Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

übrig: Korogwe—Buiko und Ronga— Kilimandjaro, 
die durch Verkehrsmittel zweiten Grades zu über- 
brücken sind. 
Es ist nicht zu leugnen, daß dic der Beförderung 
mangelnde Einheiklichkeit umständlich wirkt. Die 
Gesammtroute setzt sich aus vier Theilstrecken zu- 
sammen, auf deren jeder ein neues Transportmittel 
in Kraft tritt. Dies erfordert innerhalb der Reise 
ein dreimaliges Umladen der Güter, und das bedeutet 
allerdings gegenüber der früheren einheitlichen 
Methode menschlicher Karawanen eine Komplikation. 
Dieselbe erhöht sich noch dadurch, daß bei der Ein- 
fuhr, die mit Benußung der Eisenbahn beginnt, 
auf die unvollkommeneren Verkehrsmiktel des Binnen- 
landes hinsichtlich der Verpackung Rücksicht genommen 
werden muß, um Störungen beim Uebergang von 
der einen auf die andere Theilstrecke zu vermeiden. 
Es erleidet endlich die Schnelligkeit des Transportes 
durch den mehrfachen Wechsel Abbruch. Alles das 
sind Mängel der hier vorgeschlagenen Verbindung, 
deren Bedeutung ich keineswegs verkenne. Es wird 
vielleicht nicht an Stimmen fehlen, die den Vorzug 
der Einheitlichkeit der bisherigen Methode für 
wichtiger erklären als die Erspärnisse der neuen. 
Ich stelle mich ausschließlich auf den Kosten- 
standpunkt. Ich bin der Ansicht, daß es vor Allem 
darauf ankommt, die Transportspesen herunter- 
zudrücken. Uns sind sonst für alle Versuche am 
Berge die Hände gebunden. Mögen nun unver- 
meidliche Stockungen, die sich immerhin in Geldes- 
werth umrechnen lassen, eine Belastung hervorrufen, 
die dem früheren Verkehr fremd war, so glaube ich 
darüber als bedeutungslos hinweggehen zu können, 
wenn die Gesammtkosten erheblich hinter den bis- 
herigen zurückbleiben. Und darauf dürfen wir nicht 
nur mit hoher Wahrscheinlichkeit, sondern mit posi- 
tiver Sicherheit rechnen. 
Um den folgenden Auseinandersetzungen eine 
orientirende Grundlage zu verschaffen, habe ich eine 
Routenkarte der vorgeschlagenen Kilima- 
ndjaroküstenverbindung 1:300 000 entworfen, 
in welche nur die für meine Vorschläge belang- 
reichen topographischen Verhältnisse aufgenommen 
sind. Die Verkehrsrouten werden durch punktirte 
Linien markirt; eine besondere Zeichenerklärung ist 
dem Plan, auf welchen ich mich im Folgenden stets 
beziehen werde, beigegeben. 
Theilstrecke I: Tanga —Korogwe, 87 km. 
Die im Bau begriffene Usambargeisenbahn wird 
voraussichtlich innerhalb weniger Jahre bis Korogwe 
fertig gestellt werden. In Tanga vereinfacht sich 
der Uebergang der Güter von den Seedampfern 
auf die Bahn durch eine in die Tangabucht vor- 
geschobene Landungsbrücke mit Mschlußgeleise, welche 
vielleicht jetzt schon vollendet ist. Die Bahntrace 
Tanga—Korogwe hat eine ungesähre Ausdehnung 
von 87 km, kürzt also die früher mitgetheilte 
Karawanenroute um einige Kilometer ab. Die Be- 
  
förderung der Güter wird in einem Tage bezw. 
dem Bruchtheil eines solchen erfolgen. Am End- 
punkt Korogwe ist die Stationirung einiger 
europäischer Bahnbeamten erforderlich, die zur 
Regelung des Anschlußverkehrs nach dem Binnen- 
lande mit herangezogen werden können. 
Theilstrecke II: Korogwe — Buiko, 87 km. 
Hier würde sich Ochsenwagenverkehr empfehlen. 
Derselbe erheischt den Bau einer ebenen Fahrstraße, 
für welche die bisher übliche Ronte über Masinde 
der Terrainschwierigkeiten halber aufzugeben ist. Die 
Tour wäre in drei Tagen zurückzulegen mit den 
Zwischenstationen Gresi und Sapanga, die Länge der 
Theilstrecken beträgt: 
1. Korogwe—Gresi 28½ km 
2. Gresi— Sapanga 81½ 
3. Sapanga—Buiko 27 
In der grasigen Niederung des Luengerathals, 
die schon heute nicht so pfadlos ist, wie es nach 
der Baumannschen Karte scheint, möge die Zucht der 
Ochsen, und zwar der großen indischen Zeburasse, 
betrieben werden. Die Hauptstation derselben ist 
wohl weiler thalaufwärts zu verschieben. In 
Korogwe wären Remisen und Stallungen, ferner 
zweckmäßig in Verbindung mit der Eisenbahn Güter- 
schuppen anzulegen. An den Zwischenpunkten Gresi 
und Sapanga ist das Gleiche in geringerem Umfange 
nothwendig. Sowohl diese Lokalitäten wie Buiko 
besitzen genug kulturfähiges Land zum Anbau von 
Futtergewächsen für die Zugthiere wie auch von 
Nahrungsmitteln für die Wagenführer. Meinem 
Vorschlage, die Straße von Masinde nach dem 
linken Panganiufer zu verlegen, ist von militärischer 
Seite die dortige Spärlichkeit der Lebensmittel ent- 
gegengehalten worden. Dieser Umstand verliert 
seine Bedeutung, wenn man beräcksichtigt, daß es 
sich nicht mehr um Hunderte von Menschen handelt, 
sondern nur etwa um die doppelte Zahl von Leuten 
als Wagen die Strecke passiren. Hinsichtlich des 
Baues von Futtergewächsen wird sich — falls die 
jetzige Bevölkerung nicht genügt — die Ansiedelung 
intelligenter Eingeborener empfehlen, denen dieser 
Geschäftszweig zufiele und bald genug Gewinn ein- 
brächte. Es ist Sache der Unternehmer des Ochsen- 
verkehrs, welche zugleich die Zucht im Luengerathal 
betreiben, diese Verhältnisse zu regeln.?) 
9 Hier möchte ich auf die nicht belanglose wirthschaft- 
liche Nebenhärigkeit hinweisen, welche durch eine der- 
riige Theilung der Arbeit ins Leben gerusen wird. Es 
# unzweiselhast für die Produktivität des Landes wichtig, 
die Eingeborenen zu ausgedehnterem Landbau heranzuziehen. 
Der Anfang bn dber hewöhnlich auf die Schwierigkeit, 
daß e och geringe Quantität binnenländischer Er- 
nnsle: Leinen Vepe lohnt, immerhin aber Unkosten 
verursacht. Wenn nun die Ausschliehung der menschlichen 
Krast als Beförderungsmittel in der Weise geschieht, daß 
den davon betrosfenen Völkerschaften iht Bau von Futter- 
pflanzen für die zu verwendenden Lastthiere eine neue 
Erwerböquelle erössnet wird, so dürfte sich der Uebergang 
für beide Theile, Europäer wie Eingeborene, leichter voll-
	        
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