Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Wasserplatz findet sich etwa 15 km jenseits Buiti. 
Von Kitivo aus umgeht die Straße den nahen 
Mbaramufelsberg und gelangt nach dem oben er- 
wähnten Orte Muasi. 
Die am meisten begangene Kilimandjaroroute ist 
diejenige von Tanga über Masinde und Kisuani. 
Wiewohl der seit alter Zeit bestehende lebhafte Ver- 
kehr zwischen beiden Endpunkten mit dem Erscheinen 
der Europäer insofern zurückging, als die Ausfuhr 
von Sklaven, die neben Elfenbein den ausschließlichen 
Gegenstand des Großhandels bildeten, beeinträchtigt 
und schließlich ganz verhindert wurde, so hat doch 
im Laufe weniger Jahre eben die Invasion der 
Deutschen einen neuen, stetig zunehmenden Verkehr 
ins Leben gerufen. Der vorzügliche Hafen Tangas, 
wohl der beste unserer ganzen Küste, macht in Ver- 
bindung mit dem nahegelegenen fruchtbaren Hinter- 
lande diesen Platz zum Brennpunkl wirthschaftlicher 
Unternehmungen. Es scheint, als wenn von dort 
aus die intensivste Kulturarbeit im Schutzgebiet aus- 
gehen sollte. Namentlich der Umstand, daß die durch 
Gesetz vom 1. Februar 1890 seitens des Reiches 
subventionirte „Deutsch-Ostafrikalinie“ Tanga als 
nächsigelegenen Hafen der Kolonie unmittelbar mit 
dem Mutterlande verbindet, wirkt belebend auf alle 
Unternehmungen. Eben dieser Umstand wird auch 
stets Tanga zum wichtigsten Ausgangspuult der 
Kilimandjaroverbindung machen. Die gewöhnliche 
Route, welche Usambara im Süden umgeht, hat 
zwar den Nachtheil erheblicher Umwege, allein sie 
führt, soweit dies überhaupt möglich ist, durch oder 
an bewohnten Gebieten entlang, so daß nur in der 
zweiten Hälfte ein unvermeidlicher Proviant= und 
Wassermangel zu beklagen ist. Bis Masinde treten 
ausschließlich im letzten Theil der Etappe (Maurui— 
Masinde) durch das Passiren mehrerer Bäche und 
des Madumusumpfes lokale Hindernisse auf. Von 
Masinde ist in zweitägigem Marsche der Steppen- 
strich zu durchqueren, welcher Usambara von Süd- 
Pare trennt. Man pflegte dort bisher an einer 
beliebigen Stelle in der wasserlosen Gegend des 
Lassaberges zu lagern. Wie mir der Stationschef 
von Masinde, Lientenant Kößle, mittheilte, beab- 
sichtigt er eine Verlegung der Route (Strecke 
Mtumbara — Kihniro), die das Wasser des Mkomasi 
zugänglich macht. Bis Kisnani bleibt man im frucht- 
baren Gebiete der Quellarme dieses Flusses. Von 
der jetzt mit einer Abtheilung der Masinde-Kompagnie 
unter Aussicht eines weisen Unteroffiziers belegten 
Etappenstalion Kisnani beginnen die eigentlichen 
Schwierigkeiten der Noute. Größere Karawanen 
haben sich dort für die 135 km lange Strecke bis 
zum Kilimandjaro zu verproviantiren, kleinere bis 
Mwanamata an der Ostseite Uguenos. Die Wasser- 
verhältnisse sind namentlich im Gebicte von Mittel- 
Pare ungünstig. Man ist in der trockenen Zeit nach 
dem Passiren des Saktels zu einem Abbiegen von 
der geraden Nichtung gezwungen, um dicht am Ge- 
birgsrande die in der Steppe versiegenden Berg- 
482 — 
wässer zu berühren. In der nassen Zeit bleibt man 
geradeaus und muß in der bei Baumann als „Pare 
kwa Mdimn“ bezeichneten Gegend, wie unsere Expe- 
dition im März 1893, eventuell in strömendem Wasser 
Lager schlagen. In der kleinen Ansiedlung Mwana- 
mata, dort gelegen, wo auf der Baumannschen 
Karte der Tschungulibach in die Steppe tritt, ist 
wieder Speise und Wasser zu allen Jahreszeiten er- 
hältlich, wenn auch erstere nur in mäßigen Quan- 
titäten. Man muß hier, falls es noch nicht in Kisuani 
geschah, seinen Proviantvorrath für die lehzten vier 
Tage der Reise einnehmen; Wasser bieten weiterhin 
der Jipesee, der Pangani und dessen Zuflüsse zur 
enüge. 
Für diese Route, welche die zahlreichen Gouver- 
nementskarawanen zum Kilimandjaro einschlagen, hat 
das Kaiserliche Bezirksamt zu Tanga eine Marsch- 
anweisung bearbeitet. Soweit es sich um die Dauer 
der einzelnen Tagemärsche handelt, möge dieselbe hier 
Plaß finden. Es sei vorausgeschickt, daß „die Etappen 
für größere Karawanen berechnet sind. Marschdauer 
ist für mittlere Geschwindigkeit solcher angegeben — 
ohne Rast. Kleinere Karawanen bis 200 Mann 
marschiren schneller und können mehrere Etappen zu- 
sammenziehen“. 
  
  
  
  
  
  
J Marsch- 
Tag Tagemarsch stunden 
1.Tanuga—Pongwe 3 
2. Pongwe — Ngomeni- 2⅜¾ 
3.Ngomeni—Sega *ie 
4.Sega—Bagamoyo 3⅜% 
5.äBagamoyo— Makome 2¼ 
6.Makome—Kwa Futo 2½ 
7.Kwa Futo—Korogwe 2¾ 
8.] Korogwe—Maurui- 
9. Maurui—Mwakuynni. 3⅜¾ 
10.Mwakuyunni—Mombo 3% 
11. Mombo—Masinde 23¾/1 
3 Malinde ihuiro 10% 
14.Kihuiro—Ndungu 3 
15.Rdungn—Gonja 2¼ 
16.Gonja—Kesuani 6¾ 
17.] Kisuani— Ngurungani 2¾/ 
18.]Ngurungani—BPare Kisungn. 3¼ 
19.] Pare Kisungn—Mgulubach 5¼ 
20.|Ngulubach— Mwanamata 5 
21.Mwauamata — Papyrussumpf 5¾ 
22.] Papyrussumpf—Panganiübergang 31/4 
28.| Panganiübergang—Himolager 4¼ 
24.] Himolager—Marangustation 
Der Anweisung ist die Schlchbemerung hinzu- 
gefügt: „Der Marsch von Tanga nach Marangu von 
cua 90 Stunden kann von größeren Karawanen in 
19 bis 24, von kleineren in 16 bis 18 Tagen zurück- 
gelegt werden. Briefboten können die Tour in 10 bis 
12 Tagen machen.“
	        
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