Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Eingeborenen erklärten sofort, daß ihnen eine ähnliche 
Heimsuchung wie vor 20 Jahren bevorstehe. In 
der Osterwoche wimmelte es schon überall von den 
jungen Heuschrecken, die Alles zerstörten. Selbst die 
harten Blätter der Ananas und Pahmen verschonten 
sie nicht. Mais= und Reisfelder wurden vollständig 
aufgefressen. Man mußte die Brunnen vor ihnen 
bedecken und die Häuser fest verschlossen halten. Die 
Eingeborenen haben große Mengen der Thiere ge- 
tödtet und verzehrt, ohne dadurch ihre Masse zu 
vermindern. Es ist sofort Kassawe gepflanzt worden, 
doch gedieh sie bei der gerade herrschenden Trocken- 
heit nur langsam. Von Juli bis Dezember ist die 
Bevölkerung auf Einfuhr von Lebensmitteln ange- 
wiesen, nur wenige besitzen Vorräthe für einige 
Monate. Man hoffte, daß die Thiere im Juli nach 
dem Wachsen der Flügel wegfliegen würden. Die 
Eingeborenen glauben, daß die Plage eine Strafe 
der Zauberer dafür sei, daß nach des Häuptlings 
Kimweres Tod der übliche Krieg nicht stattgefunden 
habe. Die Beschäftigung der Eingeborenen seitens 
der deutschen Kolonialverwaltung, wodurch sie ihren 
Lebensunterhalt zu verdienen in der Lage sind, er- 
weist sich als sehr nüßlich. Wie mitgetheilt, ist von 
dem Gouvernement auch für Zufuhr von Lebens- 
mitteln Sorge getragen. Die englische Mission 
sammelt ebenfalls allenthalben für die Hungernden 
und hat im Mai 40 000 Pfund Reis aus Bombay 
kommen lassen. 
Katurwissenschaftliche Zammlungen. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist 
am 4. Juli d. Is. abermals eine Sendung Natura- 
lien, welche Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelt 
hal, zugegangen. 
Die Sammlung enthielt: 
14 Säugethierfelle mit Schädeln, 
44 Vogelbälge, 
1 Amphibienskelett, 
550 Düten und 50 Rollen mit Insekten, 
hauptsächlich Schmetterlingen, ferner 
Orthopteren, Odonaten, Hymenopteren 
und Koleopteren, 
12 Mollusken. 
Die Konservirung der Thiere ist im Ganzen gut. 
Die Schmetterlinge und Odonaten sind zum Theil 
in zu kleinen Düten verpackt, wodurch ihre Flügel 
gelitten haben. Unter den Vögeln ist eine sehr seltene 
Spezies; die übrigen Thiere gehören bereits bekann- 
ten Arten an. 
Bei der zoologischen Sammlung des Museums 
für Naturkunde ist von dem Forschungsreisenden 
Oslkar Neumann wiederum eine Sendung zoolo- 
gischer Gegenstände aus Ostafrika als Geschenk ein- 
gegangen. Sie enthielt eine große Anzahl Säuge- 
  
thierbälge, Schädel und Gehörne von 55 verschiedenen 
Spezies, viele Vogelbälge, Reptilien und Amphibien 
sowie Schmetterlinge, Käser, Hymenopteren und 
Dipteren. Die Obiekte sind größtentheils sehr gut 
präparirt und bilden eine werthvolle Bereicherung 
der erwähnten Sammlung. Unter den Säugethieren 
sind 14 neu für die Sammlung, zwei neu für die 
Wissenschaft. Auch die Vogelsammlung ist in wissen- 
schaftlicher und materieller Hinsicht äußerst werthvoll, 
da sie aus einem noch wenig erforschten Gebiete 
stammt. Eine größere Zahl von Vogelarten ist durch 
sie zum ersten Male für Ostafrika nachgewiesen, auch 
befindet sich darunter ein neu entdeckter Nashornvogel, 
der Lophocerus Neumanni benannt worden ist. 
Die Reptilien und Amphibien sowie auch die In- 
sekten sind besonders dadurch werthvoll, daß ihre 
Fundorte genau angegeben sind. 
  
Ramerun. 
Ueber die Lage der Stationen im zweiten OQuartale 1894 
berichtet der Kaiserliche Gonverneur: 
1. Rio del Rey-Station ist nunmehr völlig 
ausgebaut und gut verproviantirt. Das Gleiche 
gilt von der Station 
2. Lobe (Ndobe). 
3. Idia habe ich durch Chartern des Motors 
und des Leichters von Jantzen & Thormählen auf 
mehrere Monate verproviantirt und mit einigen alten 
Möbeln versehen. Der Dampfer „Soden“ befindet 
sich augenblicklich in Neparatur und konnte daher 
für den Transport nicht verwendet werden. 
4. Station Campo mußte ebenfalls durch 
„Gertrud Woermann“ auf mehrere Monate ver- 
proviantirt werden. 
5. und 6. Lolodorf und Ydaunde sind ver- 
proviantirt. 
Lieutenant Dominik wird in diesem Monate 
mit dem Gros der Sudanesen dahin marschiren. 
7. Station Batom habe ich eingezogen und 
dafür Mundame wieder besebt. Die Leitung dieser 
Station ist dem bisherigen Leiter der Station Batom, 
Jürgens, übergeben. 
Toguo. 
Erforschung des Innern. 
Ueber seine Reise durch die Oti-Niederung be- 
richtet Lieutenant v. Doering aus Bismarckburg 
unterm 22. Mai d. Is. Folgendes: 
Am 12. v. Mts. brach ich von der Station mit 
der Absicht auf, das Gebiet zwischen Kalabo Asuoho 
und Oti auf dem erkundeten Wege Beroniasi—Dam- 
babi— Kete zu durchqueren. Von letterem Orte, an
	        
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