Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

kleinen Kamerunberges; es zeigt auch hier das Ge- 
birge ganz und gar denselben Charakter, den man 
in St. Thomé wahrnimmt, ist schluchtig, bewaldet, 
wasserreich, während das Massiv des südöstlichen 
Abhanges von 500 Meter bis 1500 Meter Höhe 
eine zusammenhängende geneigte Ebene darstellt, nur 
von wenigen kleinen, zur Zeit meiner Anwesenheit, 
Anfang März d. Is., trockenen Wasserrissen durch- 
zogen. 
Schlammanswürfe scheinen sonderbarerweise 
am meisten nach dem Innern zu, also hinter dem 
großen Kamerunberge, stattgefunden zu haben; 
wenigstens läßt die Erde in dem Gebirgssattel hinter 
Buc#a, sowie die Gestalt der in nordöstlicher Richtung 
von diesem Dorfe liegenden Berge darauf schließen. 
Schlammauswürfe vermnthe ich serner an einigen 
Stellen des kleinen Kamerunberges. 
Die bei St. Thome erwähnten granulirten 
Schlackenauswürfe kommen im Kamerungebirge eben- 
falls vor, in der Nähe von Viktoria und bei Bon- 
gongo wurden sie bemerkt; wo es zu umständlich ist, 
sich Sand vom Strande zu verschaffen, der auch erst 
in Süßwasser ausgewaschen werden muß, dienen sie 
bei Bauten als vorzüglicher Mörtelzusatz. 
Auch Aschenregen haben stattgefunden, ihre geringe 
Ausdehnung der Fläche nach um das Kap Dibundja 
herum, sowie die in verschiedenen Lagen der Asche 
sich vorfindenden sehr scharfen Pflanzenabdrücke, 
meist Blätter, lassen schließen, daß der Aschenfall 
gleichzeitig mit dem Mapanga-Lavaausbruch statt- 
gefunden hat, diese Lava floß in WSWNRichtung, 
die Asche, vom Winde getrieben, fiel zum großen 
Theil in das Meer, und nur zum kleineren blieb sie 
am Lande an geschützter Sielle liegen. 
Zieht man nun das Resultat der gemachten Beob- 
achtungen im Kamerungebirge und in St. Thomc, 
so findet man hier wie dort dieselben Bodenverhält- 
nisse, wenn auch die Gesteine in etwas veränderten 
Mengen; es ist also nicht einzusehen, warum Ersleres 
nicht ebenso anbaufähig sein soll als die letztgenannte 
Jusel. 
An Wasserreichthum steht das Kamerungebirge 
St. Thom nach, doch ist der relative Feuchtigkeits- 
hrad der Luft ganz gleich; viele auf der Reise ge- 
machte psychrometrische Beobachtungen in der anbau- 
fähigen Zone gaben stets über 80 Prozent. 
Ueber die jährliche Regenhöhe konnte ich keine 
bestimmten Angaben erlangen, doch nehme ich die- 
selbe nach den Aussagen nicht geringer an als in 
St. Thomé, von Kap Dibundja nordwärts, bei 
Bibundi herum, sogar etwas größer. Die Regen- 
monate sind verschieden, fast umgekehrt wie in St. 
Thomé, aber in den stets treibenden Tropen hat 
dies keinen Einfluß auf die Anbaufähigkeit, die 
Pflanze blüht eben, wenn der erste Regen kommt. 
Entschieden im Vortheil ist Kamerun gegenüber 
St. Thom in Hinsicht auf die an letzterem Orte zu 
beobachtende austrocknende Wirkung der Seebrise. 
Ich besuchte das Gebirge am Ende einer der längsten 
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jemals dagewesenen Trockenperioden und bemerkte fast 
nichts von deren schädigendem Einfluß auf die Vege- 
tation. 
Was die Ackerkrume der nach Victoria schauen- 
den Abhänge des Kamerungebirges etwas minder- 
werthig macht, ist der Umstand, daß in den Dörfern 
der Eingeborenen und in weiten Kreisen um dieselben 
herum sich kein Urwald mehr vorfindet, sondern nur 
ein verwildertes Terrain, geschaffen durch die Be- 
wohner, welche sich jedes Jahr einen neuen Platz 
zu ihren Kulturen aussuchen: Schilf, Gestrüpp, Gras 
bedecken den Boden und saugen ihn aus. Glücklicher- 
weise hat der Bewohner Bequemlichkeit nicht alle 
Bäume entfernt, gutes Nutz= oder Bauholz ist aber 
selten. 
Dichter stehen die Bäume da, wo steiniger Boden 
ist, oft gerade geeignet für Kaffee. 
Das Kamerungebirge hat mehr Aehulichkeit mit 
dem Bemen, der Heimath des Mokka, als St. Thom. 
Die Kulturen der Eingeborenen sind nicht groß, 
ein paar Bananen und ein Cocofeldchen; des oben 
angegebenen Umstands halber, und auch weil die 
Dörfer sehr weitläufig angelegt sind, nach Art der 
Gehöfte, womöglich jedes von einem halb lebenden, 
halb todten Zaun umgeben, ist doch recht viel ver- 
wildertes Land da; die Fläche, welche die beiden 
benachbarten Ortschaften Bucsa und Sopo einnehmen 
ist z. B. gewiß nicht geringer als 60 Quadratkilo- 
meter. — Sind also Theile des Landes, glücklicher- 
weise nicht immer die fruchtbarsten, für die in Betracht 
kommenden neuen Kulturen verwildert und etwas 
ausgesogen, so hat dies andererseits den Vortheil 
einer leichteren, schnelleren und billigeren Umrodung 
und Anpflanzung. 
Wenn nur irgend möglich, soll man sich übrigens 
mit einer Pflanzung nie in die Nähe eines Dorfes 
setzen, weil hieraus erfahrungsmäßig nur Zwistig- 
keiten mit den Eingeborenen erwachsen. 
An Land außerhalb der Ortschaften fehlt es ja 
vor der Hand nicht, sogar Land mit schönem Urwald, 
in welchem auch reichlich Nuthholz vorkommt; freilich 
ist das jetzt eingeführte fertig bearbeitete Fichtenholz 
billiger, hält aber betreffs der Danerhaftigkeit 
kleinen Vergleich mit gut ausgesuchtem einheimischen 
Holze aus. 
Schade ist es, daß man die wenigen im Kamerun- 
gebirge das ganze Jahr Wasser führenden Flüsse 
noch nicht genauer untersucht und deren Lauf fest- 
gestellt hat, so ist z. B. weder die Quelle, noch der 
Lauf des herrlichen Bimboflusses bekannt, welcher sich 
bei Victoria in die Ambasbucht ergießt. Dieser Fluß 
führt in der trockensten Jahreszeit noch etwa 30 
Kubikmeter des kühlsten (20,8° Celsius) reinsten 
Wassers in der Minute, troßdem die Länge seines 
Laufes wahrscheinlich 25 Kilometer nicht überschreitet. 
Ebenso ist der Lauf des Bucabaches (Mosoli) noch 
unbekannt; man glaubt, daß er sich in den Bimbia- 
Brackwasserarm ergießt, auch sein Lauf ist nicht über 
20 Kilometer lang. Die Quelle liegt oberhalb Buca, 
 
	        
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