Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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weiße Händler, welche im Jahre 1891 im Gebiete 
von Gibeon von den Hereros überfallen und aus- 
geplündert waren, zu bewegen. Samuel, obwohl 
bei jenem Ueberfalle nicht betheiligt, übernahm als 
Oberhäuptling auf seine eigene Rechnung die Ab- 
lieferung von 500 Stück Nindvieh. 
Beim Abritt versammelte sich Samnel nochmals 
mit sämmtlichen Unterkapitänen und Großen, unter 
denen sich auch Nicodemus und Niarna befanden, 
zur Begrüßung. Mit einem vom Major Leutwein 
ausgebrachten und von der angetretenen Besatzung 
und allen übrigen Weisßen freudig erhobenen 
Hoch auf Seine Majestät verließen wir den Wohn- 
ort der Hereros mit der Aussicht, auf friedlichem 
und freundschaftlichem Wege dieselben an die deutsche 
Herrschaft zu gewöhnen. Der Erfolg, den Major 
Leutwein errungen hat, indem er über den mäch- 
tigen Unterhäuptlingen der Herero zu Gericht saß 
und sic zu bewegen wußte, sich seinem Schiedsspruche 
zu fügen, ist kein geringer. In Otyimbingue fand 
er bereits zwei Briefe von dem von der deutschen 
Regierung als selbständig anerkannten Kapitän. 
Manasse von Omaruru vor, worin dieser der Hoff- 
nung Ausdruck gab, den Landeshauptmann bald in 
seinem Lande begrüßen zu können. Major Leut- 
wein mußte ihn indeß wegen der erwarteten Truppen- 
verstärkung auf später vertröslen. 
Zwei Tage nach meiner Rückkehr nach Windhoek 
erschienen hier zwei Boten von Samuel Maharero, 
um mir seine Grüße zu bringen und mir zu melden, 
daß er in einigen Stunden mit dem Kapitän Zacha- 
rias von Otyimbingne und Gefolge kommen werde, 
worüber ich ihm meine Freude ausdrücken ließ. 
Einige Stunden später erschien er im Landes- 
hauptmannschaftsgebände, um mir als Vertreter der 
deutschen Regierung seinen Besuch abzustatten, indem 
er bemerkte, daß er auch seine Frau und zwei seiner 
Nichten mitgebracht hätte, um diesen Windhoek zu 
zeigen. 
Bald darauf erschien auch bei mir Zacharias, 
welcher zum ersten Male nach Windhoek gekommen 
war, worauf ich in Gemeinschaft mit dem siellver- 
tretenden Truppenführer Premierlientenant v. Heyde- 
breck in das Hererolager ritt zur Gegenbegrüßung. 
Während seines ganzen mehrtägigen Aufenthaltes 
legte Samuel stets das größte Vertrauen zu den 
Deutschen und zur Regierung an den Tag. Als er 
eines Tages auf meine Aufforderung mit den Frauen 
erschien, da diese den Wunsch geäußert hatten, das 
Kommissariatsgebände zu sehen, brachte der Ober- 
häuptling bei einem vorgeseßten Glase Wein aus 
eigenem Antriebe die Gesundheit „auf seinen Schutz- 
herrn, Seine Moajestät den deutschen Kaiser Wil- 
helm II." aus. 
Einen greifbaren Vortheil hat der Besuch Sa- 
muels insofern gebracht, als es mir gelungen ist, 
eine feste Südgrenze mit demselben zu vereinbaren 
und so dem immer weiteren Vordringen der Herero 
nach Süden, das sich nach etwaiger Vernichtung 
  
Wilbooi noch unliebsamer bemerkbar gemacht haben 
würde, ein Ziel zu setzen. Thatsächlich haben sie an 
vielen Stellen bereits wieder ihre Posten über den 
Tsoakhaub und östlich von Windhvek sogar bis an 
das Anasgebirge vorgeschoben. Hier ist durch den 
Verkrag ein guter Strich Landes für weiße An- 
siedler gewonnen. 
Verkauf von Farmen. 
Am 25. Juli d. Is. hat zum ersten Male eine 
öffentliche Versteigerung von Regierungsland in Aais 
(im Gebiete der Khauashottentotten) stattgefunden. 
Es waren drei Farmen von je 10 000 ha, welche 
vom Feldmesser Gärtner vermessen worden waren, 
zum Verkauf gestellt. Obwohl der Termin nur im 
Gebiete von Windhoek und Otyimbingue bekannt 
gegeben worden war, hatten sich mehrere Kauflustige 
eingefunden. Die eine Farm wurde dem Ansiedler 
Ohlsen für 10 900, eine zweite dem Windhoeker 
Kolonisten Nielsen für 10 000 Mark zugeschlagen. 
Es liegen zahlreiche Anfragen und Gesuche wegen 
Verkaufs von Regierungsland in anderen Theilen des 
Schutzgebietes vor, und es werden daher, sobald die 
Vermessungsarbeiten weiter fortgeschritten sind, neue 
Versteigerungstermine anberaumt werden. 
Rus dem Berreiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Der Missionsverein zu Lorenzkirch bei Strehla 
beabsichtigt, für die Station der Leipziger Mission 
Quarango bei Madschame (Ostafrika) gelegentlich 
seines Jahresfestes eine kleine Kirchenglocke gießen 
zu lassen. Die Glocke soll im September nach Tanga 
gesandt und von dort an ihren Bestimmungsort mit 
Unterstützung des Kaiserlichen Gouvernements bei 
Gelegenheit einer Regierungskarawane gebracht werden. 
Das bisherige aposlolische Vikariat des Victoria- 
Nyausa ist durch eine Versügung der Congregatio 
de propaganda fide in drei Vikariate zerlegt wor- 
den; je eins für den nördlichen und den südlichen 
Theil des Sees und für den oberen Nil. Die beiden 
ersteren sind den algerischen weißen Bätern anver- 
traut, das dritte dem Seminar der fremden Missionen 
in Mill-Hill. Das Vikariat des südlichen Victoria- 
Sees umfaßt nur deutsche Gebietstheile. 
  
In Ausführung der Artikel XXX ff. der General- 
akte der Brüsseler Antisklaverei = Konferenz vom 
2. Juli 1890 hat nunmehr auch der englische Gene- 
ralkonsul in Sansibar die Schifffahrtsverhältnisse der 
Eingeborenen einer gesetzlichen Regelung unterzogen.) 
)Verordnung vom 14. Juli 1894.
	        
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