Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

der Verpflegungsschwierigkeiten für Lastentransporte, 
die zum Kilimandjaro bestimmt sind, kaum benutzt. 
Sie dient mehr schnellmarschirenden Eingeborenen- 
Karawanen, die sich zum Elfenbeinhandel ins Massai- 
land begeben und in Aruscha tschini für kürzere oder 
längere Zeit Quartier beziehen. Es scheint aber, 
daß diese Ronte, welche nirgends Terrainschwierig= 
keiten zu überwinden hat und vor allen Dingen keinen 
Wassermangel leidet, zu verbessern wäre. Banmann 
spricht sich dahin aus, daß die Verhälmisse der 
Panganiufer die Gründung von Eingeborenenkolonien 
in dichterer Aneinanderreihung gestatten, und hat dies 
in Mabirioni praktisch erwiesen. Bisher hielt Massai- 
furcht die Leute ab, sich in der gänzlich schutzlosen 
Niederung anzusiedeln. Die noch heute auf der 
rechten Panganiseite zahlreich umherschweifenden 
Ssoyonoj= und Kibaia-Massai lassen das nicht un- 
gerechtfertigt erscheinen. Durch die zeitweilige Dürre 
der Steppengebiete werden diese nomadisirenden 
Räuber gezwungen, den Fluß üöfter zu besuchen. 
Baumann fand im Juli 1890 „fast alle Massai 
von Kibaia am Pangani versammelt, wo sie das 
rechte User als ihr Territorium betrachten“. 
Ein Rückblick auf die soeben besprochenen Küsten- 
verbindungen des Kilimandjaro zeigt, daß nur die 
englische Mombasstraße und die von Tanga über 
Masinde führende deutsche Gouvernementsroute zur 
Zeit auf wirthschaftliche Bedeutung Anspruch machen 
können. Sie sind auch die einzigen, über welche 
zisfermäßige Daten bezüglich der Kosten des Güter- 
verkehrs vorliegen. Der Betrachtung dieser wollen 
wir uns nun zuwenden. 
Es giebt unter den am Kilimandjaro importirten 
Massenartikeln gewisse, die sich bezüglich ihres be- 
stimmten Gewichtes zur Berechnung von Einheits- 
sätzen eignen. Diese erleichtern einen Vergleich der 
auf den beiderseitigen Routen üblichen Trägerlöhne 
und seien daher hier ausschließlich berücksichtigt. Ich 
wähle daraus Zeugstosse und Wellblech. Das meiste 
Zeug ist ein indischer Baumwollenstoff, sogenannter 
Gamti, in Rollen verpackt, von denen 10 bis 11 auf 
eine Last gehen. Es dient als Tauschmittel im Ver- 
kehr mit der Dschaggabevölkerung. Das Wellblech 
wird beim Bau der hiesigen Stationen verwendet. 
Sowohl die neue Militärstation zu Moschi, wie die 
Kilemamission führen größere Posten desselben ein. 
Der Trägerlohn setzt sich aus zwei Bestandtheilen 
zusammen, dem eigentlichen Lohn, Msahara, und Zehr- 
geldern, Poscho, für die Beköstigung auf der Reise. 
Während jener in Baar ausgezahlt wird, bekommen 
die Leute das Poscho im Binnenlande, wo Münz- 
verkehr erst in der Einführung begriffen ist, meistens 
in Gestalt von Zeng. Dabei dient als Maß die 
Armlänge (Kis.: Mkono, Plur. Mikono). Auf eine 
Gora, d. i. Zeugrolle, die am Kilimandjaro bei 
eigenem Import auf elwa 4½ Rupies zu stehen 
kommt, gehen durchschnittlich 40 Mikono, so daß 
1 Mlono mit 15 Pfl. berechnet werden kann. 
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Ueber die Lohnsätze der Mombasroute 
stehen mir schriftliche und mündliche Mittheilungen 
der französischen Missionsstation zu Gebote. Ihre 
Wataitaträger erhalten für den Transport einer 
Zeuglast im Gewicht von 50 Pfund von Mombas 
nach Kilema 6 ½ Rupies einschließlich Poscho. Beim 
Wellblechtransport ist eine andere Methode üblich, 
indem die „Last“ in zwei halbe getheilt wird. Da 
eine Normal-Wellblechlast aber aus 3 Platten be- 
steht, so hat die halbe, 2 Platten enthaltende, genan 
genommen, ⅜8 des Gewichtes der vollen. Der für 
die beiden Hälften — also 4 Blechplatten — übliche 
Transportsatz beträgt 8 Rupies, dazu 15 Mikono 
Poscho. Dieses Poscho wird nur einfach gezahlt, 
pro Tag 1 Mkono für die beiden Träger der halben 
Lasten zusammen. Die Leule brauchen zwar zum 
direkten Marsche von Mombas nach Kilema nur 
13 bis 14 Tage, machen aber gewöhnlich in ihrer 
Heimath Taita eine 1 bis 2tägige Rast, wodurch 
sich die Reisezeit auf 15 Tage vermehrt. Rechnet 
man die Rupies in Mark um, unter Anwendung 
des mittleren Kurses von 1 Rup. = 1,830 Mk. 
(wobei ich bemerke 1 Rup. = 16 Ana = 64 Pesa, 
1 Ana = 4 Pesa), so zahlt also die französische 
Mission an Trägerlohn von Mombas bis Kilema 
1. für eine Zeuglast 8,45 Mark, 
2. für eine Wellblechplatte 3,15 = 
die letzterem Satz zu Grunde liegende Rechnüng ist 
folgende: 
a) Trägerlohn (8 Rupies) 10,40 Mk. 
b) Poscho: 15 Mikono . 2,19 
da 1 Gora = 40 Mikono-- 4½ Nup. — 
5,85 Mk. 
1 Mkono = 0,146 = 
mithin Trägerlohn + Poscho für 4 Platten 12,59 Mk. 
dasselbe für 1 Platte 3,15 = 
Bei den deutschen Gouvernements-Kara- 
wanen Tanga—Moschi via Masinde sind nach 
Mittheilung des Chefs der Moschistation folgende 
Lohnsätze üblich, pro Mann und Last: 
1. Beim etappenweisen Transport, d. h. Tanga- 
leute tragen die Lasten bis Masinde, Masindeleute bis 
Kisuani und Wapare oder Wagueno bis Moschi 
von Tanga bis Masinde 5 R. — A. — P. 
von Masinde bis Kisuani4 — — 
von Kisnani bis Moschi 5= 
14 R. — A. — P. 
Poscho erhalten die Leute nicht. 
2. Beim durchgehenden Transport Tanga— Moschi 
durch Träger, die mit einem Monatslohn von 14 Rup. 
engagirt sind (Tanga= oder Panganileute): 
Marsch von Tanga bis Moschi 20 Tage 
desgl. von Moschi bis Tanga 16 = 
— -— — z= 
36 Tage 
— 16 RN. 12 A. 3 P. 
Poscho für 36 Tage à 8 Pesa 4 3 — 
Antheil am Aufseherloh — 8 — 
21 R. 12 A. 3 P.
	        
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