Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Staatsminister v. Hofmann, Dr. Scharlach, 
v. d. Heydt u. A. eingebrachten Anträgen wegen 
event. Abänderung der Geschäftsordnung. Bei der 
sehr eingehenden Diskussion, an welcher sich außer 
den Antragstellern auch Geheimer Kommerzienrath 
v. Hansemann und der Vorsitzende betheiligten, 
ergab sich die völlige Uebereinstimmung der Ansichten 
dahin, daß es zur Erreichung der von den Antrag- 
stellern verfolgten Ziele einer Aenderung der Ge- 
schästsordnung nicht bedürfe. Um die Kontinnität 
der Sitzungsperioden aufrecht zu erhalten, soll die Er- 
nennung der Mitglieder sich unmittelbar an den Schluß 
der voraufgehenden Periode anfügen. Außerdem 
soll anstatt eines formellen Schlusses der einzelnen 
Session nur eine Vertagung eintreten, damit, wie 
dies im Jahre 1891 mit Erfolg geschehen sei, die 
von dem Kolonialrath zur Vorberathung einzelner 
Fragen eingesetzten Ausschüsse in der Zwischenzeit bis 
zur nächsien Einberufung ihre Thäligkeit fortsetzen 
könnten. 
Nach Schluß der Situng trat der Ausschuß für 
die Grundbuchordnung aufs Neue zusammen, ebenso 
war er auch Sonnabend den 9. Juni vormittags 
versammelt, um seine Aufgabe zu Ende zu führen. 
In der dritten Plenarsitzung, welche an diesem 
Tage nachmittags 3 Uhr ihren Anfang nahm, legte 
der Ausschuß verschiedene Anträge zu dem Eutwurf 
einer Grundbuchordnung für Deutsch-Ostafrika vor, 
deren Vertretung Assessor a. D. Lucas als Bericht- 
erstatter übernommen hatte. Da Plenum und Aus- 
schuß dem Grundgedanken des Entwurfs zugestimmt 
hatten, so bezogen sich die vorgeschlagenen Aenderungen 
ihrem Inhalt nach ausschließlich darauf, diesen Grund- | 
  
gedanken zu einem unzweifelhasten Ausdruck zu 
bringen. Eine längere Debatte erregte der in dem 1 
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Enkwurf enthaltene Vorschlag, daß der Gouverneur 
ermächtigt sein soll, allgemein und im einzelnen Fall 
an den Erwerb von Grundstücken seine Genehmigung 
oder Bedingungen zu knüpfen, wenn und soweit dies 
im öffentlichen Interesse nothwendig ist. Angesichts 
der noch unentwickelten Zustände in der Kolonie 
stimmte der Kolonialrath diesem Vorschlag zu, nahm 
aber zugleich eine Resolution an, welche die aus- 
nahmsweise Bedentung dieser Bestimmung beleuchtet 
und sie nur als eine transitorische Vorschrift be- 
zeichnet. Entwurf und Tarif wurden nach den 
Vorschlägen des Ausschusses angenommen und eine 
fernere Resolution genehmigt, welche die Kaiserliche 
Regierung behufs Ergänzung des Entwurfs um Er- 
laß einer Verordnung über die Zwangsvollstreckung 
ersucht. 
Wie seit Bestehen des Kolonialraths in früheren 
Jahren wurde auch diesmal ein ständiger Ausschuß 
nach Maßgabe der Geschäftsordnung gewählt und 
die früheren Mitglieder dazu ausersehen. Außerdem 
wurden zwei Anträge des Staatsministers v. Hof- 
mann angenommen, welche auf die Einsetzung zweier 
Ausschüsse abzielten, die während der Vertagungs- 
zeit über die Herstellung einer Schiffs-, Post= und 
Kabelverbindung mit Südwestafrika und den Ausbau 
des Schwachaubhafens, ferner über die Herstellung 
einer Eisenbahnlinie zur Erschließung von Ostafrika 
und endlich über die Grundsähe für die Aus- 
wanderung nach den deutschen Kolonien berathen 
sollen. Nachdem die Wahl der Mitglieder für diese 
Ausschüsse stattgefunden hatte, wurde die Sißung 
vertagt. Die Anberaumung der nächsten Sitzung 
wird von dem seitens der Kolonial-Abtheilung etwa 
vorzulegenden Material und von dem Ende der 
Arbeiten der Ausschüsse abhängig sein. 
A4 A A- 4 4 A. A A. . . A A. A. A. A. A. A. A. A. A. A. A.A. S. A. A. A. . E. A. A. A. A. A. 4. J. A. . A J. 4. A. A A A- A A . A A . 
Machrichten aus den deukschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Pltafrika. 
Expedition des Lieutenants Fromm. 
Einem Berichte des von einer Reise zum Nyassasee 
zurückgekehrten Lieutenants in der Kaiserlichen Schutz- 
truppe Fromm vom März d. Is. entnehmen wir 
Folgendes: 
Nachdem die Expedition in Ameliabai am 6. Fe- 
bruar ausgeschifft worden war, dampfle der „Her- 
mann von Wissmann“ am 7. südwärts weiter, nahm 
in Neuhelgoland um Mittag Brennholz und ankerte 
abends 6 Uhr in der Mbampabai, woselbst sich der 
Geologe Lieder mit seinen Leuten ausschiffte. Am 
8. wurde Likoma, der Hauptsitz der englischen Uni- 
versity) mission society, zum Holznehmen an- 
gelaufen und abends in Somba, woselbst ebenfalls 
eine Station der genannten Missionsgesellschaft sich 
befindet, geankert. 
  
Am 9. wurde Fort Macquire angelaufen. Es 
ist dies eine militärische Station der Administration, 
die niedrig und ungesund liegt und nur schwach be- 
festigt ist. Sie steht unter dem Befehl des Lieute- 
nants Edwards, der 70 Sikhs und etwa 250 
Frreguläre befehligt, und dient hauptsächlich zum 
Schutz gegen den Yaohäuptling Makamjira, der schon 
mehrfach geschlagen worden ist, sich aber immer noch 
feindselig verhält. Die früher sehr reiche und gut 
bebaut gewesene Umgegend von Fort Macquire ist 
gänzlich zerstört, verwüstet und verlassen. Hier 
trafen wir auch den Missionsdampfer „Charles 
Johnston“, auf welchem sich der erkrankte Bischof 
Homby befindet, der zur Wiederherstellung seiner 
Gesundheit nach England reist. 
Wir ankerten an demselben Tage in Monkeybucht, 
einem geschützten und geräumigen Hafenplatz mit 
einer Faktorei der African Lakes Trading Cor-
	        
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