Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Nichtamtlicher Theil. 
  
Perspual-Machrichken. 
Deutsch= Ostafrika. 
Der bisher in Deutsch-Ostafrika thätige Maschinen- 
Ingenicur Niedt ist aus dem Dienste des Kaiser- 
lichen Gouvernements ausgeschieden und beim 
Maschinen-Ingenieurkorps der II. Werftdivision zu 
Wilhelmshaven wieder eingetrelen. 
Der Schiffsbauer Zander auf der Station 
Langenburg ist am 6. April d. Is. an perniziösem 6 
Fieber verstorben. 
Ramerun. 
Der Krankenwärter Siepert ist aus dem Dienst 
des Kaiserlichen Gonvernements zu Kamerun getreten 
und hat das Schutgebiet am 13. Juni verlassen. 
Cogo. 
Der Zollamtsassistent 1. Klasse Gropp ist am 
5. Juni in Klein-Popo eingetroffen und hat sofort 
seine Dienstgeschäfte bei der Kaiserlichen Landes- 
hauptmannschaft übernommen. 
  
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Südwestafrika. 
Der Regierungsassessor Köhler, beaustragt mit 
den Geschäften des Kanzlers für das Schutgebiet 
von Südwestafrika, ist auf kurze Zeit in die Kolonial- 
Abtheilung des Auswärtigen Amts zur Hilfeleistung 
cinberufen worden. 
  
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Vachrichten aus den deukschen Schutgebieken. 
Deutsch-Hltafrika. 
Don der wissenschaftlichen Erxpedition Gskar Neumanns 
sind endlich aus dem nördlichen Kavirondo im Norden 
des Victoria-Nyansa Nachrichten eingelaufen. Be- 
kanntlich hat Neumann allein eine Karawane aus- 
gerüstet, um zoologisch und ethnographisch im Hinter- 
lande von Ostafrika zu sammeln und die Ergebnisse 
seiner Thätigkeit den Berliner Museen zuzuwenden. 
Das Königliche Museum für Naturkunde ist bereits 
in Besictz einer größeren Anzahl von sehr werthvollen 
Sendungen gelangt, welche namentlich an Wirbel- 
thieren ganz außerordentlich interessantes Material 
enthalten und eine Anzahl neuer Arten wie Lopho- 
ceros neumanni, Galago zanzibaricus, Procavia 
neumanni, Herpestes neumanni u. s. w. in die 
Wissenschaft eingeführt haben. Neumann hatte am 
7. Dezember 1893 Mgogo, einen prächtig am Fuße 
des Mutiekplateau, einen starken Tagemarsch vom 
Nordende des Manyara-Sees, gelegenen Lagerplat 
verlassen, wo unendlich viele Zebras und Guus, 
zahllose Grant-Gazellen, vereinzelte Kuh= und Suara- 
Antilopen das Auge des Jägers entzückten. Durch 
dichte, von den dunkelgrünen Tumbili-Meerkatzen be- 
lebte Wälder ging der Marsch nach Lölöln und von 
dort über eine mit Sand und feinem Natronstaub 
erfüllte Steppe nach Ngaruka und zum Kavinjiro, 
einem erloschenen Vulkan, wo in einem alten Lava- 
strome zahlreiche Regenwasserlöcher der Karawane 
willkommene Labung boten. Hier wurden große 
Zebra= und Guuheerden ausgescheucht. 
Nach einem starken Marsch lagerte er am Fuße 
des Doenyo Ngai, des einzigen in Afrika noch thä- 
tigen Vulkans, ohne Wasser auszufinden, und brach 
dann nach dem an einem kleinen nach Norden in 
den Natronsee fließenden Bache gelegenen Ndalalani 
auf. Von hier aus machte der Reisende einen Aus- 
flug auf den Vulkan. Die Besteigung gelang nicht 
vollständig, da wegen der großen Steilheit und der 
Brüchigkeit der mit Natron bedeckten oberen Lava 
ein Erreichen des Gipfelkraters an dieser Seite nicht 
möglich war. Immerhin wurde ein kleines Dampf- 
loch etwa 150 Meter unter der Spitze erreicht. Am 
Fuße des Doenyo Ngai, deulsch „Himmelsberg“, 
treiben große Heerden von Pavianen ihr Wesen. 
Dieselben sind kurzbeinig, gedrungen, mit langen, 
weichen, schwarz und gelbbraun melirten Rückenhaaren 
und haben die Wangen stark eingebuchtet. Sie ge- 
hören einer anderen Art an als die bei Tanga, 
Mpwapwa und Irangi beobachteten. Diese Art ist, 
wie später erlegte Stücke beweisen, nach Norden bis 
Kawirondo verbreilet und vielleicht mit dem von 
Lamm beschriebenen Papio ibeanus Thos identisch. 
Von einigen halb verhungerten Massaiweibern, welche, 
um Fleischabfälle betteind, ins Lager kamen, wurden 
interessaute Thatsachen über Ausbrüche des Vulkans 
eingezogen und festgestellt, daß im letzten Jahrzehnt 
noch solche stattgefunden haben. 
Am nächsten Lagerplat Jumba Msingi am Fuße 
des Kilonito auf der Westseite des Natronsees 
hatte Neumann das Glück, ein in das Lager ein- 
dringendes Nashorn sieben Schritt vor seinem Zelte 
niederzuschießen. Das Ungeheuer war auf die Rinder 
losgestürzt, mit diesen in das Lager eingedrungen, 
hatte eine Kuh getödtet und wurde gerade noch zur 
rechten Zeit von seinem Schicksal ereilt; denn schon 
begannen die Träger in blinder Angst um sich zu 
feuern, und derartige Schießereien können sehr leicht 
Unglück anrichten. 
Ueber Pinnini ging es weiter nach Nguruman, 
einer Kolonie ackerbantreibender Massai, der Wakuafi, 
wo Neumann freudig begrüßt wurde; man hielt 
 
	        
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