Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

der sumpfigen Uferstriche über den Fluß kaum 
zugänglich sind. 
Gleichviel, ob aus Furcht vor Massai, gegen welche 
die sumpfige Flußniederung eine gute Wehr bildete, 
ob des besseren Wassers halber oder aus anderen 
Gründen setzten sich die Eingeborenen ausschließlich 
auf dem linken, dem Gebirge zugewandten Mkomasi- 
ufer fest. Die dort vorhandene Dorflette zwang 
weiter die Karawanen, trotz aller Terrainschwierig= 
keiten auf diesem Ufer zu marschiren. Da tauchte 
Simbodja auf und gründete einzig zur Erhebung 
eines Wegezolls, d. h. zur Aussaugung der vorüber- 
ziehenden Karawanen, das Dorf Masinde, dem diese, 
von Gebirg und Sumpf eingekeilt, nicht ausweichen 
konnten. Die Schwierigkeiten, welche Simbodja dem 
Verkehr bereitete, veranlaßten die deutsche Militär- 
verwaltung, ihm einen Beobachtungsposten auf den 
Nacken zu setzen, aus dem die jetzt mit mehreren 
Osfizieren und Unteroffizieren und fast einer ganzen 
Kompagnie belegte Militärstation Masinde hervorging. 
Die Lage Masindes ist demgemäß verkehrs- 
technisch ungünstig. Daß sie auch in gesundheitlicher 
Hinsicht nicht sehr vortheilhaft angelegt ist, beweist 
ein Blick auf die Baumannsche Karte. Er läßt 
erkennen, daß das nahe vor der Station sich aus- 
dehnende Sumpfland des trägen Mkomasi, verbreitert 
durch den Einfluß der hier mündenden Bäche, 
schlimme Vorbedingungen bietet. Gebirgsluft kommt 
der Ansiedelung wenig zu gute, sie zieht darüber 
weg, denn grottenartig steigt die kahle Mauer in 
jähen Wänden auf, und in diesem Halbkessel, in 
dem die Tropensonne brütet, liegt das Fort, ab- 
gesperrt durch Fels und Sumpf. 
Soweit sich die Sachlage von hier aus über- 
blicken läßt, würden sich dem Ausbau der früher 
beschriebenen Pangani—Aruscha-Ronte auf der Strecke 
Korogwe—Buiko keine besonderen Schwierigkeiten 
entgegenstellen. Abgesehen von den drei Brücken, 
welche über die beiden vom Gebirge kommenden 
Bäche und den Mkomasi zu schlagen wären, sind 
im weiteren Verlauf auf dem unmiltelbaren Pangani- 
ufer bis Buiko keine weiteren erforderlich. Die 
günstigen Chancen dieser Strecke liegen außerdem 
in Folgendem: Auf der 65 km langen Etappe 
Korogwe—Sapunga sind Eingeborenen-(Wasegna-) 
Dörfer in genügender Zahl vorhanden, um eine 
Verproviantirung der Karawanen zu ermöglichen. 
Die Entsernung Sapanga bis Buiko, wo solche 
fehlen, beträgt in Luftlinie 26 km und könnte 
ziemlich gradlinig durchmessen werden. An den 
Kulturstrich von der Mkomasimündung bis Sapanga 
grenzt unmittelbar offenes Steppenland, welches 
nach der allgemeinen Erfahrung eine günstige Unter- 
lage für Fahrstraßen bietet. Im Wesentlichen: die 
Noute enthält keine nennenswerthen Terrainschwierig- 
keiten, wird nicht durch Gebirge oder Sumpf beengt, 
ist gesunder als die über Masinde und nicht länger. 
Wie weit neben dem Aushauen und der allgemeinen 
Ebnung des Weges ein Kunstbau erforderlich ist, 
  
552 — 
kann erst eine Besichtigung an Ort und Stelle 
ergeben. Im Allgemeinen dürste Beschotterung 
unnöthig, eher schädlich sein, da die Hufe der Ochsen 
auf hartem Wege leiden. Wie groß endlich die 
Etappen der einzelnen Tagemärsche zu bemessen sind, 
muß die Erfahrung lehren. 
Es erübrigt noch, einige Winke über die Art der 
Wagen hinzuzufügen. Wiederholt ist der Vorschlag 
zu Verwendung zweiräderiger Karren gemacht worden. 
Wo allerdings ganz rohe Wegeverhältnisse vorliegen 
und wo es weniger auf die Ausnußung der thie- 
rischen Leistungsfähigkeit ankommt, mögen diese am 
Platze sein. Hier scheinen sie mir unzweckmäßig. 
Wenn wir für die kurze Strecke von 90 km einige 
Kosten und Mühen mehr aufwenden, so daß die 
Befahrung mit vierräderigen Wagen möglich wird, 
dürste der Gewinn die Ausgaben bald übersteigen. 
Zweiräderige Karren haben stets den Nachtheil, daß 
die Verpackung eine sehr sorgfältige sein muß, um das 
Gleichgewicht herzustellen; im anderen Falle werden 
die Zugthierc behindert. Dann ist die Ladefähigkeit 
von Karren, wenn diese nicht eine unförmliche Gestalt 
annehmen und den oben genannten Nachtheil ver- 
schärsen sollen, zu gering. Es dürfte sich aber auch 
kaum empfehlen, die südafrikanischen Ochsenwagen ein- 
zuführen; dieselben sind für ganz andere Verhältnisse 
berechnet und viel zu schwer. Es wird, wie ich 
glaube, räthlich sein, da wir eigene Erfahrungen noch 
nicht besitzen, uns an das Vorbild der technisch ronti- 
nirten Nordamerikaner zu halten. Von dort wird 
seit einigen Jahren ein sogenannter Farm-= und Plau- 
tagemvagen namentlich nach dem tropischen Amerika 
und Australien exportirt, der zwar anderen Zwecken 
dient, aber in seiner Konstruktion so gelungen ist, 
daß das Prinzip auch für unseren Betrieb beibehalten 
zu werden verdient. Namentlich ist die Verbesserung 
in hohem Grade beachtenswerth, welche darin besteht, 
daß die Vorderachse nicht in ihrem Mittelpunkte die 
Belastung trägt, sondern an beiden Enden (Champion= 
Wagen). Diese Konstruktion bewirkt, daß, wenn ein 
Vorderrad gegen ein Hinderniß stößt, keine Seitwärts= 
drehung der Achse stattfindet, was einen Ausschlag 
der Deichsel und eine lästige Störung der Zugthiere 
zur Folge hat; es entsteht kein Stillstand der Be- 
wegung, dessen Ueberwindung eine erhöhte Kraft- 
anstrengung erheischt. Der Vortheil fällt, wie 
Semler mittheilt, ganz besonders auf, wenn das 
eine Vorderrad in ein Loch sinkt. „In diesem Falle 
bietet die Befreiung viel geringere Schwierigkeiten 
als diejenige eines anderen Wagens. Ferner ermög- 
licht diese Konstruktion eine kürzere Wendung — sie 
bietet mithin Vorzüge, welche man namentlich da 
schätzen wird, wo es an Kunststraßen mangelt.“ 
Grundbedingungen für den Wagen sind: solide Bau- 
art bei möglichster Gewichtsersparniß — die Metall- 
achsen der amerikanischen Wagen sind hohl — sowie 
breite Räder, damit das Gesährt nicht zu stark ein- 
sinkt; ein Sonnensegel ist wic bei den südafrikanischen 
erforderlich. Man soll in diesen Fragen auch auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.