Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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schwächten Wurzeln vorziehen und leichter ganz zu 
vernichten vermögen. 
11. Engerlinge. Melolontha und verwandte 
Gattungen z. B. Leucopholis tc. 
Es sind dies Verwandte unseres Maikäfers, wovon 
es in den Tropen eine große Menge Arten giebt, 
deren Larven häufig ungemeinen Schaden in den 
Kaffeepflanzungen anrichten. Die durch sie hervor- 
gerufene Krankheit wird in englischen Kolonien meist 
als grub-pest bezeichnct; allein von Ceylon werden · 
sechs Melolontha-Arten und im Ganzen 15 bis 20 
Arten der Verwandtschaft angeführt. Nach der Farbe 
unterscheiden die Pflanzer meist weiße und graue 
Engerlinge, jedoch sind auch die Größenverhältnisse 
der Larven wie auch der entwickelten Käser sehr 
verschieden, und letztere sind ½ bis 1½ mal so groß 
wie unsere Maikäfer, von ähnlicher Form, und 
meist bräunlicher oder kupferfarbiger Färbung und 
häufig gestreift oder gefleckt. Besonders in humus- 
reichem, nicht allzu bündigem leichten Lehmboden 
treten die Engerlinge massenhaft auf; die eben aus 
den Eiern ausschlüpfenden Larven leben längere Zeit 
von zersetzten Pflanzentheilen, erst später greifen sie 
die Wurzeln der lebenden Bäume an. Je weniger 
todtes Holz sie finden, um so mehr wenden sie sich 
den lebenden Wurzeln zu. Hierdurch werden die 
Blätter gelb und allmählich sterben erst die sekun- 
dären, dann die primären Zweige ab, namentlich 
wenn das Wetter trocken ist; erst nach 3 bis 4 Jahren 
erholen sich solche Pflanzen, wenn man nicht recht- 
zeitig gegen die Engerlinge zu Felde zieht. Während 
der Maikäser bei uns 3 Jahre als Engerling zu- 
bringt, ist die Enkwickelung der kropischen Verwandten 
lürzer, einige kleinere Arten leben nur 10 Monate 
als Engerling, andere entwickeln sich in einem Jahre, 
eine Art, die 1½ mal größer ist als unser Mai- 
käfer, braucht aber gleichfalls etwa 3 Jahre zur 
Entwickelung. 
Man vernichtet entweder die Engerlinge oder die 
Käser; dem Puppenstadium ist schwer beizukommen, 
da die Thiere zu dieser Zeit tief in der Erde ein- 
gegraben sind. 
Das Ausgraben der Engerlinge ist zwar eine 
mühsame Arbeit, aber das einzig wirklich sichere 
Mittel; während einige Kulis nur vier Bäume 
pro Tag säubern können, bringen es andere auf 
70 Bäume. Man schüttet beim Graben die Erde 
zu 6 bis 9 Zoll hohen Wällen auf, und durchwühlt 
letztere mit lanzetlförmigen Holzstäbchen; die Enger- 
linge wirft man in kleine Körbe und tödtet sie 
nachher durch heißes Wasser. Man muß das Um- 
graben, wobei natürlich der Wurzeln wegen scharfe 
Instrumente zu vermeiden sind, so oft wiederholen, 
als noch Engerlinge in Menge vorhanden sind. 
Man hak versucht, durch Kalkdüngung die Thierc 
zu tödten, was aber mißlang. Dünger in Löcher 
eingegraben lockt die Engerlinge an, und so kann 
man sie massenhaft fangen; auch überstehen die 
  
Bäume bei guter Düngung besser dem durch die 
Engerlinge angerichteten Schaden. 
Pariser Grün tödtet zwar die Engerlinge, jedoch 
ziehen sie sich meist vorher zurück; es wird empfohlen, 
dem Dünger etwas Pariser Grün zuzusetzen; auch 
Karbolsäurepulver, auf den Boden gestreut, vertreibt 
die Engerlinge ganz oder treibt sie wenigstens in 
größere Tiefen hinein. Verbrennen von Gras da- 
gegen hat sich als nußlos erwiesen. 
Viele Engerlinge werden von Wildschweinen, 
Spinnen, Eidechsen, Vögeln 2c. getödtet, namentlich 
ist es gut, Hühner in die Pflanzung zu treiben. — 
Ferner werden eine Unmasse Engerlinge von zwei 
Pilzen getödtet, von denen der einc als ein weißes 
Mveelgeflecht das Thier umzieht, während der andere, 
Cordiceps Barnesii, von dem Kopfe des Enger- 
lings aus zu einem langen keulig verdickten Stiele 
auswächst. 
Die Käser fängt man am besten, wenn sie 
schwärmen. Nach ihrem abendlichen Fluge fallen 
sie mit Vorliebe auf großblättrige oder harzige oder 
wohlduftende Pflanzen nieder, besonders auf allein- 
stehende oder die Wege begrenzende Bäume. 
Namentlich die Bäume von Cinchona succi- 
rubra, die man häufig in den Kaffeepflanzungen 
an den Wegen siehen hat, werden bevorzugt, auch 
Rosen rc. Uebrigens soll es genügen, an den Wegen 
5 Fuß hohe Stangen aufzustellen, an denen oben Bündel 
von Allang-Allang-Gras angebunden sind. Man läßt 
diese Bäume von den Kulis schütteln und setzt Preise 
für das Sammeln aus. — Auch während des Tages 
kann man sie suchen lassen, sie sitzen dann entweder 
an der Unterseite der Blätter oder namentlich die 
trächtigen etwas unter der Erdoberfläche. 
Auch den Käfern wird übrigens von Vögeln 
und Fledermäusen sehr nachgestellt, jedoch in ge- 
ringerem Maße als den Engerlingen. Es verhält 
sich übrigens auch in den Tropen so wie bei uns, 
daß auf maikäserreiche Jahre wieder solche folgen, 
in denen sie selten sind; nur daß sich daselbst öfters 
mehrere solcher Jahre, in denen sie häufig sind, an- 
einanderschließen, was eine Folge der meist nur ein- 
jährigen Entwickelungszeit ist, während bei uns ja 
nur jedes 3. oder 4. Jahr als Maikäferjahr gilt. 
12. Rosenkäser. Arten der Gattung Cetonia. 
Diese meist schön gesärbten, den Maikäfern an 
Größe nachstehenden, aber an relativer Breite über- 
treffenden Käfer treten in Ceylon zuweilen ganz 
massenhaft auf und verursachen viel Schaden. Die 
graue, mit einem röthlichen Haaranflug bedeckte 
Larve sieht dem Engerling sehr ähnlich, aber der 
Kopf ist kleiner und die sechs Beine sind kürzer; 
auch sie nährt sich von den Wurzeln des Kaffee- 
baumes; ferner ist auch der Käfer dadurch schädlich, 
daß er die Blüthen des Kaffees aufressen soll. Da 
es ein am Tage fliegender Käfer ist, so wird als 
bestes Mittel empfohlen, durch Knaben auf den 
Wegen der Plautagen mit Tüchern oder Säcken die
	        
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