Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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besuch eines englischen Rriegeschiffes in Dar.es-Salam. 
Zu dem diesjährigen Geburtstage Seiner Majestäl 
des Kaisers begab sich das britische Kriegsschiff 
Philomel“ von Sansibar nach Dar-es-Saläm. 
Am Vormittage des Festtages stattete das gesammte 
Oßfizierkorps der „Philomel“, begleitet von seinen 
mit herübergekommenen Gästen, einen Besuch bei dem 
siellvertretenden Kaiserlichen Gouverneur ab und 
wurde von diesem zu der anläßlich des Festtages 
stottfindenden Parade der Garnison geleitet. Bei 
der Parade machten die Haltung der Truppen sowie 
ihr Vorbeimarsch sichtlich einen vorzüglichen Eindruck 
auf die englischen Gäste. Herr v. Wrochem hielt 
eine Ansprache, die genan um Mittag mit dem 
.Hoch“ auf Seine Majestät schloß, zugleich gaben 
die im Hafen ankernden Kriegsschiffe und die Küsten- 
batterien den Ehrensalut ab. 
Gegen Abend fand ein Festessen statt, an dem 
die Spitzen der deutschen Behörden und die vier 
Nongältesten der britischen Deputation theilnahmen. 
Nach Beendigung des Diners wurde von den Kriegs- 
schiffen „Seeadler" und „Philomel“ ein Feuerwerk 
abgebrannt, das bei der klaren und vollkommen 
ruhigen Nacht eine großartige Wirkung ausübte; am 
User wurde ein Freudenfeuer angezündet, das mehrere 
Stunden lang brannte. Spät abends vereinigten 
sich alle Beamten mit Offiziersrang bei einer ge- 
meinsamen Feier, zu der auch sämmtliche britischen 
Osfiziere eine Einladung erhalten hatten. 
Erwähnung verdient, daß der französische Aviso 
„Papin“, der sich am 27. Januar im Hafen von 
Sansibar befand, zu Ehren des Geburtstages Seiner 
Majestät über die Toppen geflaggt hatte, obwohl 
kein deutsches Kriegsschiff im dortigen Hafen an- 
wesend war. Der „Papin“ hatte kurz zuvor einen 
Besuch in Dar-es-Salam abgestattet, bei dem sich 
ein angenehmer geselliger Verkehr mit den franzö- 
sischen Offizieren entwickelte. 
Ramerun. 
von der Station Vaünde. 
Von dem Leiter der wissenschaftlichen Station 
im südlichen Hinterlande von Kamerun, G. Zenker, 
sind neuerdings Nachrichten eingetroffen. Danach ist 
der ihm als Gehülfe beigegebene Gärtner Alois 
Staudt am 25. November v. Is. auf der Station 
eingetroffen. Zenker hofft nunmehr in nächster 
Zeit kleine Vorstöße in nördlicher und südöstlicher 
Richtung unternehmen zu können. Insbesondere 
beabsichtigt er, den Stamm der Mwelle zu be- 
suchen, welcher sehr ausgedehnt sein soll und dessen 
Gebiet reich an Elfenbein und Kautschuk ist. Ihre 
Sprache ist verschieden von derjenigen der Yauͤnde; 
es besteht zwischen beiden Stämmen ein gewisses 
Mißtrauen und deshalb kein Verkehr. Immerhin 
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haben einige Mwelleleute sich schon der letzten nach 
der Küste entsandten Karawane angeschlossen, so daß 
die Anbahnung eines Handelsverkehrs mit ihnen 
nicht ausgeschlossen ist. 
Die Voghe Velinghe, welche sich Feindselig- 
keiten hatten zu Schulden kommen lassen und des- 
halb bei Neuverproviantirung der Station durch 
den Sergeanten Lewonig bestrast wurden, haben 
sich ruhig verhalten und werden es nach Ansicht 
Zenkers nicht wieder wagen, Händler oder Träger 
der Station anzugreifen. 
Zenker vermeidet es mit Recht, in die inneren 
Angelegenheiten der Eingeborenen einzugreifen; nur 
wirkt er im engeren Umkreise der Station nach 
Kräften auf die Abschaffung der Unsitte hin, wonach 
beim Tod eines Familienoberhauptes Frauen und 
Sklaven getödtet werden. Er läßt es sich angelegen 
sein, gute Mannszucht unter der Stationsbesatzung 
aufrecht zu erhalten und Uebergriffe zu verhindern, 
durch welche erfahrungsmäßig die meisten Zwistig- 
keiten hervorgerufen werden. Dank diesen Be- 
mühungen ist die Sicherheit im Umkreise um die 
Station eine durchaus befriedigende, so daß er oft 
stundenweit ohne Begleitung zum Jagen, Botanisiren 
und Wegeaufnehmen Ausflüge macht. 
Kulturelle Versuche mit Gerste, Weizen und 
Durrah hatten gute Ergebnisse, ebenso solche mit den 
verschiedensten Gemüsearten und Blumen. 
Die von ihm Anfang v. Is. eingesandten 
Kaffeeproben (vergl. Kol. Bl. 1893 S. 275) 
sind in den nordwestlich gelegenen Gebirgswaldungen 
geerntet worden. Das Unterholz dieser Waldungen 
besteht zum größten Theile aus Kaffeepflanzen, 
welche die den Namen „Cazengo“ führende Sorte 
geben. Die zweite Art wächst mehr in den Thälern 
und zeichnet sich durch größere Blätler und Früchte 
aus; sie ähnelt dem Liberiakassee. Die Eingeborenen 
kennen weder den Anbau der Pflanze noch deren 
Verwendung. 
Zenker hat ein umfangreiches Wörterver- 
zeichniß des Yaünde, Banokö, Bati und Wute, 
sowie meteorologische Aufzeichnungen eingereicht. 
Mit nächster Gelegenheit wird er Sammlungen 
von Thieren, Vogelbälgen und Insekten absenden. 
Ueber dle Lage der Inlandstationen. 
Das Kaiserliche Gonvernement in Kamerun hatte 
Anweisung erhalten, in Zukunft regelmäßig nach 
Ablauf eines jeden Kalendervierteljahres über die 
Lage der Inlandstationen und namentlich über die 
lebten von einer jeden Station bei dem Gouverne= 
ment eingegangenen Nachrichten und den Bestand 
an Munition, Tauschartikeln und Lebensmitteln zu 
berichten. . 
Mit Bezug hierauf meldet der stellvertretende 
Gouverneur Leist unter dem 21. Januar d. Is. 
Folgendes:
	        
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