konkurrenzfirma
unterhielt eine kurze Zeit eine Faktorei in Bismarck-
burg selbst, gab dieselbe aber auch bald wieder auf,
da der Trägerlohn pro Mann 30 Mark betrug.
Ich bin nach meinen bisherigen afrikanischen Er-
fahrungen fest überzeugt, daß sich keine Handels-
expeditionen — auch die neue Kameruner Gesellschaft
nicht — bezahlen werden, bis nicht gute Verbindung
mit der Küste vorhanden ist.
Wenn man noch irgend eine Garantie hätte,
daß die Reichsexpeditionen stets verständig geleitet
würden, gut auskämen und Nutzen brächten, ginge
die Sache noch an, aber jeder verunglückte Zug —
und wie viele derselben haben wir schon gehabt —
erheischt eigentlich eine neue Expedition, welche doch
selbft bei besonnener ruhiger Führung die Ei=
geborenen mehr oder weniger beunruhigen muß und
unendliches Geld verschlingt. Ich will natürlich
das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und gebe
selbstredend zu, daß bei besonderen Veranlassungen
auch eine Expedition ins Innere gerechtfertigt sein
mag. Aber Expeditionen auszurüsten, um das Hin-
terland mehr unter deutsche Botmäßigkeit zu bringen,
kann ich nicht billigen. Die Grenzen sind ja fast alle
festgelegt, und allmählich wird das ganze Innere
sowieso von der Küste her geöffnet.
Die hiesige und Hamburger Kaufmannschaft ver-
hält sich unseren Kolonien gegenüber leider sehr kühl,
doch wohl zum größten Theil, weil ihnen das Vor-
wärtsdrängen nicht richtig erscheint, wo eine ruhige,
allmähliche Entwickelung viel mehr am Platze wäre.
Uns selbst — mir persönlich jedenfalls — macht
es doch viel mehr Frende, daß wir in Togo solche
Erfolge erzielt haben, ohne Reichszuschuß und unter
den in Ihrem Artikel so angegriffenen Sparsamkeits-
system. Ich habe mich vor einigen Monaten noch
sehr eingehend mit Gouverneur Zimmerer über die
Kameruner Verhältnisse unterhalten und ich habe
aus unserer Unterhaltung den Eindruck gewonnen,
daß die in Tego angewandte Manier dort auch sehr
am Platze sei, und daß besonders die Plantagen dort
viel versprechen. Gouverneur Zimmerer war vor-
her einige Jahre Kommissar von Togo, und ist seiner
Verwaltung zum großen Theile mit die günstige Ent-
wickelung unseres Gebietes zu danken.
Vor allen Dingen — und darauf legt man bei
uns in Europa viel zu wenig Gewicht — wird es
darauf ankommen, daß die hinausgesandten Beamten
und Offiziere verständig und besonnen mit den Ein-
geborenen umgehen, wenn wir in unseren Kolonien
gute Erfolge haben wollen. Die im Reichstage vor-
gebrachten Klagen sind leider nur allzu berechtigt,
131
und bin ich fest überzeugt, daß mancher Mißersolg
hätte vermieden werden können, wenn die Einge-
borenen nur immer so behandelt würden, wie es wün-
schenswerth wäre. .
Aus dem Vorhergehenden dürfte nun wohl zur
Genüge nachgewiesen sein, daß wir bei der von der
Regierung bei uns und in Kamerun eingeschlagenen
Kolonialpolitik sehr gut fahren, und kann ich mich
nur der Meinung des Gouverneurs Zimmerer und
unseres Kommissars v. Puttkamer, welche wirklich
in ihren Stellungen am richtigen Platze sind, an-
schließen, daß alle Expeditionen, besonders alle krie-
gerischen, ins Innere nur im äußersten Nothfalle
stattfinden dürften, und daß alle versügbaren Mittel
dazu verwendet werden müssen, von der Küste gute
Verkehrswege ins Innere zu schaffen, mit deren
Hülse dann von selbst eine Erschließung desselben
kommen wird. Wenn die Regierung uns aber noch
einen großen Gefallen thun will, dann schickt sie uns
keine als oschneidig- bekannten Herren in die Kolo-
nien; ich habe wenigstens den Nutzen, den dieselben
geschaffen haben, bis jetzt noch nicht einsehen können.
Zum Schluß möchte ich mir nun noch erlauben,
auf eine Sache zurückzukommen, die mir oft im Sinn
gelegen hat. Für Plantagen ist im deutschen Gebiet
sehr viel Geld ausgegeben und noch kaum irgend
welcher Erfolg zu verzeichnen. Wir im Togogebiet
haben auch eine ganze Reihe Plantagenunterneh=
mungen, welche im Allgemeinen gute Aussichten bieten.
Diese Anlagen — ich selbst besitze verschiedene —
sind spottbillig zu nennen, und doch haben wir im
Togogebiet bereits zwei verkrachte Plantagenunter-
nehmungen gehabt, welche angeblich 60 000 und
150 000 Mark verschlungen haben sollen. Ich kannte
die beiden Leiter, und ich kenne auch die heillosen
Fehler, deren dieselben sich schuldig gemacht haben.
Sollte es in Ostafrika nicht ähnlich liegen? Wozu
ist es nothwendig, große Kapitalien in Versuchen
anzulegen, welche noch nicht den Beweis der Ertrag-
fähigkeit geliesert haben? Ich habe vor einigen
Wochen eine Kaffeeprobe von den seinerzeit zuerst
versuchsweise im Togogebiet gepflanzten Bäumen
erhalten, und wurde dieselbe von den Händlern sehr
günstig auf 85 bis 96 Pfennige pro Pfund taxirt.
Trotzdem würde ich mich doch nicht eher für berech-
tigt halten, anderen Leuten die Anlage von Kaffee-
plantagen dort zu empfehlen, bis nicht meine große,
etwas jüngere Pflanzung eine Ernte ergeben hat, die
einen guten Gewinn zeigt.
Unsere ganzen landwirthschaftlichen Versuche dort,
welche sich auf Kassee, Tabak, Indigo, Baumwolle
u. s. w. erstreckten, und welche ich für gemeinschaft-
liche Rechnung mit der Regierung machte, haben uns
sicher nicht mehr als 3000 Mark gekostet und trotz-
dem ein Resultat geliefert, daß eine Anlage größerer
Pflanzungen auf der Basis dieser kleinen Versuche
wünschenswerth und gerechtfertigt erschien.“