Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Lamu hat etwa 5000 Einwohner und besitzt einen 
bedeutenden Handel, namentlich in Gctreidc. 
Nahe der deutschen Grenze, ungefähr 30 engl. 
Meilen vom Kilimandjaro liegt Taweta. Es be- 
siteht aus einem Waldviereck und enthält elwa 
10 engl. Quadratmeilen gelichteten Boden, auf dem 
Bananen, Mais, Bohnen, Hirse, Yams, süße Kartoffeln, 
Zuckerrohr und Tabak wachsen. An Vieh finden 
sich Rindvieh, Schafe und Ziegen. Geschützt wird 
es durch ein dichtes, nur von vier schmalen Zickzack- 
wegen durchzogenes Jungle, das es von allen 
Seiten umgiebt. Es ist ein beliebter Karawanenplatz. 
Die Landschaft Ukambani, 3000 bis 7000 engl. 
Fuß über dem Meeresspiegel, und mehr noch Kikuyn, 
das 6000 bis 9000 Fuß hoch liegt, eignen sich nach 
Klima, Boden= und Wasserverhältnissen für europäische 
Kolonisation. 
Die Massai mögen sich insgesammt auf eine 
halbe Million belaufen. Es sind große kräftige 
Leule mit edlen Zügen. In den leßten Jahren 
hat die Rinderseuche ihren Hauptreichthum ver- 
nichtet. 
Sotik ist zum größten Theile ein higeliges 
Weideland, Nandi ein Waldland. 
Im Norden ist Kawirondo stark bevölkert und 
fruchtbar, dagegen hat der Süden einen dürftigen 
Boden und eine schwache Bevölkerung. 
Uganda liegt in Form eines Halbmondes an 
dem nordwestlichen Ufer des Victoria Nyansa. Die 
Hauptstadt heißt Mengo, nahe bei ihr befindet sich 
der Hügel Kampala, auf welchem die Kompagnie 
ihre befestigte Station errichtet hatte. Zu Uganda 
gehören noch folgende Außengebiete: Buddu im Süden. 
Chagwe im Norden, dem Inlande zu Bulamwezi, 
Singo und Bwera. Die landschaftliche Schönheit 
von Uganda wird von allen Reisenden, die es besucht 
haben, mit begeisterten Worten geschildert. Auch hat 
es sich nach ihren Beschreibungen einer verhältniß- 
mäßig hohen Kultur zu erfreuen. Unzählige Fuß- 
pfade durchqueren das Land und geben ihm ein 
eigenartiges Aussehen. Die Fortbewegung geschieht 
ausschließlich zu Fuß oder in Sänften oder zu 
Wasser. Die Bewohner der Sese-Inseln sind die 
besten Schiffer und verfertigen zugleich die lediglich 
durch Paddeln fortgetriebenen Fahrzeuge. Der üb- 
liche Weg nach Uganda führt durch deutsches Gebiet; 
von Mombasa wird es heutzutage in drei Monaten 
erreicht. Flora und Fauna sind reich. Bis jetzt hat 
der Handel hauptsächlich in Elfenbein bestanden, das 
gegen Pulver, Zeug, Gloskugeln und Draht ein- 
getauscht wird. Ueber die Bevölkerungszahl schwanken 
die Angaben der Reisenden. Stanley schätzte sie im 
Jahre 1875 auf weniger als eine Million, der 
Missionar Wilson im Jahre 1879 auf 5 Millionen. 
Wahrscheinlich beträgt sie jeht 300 000. Die Re- 
gierung des Landes ist ein Feudalsystem. Die ur- 
sprüngliche Religion ist der Glaube an einen großen 
Geist, der zu erhaben gedacht wird, um verehrt zu 
  
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werden, so daß eine Anzahl untergeordneter Geister, 
die Wald-, Wasser= und Platz-Gottheiten sind, an- 
gerusen werden. Es giebt jetzt vier Religionsparteien. 
Am schwächsten sind die Heiden, die übrigen sind 
die Mohammedaner, die Protestanten und die Katholiken. 
Lettere sind die zahlreichste Partei. 
Usoga ist ein Land von großer Fruchtbarkeit 
und gilt als der „Fleischtopf“ von Uganda. Es ist 
diesem tributpflichtig. — Unyoro wird von dem 
kriegerischen Kabrega regiert. In vielem Uganda 
ähnlich, steht es ihm in der Entwickelung doch nach. 
Ueber das ganze nördliche Gebiet von Britisch= 
Ostafrika ist die Kenntniß äußerst dürftig. 
Britisch-Ostafrika ist mit Europa durch britische, 
französische, deutsche und portugiesische Dampfer ver- 
bunden. Der Tana und der Juba sind bis zu 
200 engl. Meilen von der Küste aufwärts schissbar. 
Sonst wird der Verkehr mit dem Innern aus- 
schließlich durch Karawanen vermittelt, Packthiere 
können bei diesen nur ausnahmsweise benutzt werden. 
Hinsichtlich der Produktionsfähigkeit des Landes 
müssen drei Zonen unterschieden werden. Die Küste, 
das hochgelegene Binnenland, das Berggebiet. An 
der Küste können namentlich Reis, Mais, Hirse 
Faserpflanzen, Sesam, Erdnüsse, Tabak, Orseille, 
Bananen, Fruchtbäume, Baumwolle, Kokosnußbäume 
kultivirt und Kautschuk, Gummi und Häute ge- 
wonnen werden. Im hochgelegenen Binnenland, zu 
dem Ukambani, Kikuyn, Kawirondo, Uganda und 
das Seengebiet zu rechnen sind, lassen sich Kaffer, 
Thee, Zuckerrohr, Chinabäume und Edelhölzer ziehen. 
Das Bergland kann Weizen, Gerste und die übrigen 
Erzeugnisse der gemäßigten Zone produziren. 
Eine große Plage für das Land am Tsando-Fluß 
ist während der nassen Jahreszeit die Tsetsefliege, 
deren Stich für alle Hausthiere, mit Ausnahme der 
Ziegen, verderblich ist. 
Tauschwaaren sinde Amerikanische Leinwand, die 
nach Doti zu 4 Ellen gerechnet wird. 10 Doti 
machen 1 Gora, von deuen 5 eine Trägerlast bilden. 
An der Küste gilt das Doti 1 Nupie, in Kikuyn 2, 
in Kawirondo 3, in Uganda 4. Indigofarbige 
Baumwolle, bunte Manchesterwaare, Tücher und 
Binden sind ebenfalls gute Handelsartilel. Im 
Massailande sind Eisen-, Kupfer= und Messingdraht 
begehrte Tauschgegenstände. Glasperlen werden überall 
genommen. Ferner sind hier zu nennen: Spiegel, 
Operngläser, Mausefallen, Schellen, Musikinstrumente, 
Bilderbücher und Schnupftabak. 
Außer den genannten Gegenständen ist Reis der 
einzige Importartikel, der in Mombasa von Bedeutung 
ist. Ausgeführt werden hauptsächlich: Hänte, Elfen- 
bein, Gummi, Kopal, Orseille, Mais, Hirse, sowie 
sonstiges Getreide, und von Sansibar Nelken. 
 
	        
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