Aruscha einzubiegen. In dem Itinerar eines Mit-
gliedes der Wissmannschen Kilimandjaro-Expedition
18917) wird angegeben, daß dort der Fluß Anfang
Februar, also vor der Hauptregenzeit, 50 m breit
und 1 m tief sei. Derartige Furten sind für Schiff-
fahrt in dem hier gedachten Sinne ziemlich be-
langlos.
Ich selbst habe bisher keine Gelegenheit gehabt,
den Pangani zwischen der Rougamündung und Buiko
in Augenschein zu nehmen. Ich verließ mich einst-
weilen auf die angeführten Urtheile und richtete meine
eigenen Untersuchungen nur auf die Gegend der
diesseitigen Endstation und der oberhalb derselben
gelegenen Stromstrecke, während ich mich bezüglich
des unteren Endes mit dem Chef der Masindestation
in Verbindung setzte. Ich ersuchte Herrn Lientenant
Kößle, einen technisch vorgebildeten und für die
lulturelle Hebung des Schutgebietes sehr interessirten
Offizier, mir sein Urtheil über die Gegend von Buiko
zukommen zu lassen, und erhielt darauf ein vom
29. Dezember 1893 datirtes Schreiben, woraus ich
Folgendes im Wortlant wiedergebe:
„Ich wünschte immer die möglichst baldige In-
angriffnahme regelrechten Wegebaues und ließ die
vom Pangani gebotene Wasserstraße außer Betracht,
weil mir siets und von verschiedenen Seiten gesagt
worden war, daß der Fluß durchaus nicht schiffbar
sei. An der Wahrheit dieser Behauptung wagte ich
erst zu zweiseln, als ich am 25. November d. Js.
den Pangani bei Irambahindi erreichte und den
schönen Strom bis Buiko so glatt dahinfließen sah.
Als ich daher bei meiner Rückkehr nach Masinde
dem Bezirksamtmann Herrn v. St. Paul in Tanga
mittheilte, daß ich einen direkten Weg von „Maji
kununua“ nach dem Jipe hergestellt habe .. fügte
ich auch — besonders noch durch Ihren soeben ein-
gelroffenen Brief angeregt — meine Beobachtungen
über den Pangani bei und erhielt gestern die Ant-
wort, daß der Panganiwasserweg, wenn praktikabel,
entschieden von Bedeukung und die Sache jedenfalls
des Versuches werth sei. Nach der Strecke Buiko—
Jrambahindi zu urtheilen, wäre der Fluß für Schiff-
fahrt hervorragend geeignet, denn er ist dort im
Stromstrich sogar in der Trockenzeit mehrere Meter
tief und hat ganz geringe Geschwindigkeit. Eine
nähere Untersuchung der Stromverhältnisse durch
Befahrung der Strecke Rongamündung — Höhnel-
schnellen mit einem Boote läge daher sehr im Interesse
unserer Kolonie. Vielleicht könnte die Technik sogar
die Schwierigkeit der Höhnelschnellen überwinden, die
ich mir bei nächster Gelegenheit genauer besehen
werde.“
Die Höhnelschnellen liegen 12 km unterhalb Buiko
und leiten den kataraktenreichen Unterlauf des Flusses
ein. Ihre Beseitigung würde wenig Bedentung haben.
Von Sapanga ab nimmt das Gesälle immer mehr
*) Mittheilungen aus den deutschen Schuthgebieten
Pe. v. 8 9.9 6 *
500
zu. Es verbindet sich damit der Hang zur Bildung
kleiner Inseln, zwischen welchen die Flußarme in
felsigen Betten rauschen. „Von Korogwe abwärts
ist der Lauf niemals erforscht worden; der Fluß
wird immer reißender und bildet zuletzt den
von Burton besuchten dreiarmigen Pangamifall,
um bei Tschogwe ins Mündungsgebiet zu treten.“
(Baumann.)
Während sich also für die Stromstrecke Ronga—
Buiko im Allgemeinen günstige Aussschten eröffnen,
sind wir doch über die Einzelheiten des Flußlaufes
wenig orientirt, und es wird daher erst eine regel-
rechte Stromuntersuchung per Boot im Stande sein,
die Schifffahrtsfrage völlig zu lösen. Jedenfalls
darf es als unwahrscheinlich bezeichnet werden, daß
prinzipielle Schwierigkeiten die Befahrung unmöglich
machen sollten. Es ist zu berücksichtigen, daß der
Fluß auf dieser ganzen Strecke, deren geologische
Natur eine Aufschüttungsebene zu sein scheint, vor-
aussichtlich kein felsiges Bett besitzt. Lokale Untiefen,
wie sie durch Bildung von Sandbänken wohl ent-
stehen können, dürften sich durch eine entsprechende
Stromregulirung zunächst mit Hülfe des sogenannten
Wattlingsystems ohne große Kosten beseitigen lassen.
Wenn man Buiko als die untere Endstation der
Schifffahrt ins Auge faßt, so ist hier noch der An-
schluß dieses Punktes an die Landverbindung nach
Tanga zu erörtern. Da die Eisenbahn über kurz
oder lang bis Korogwe fertiggestellt sein wird, so
handelt es sich nur noch um die Strecke Buiko-Korogwe.
Dieselbe ist heute durch eine Karawanenstraße gang-
bar, welche von Korogwe bis über Masinde hinaus
mit der früher besprochenen Kilimandjaro — Tanga-
Route identisch ist. Lieutenant Kötzle theilte mir
seine Absicht mit, über den Mkomasi, der sich bei
Buiko dem Pangani bis auf 5 km nähert, in der
Höhe von Irambahindi eine Brücke zu schlagen.
Irambahindi liegt sehr nahe bei Buiko, und damit
wär allerdings auch die Verbindung Buiko—Masinde,
welche früher durch die sumpfige Uferlandschaft des
Mkomasi führte, wesentlich verbessert. Kößle meint
serner, daß die Strecke Builo—Korogwe nöthigenfalls
in drei Tagen mit den Etappen Masinde und Tara-
wanda zurückzulegen sei, und scheint damit sein Be-
denken gegen eine derartige Ausdehnung der Tage-
märsche andenten zu wollen. Die Gesammtstrecke
beträgt etwa 90 km und vertheilt sich sehr gleichmäßig
auf die genannten drei Etappen. Menschliche Leistungs-
fähigleit dürfte dies allerdings vielleicht übersteigen,
aber wir werden später andere Transportmittel kennen
lernen, die uns über diese Schwierigkeit hinweghelfen.
Wie verhält es sich nun mit dem Panganilauf
oberhalb Ronga? Ich habe diesen an vier Punkten
besucht:
zwischen Rouga, und Mailejamündung,
unterhalb der Raumündung,
. unterhalb der Himomündung,
4. oberhalb der Letßteren.
S—