Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

588 
freundlich entgegen und bot einen schön gelegenen 
fruchtbaren Hügel in der Nähe seiner Boma für 
ihre Niederlassung an. Mit Hülfe des Hauptmanns 
Johannes, der sich auch alsbald zur Begrüßung 
einstellte und seitdem den Missionaren in jeder Hin- 
sicht die Wege zu ebnen gesucht hat, ward das 
Grundstück für einen billigen Preis gekauft. Es wird 
bei der Fruchtbarkeit des Bodens und der Möglich- 
keit reichlicher Bewässerung den Brüdern bald die 
nothwendigsten Nahrungsmittel liefern. Kartoffeln 
und andere Gemüse gedeihen recht gut. Das erste 
Jahr ist unter dem Ausbau der Station — der 
Name des Ortes ist Kwarango — hingegangen. Die 
Leute von Madschame haben dabei gegen eine geringe 
Entschädigung alles nöthige Bauholz aus dem zwei 
Stunden entfernten Urwalde geholt. Sie verkehrten 
mit den Missionaren stets auf dem freundschaftlichsten 
Fuße. Die in dieser Zeit gemachten Sprachstudien 
der Brüder sind noch nicht allzu weit gediehen, weil 
das Kidschagga erst schriftlich firirt werden muß und 
viele Schwierigkeiten bietet. 
diente bisher das Kisuaheli, das von einigen aus dem 
Volke verstanden wird. 
Auf der Station steht jetzt ein mit einem Doppel- 
und ein leichtgebauter Waarenschuppen, der zugleich 
als Versammlungsraum benutzt wird. Um künftig 
beim Bau solider Hänser, welche das zeitweilig rauhe 
und regnerische Klima an den Abhängen des Kilima- 
ndjaro fordert, sochlundige Hülfe zu haben, ließ 
Als Verkehrssprache 
Während Meyer und Richard am Rungue mit 
Bauarbeiten begannen, entschlief unerwartet schnell 
am 9. September der mit Häfner in Kararamucka 
zurückgebliebene Georg Martin, der vorher aller- 
dings viel am Klimasieber gelitten hatte. Die drei 
übriggebliebenen Brüder brachten nun den Rest des 
Jahres 1891, das Jahr 1892 und die erste Hälfte 
von 1893 mit Anlegung der Stationsgebäude wie 
eines Gartens hin, dabei gegen Bezahlung an Kaliko 
und Salz unterstüßt von den Eingeborenen, Mit- 
gliedern des Awa-Kukwevolkes. Dasselbe ist leidlich 
gesittet und widmet sich dem Ackerbau wie der Vieh- 
zucht. Die Beziehungen zwischen demselben und den 
Missionaren, die neben ihrer Arbeit von Anfang an 
Sprachstudien trieben, gestalteten sich durchaus 
freundlich. Am 3. November 1892 trafen die zur 
Verstärkung nachgesandten Brüder Kretschmer und 
Bachmann auf der Station ein, denen im Jahre 
1894 die Brüder Ledoux und Koots mit ihren 
Frauen und der Braut von Bruder Kretschmer 
folgten. (Bruder Moyer, der seiner Braut bis 
Chinde entgegengereist war, traf mit ihr im Januar 
1894 wieder in Rungue ein.) Im März 1893 
wurde eine bisher wenig zahlreich besuchte Schule 
dach von Bananenblältern gedecktes großes Wohnhaus 
jedoch bisher erfreulich. Im August 1893 begann 
Missionar Päsler von seinem früheren Arbeitsfelde 
Dorse Kibatata ist für den Sommer 1894 ins Auge 
in Südindien einige tamulische Handwerker, die schon 
Christen sind, kommen. Infolge dessen werden jetzt 
Sonntags bereits zwei chriftliche Gottesdienste in 
Kwarongo gehalten, einer in Kisuaheli, dem in der 
Regel einige Madschamemänner beiwohnen, und ein 
tamulischer. Die Errichtung einer zweiten Station 
steht nahe bevor. 
Von den fünf ausgesandten Brüdern hat leider 
einer (Missionar Boehme) unmittelbar nach seiner 
Ankunft in Madschame nach Europa zurückkehren 
müssen, weil er schon von Mombasa an schwer an 
Dysenterie litt, die anderen erfreuen sich der besten 
Gesundheit. Die zur Gründung der neuen Missions- 
unternehmung der Brüdergemeinde berusenen Brüder 
Th. Meyer, Theophile Richard (sprich Rischahr), 
Georg Martin und 
mancherlei Vorstudien vorbereitet, am 15. April 1891 
die Reise von Neapel aus an, berührten Aden, 
Tanga, Dar-es-Saläm und Sansibar, trasen am 
24. Juni in Karongo ein und machten von Karara- 
mucka aus, etwas nordwestlich vom Nordende des 
Joh. Häfner traten, durch 
eröfsnet, die in ihr gemachten Fortschritte waren 
die eigentliche Verkündigung des Evangeliums auf 
der Station selber und in den benachbarten Dörfern, 
von deren Erfolgen greifbare Früchte bisher noch 
nicht zu verzeichnen sind. Die Anlegung einer zweiten 
Station 7 Stunden südlich von Rungne bei dem 
gefaßt, während die Gründung einer gleichsalls ge- 
planten dritten Station im Gebiete des lürzlich ver- 
storbeunen Häuptlings Merere, zwei bis drei Tage- 
reisen nördlich von Runguc, wegen eines Krieges, 
den die deutsche Regierung gegen die ränberischen 
Wahehe zu führen hat, noch verschoben werden mußte.“ 
Einem in der Zeitschrift „Gott will es“ abge- 
druckten Briefe des Paters J. van der Burgt 
entnehmen wir über die Fortschritte der Missions- 
thätigkeit der weißen Véter in Denutsch-Ostafrika 
Folgendes: 
Sowohl in der Station Msalala als in Uschi- 
rombo kommen die mächtigsten Häuptlinge zum 
Unterricht der Missionarc und einc lebhafte Bewegung 
zu Gunsten des Christenthums herrscht in der ganzen 
AUmgebung. In Msalala sind die Heuschrecken nicht 
Nyassasees belegen, im Juli und August zwei Unter- 
suchungsreisen, um den für Anlegung einer Missions- 
station günstigsten Platz zu erkunden. Am Fuße des 
Rungueberges im Gchicte des Häuptlings Muaka- 
parire (lile) sanden sie einen dazu passenden Hügel 
gewesen und es herrscht daher dort lein Mangel. 
Dagegen hat Uschirombo unter der Plage gelitten 
und die dortigen Missionare mit den ihnen anver- 
trauten 108 Kindern haben mit Nahrungsnoth zu 
lämpfen gehabt. Der Briesschreiber lobt das kluge 
und energische Verhalten der deutschen Osffiziere, das 
eine beschleunigte Beruhigung des Landes herbeiführe. 
in schöner wasserreicher und verhältnißmästig gesunder 
Gegend, 1600 m über dem Meere. 
Sehr gelobt wird auch das Verhalten des Grafen 
Göße#n und seiner Begleiter, namentlich auch ihren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.