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wies, in der Kilimandjaroniederung das Standquartier
aufzuschlagen, nur würde ich dazu nicht das Tiefland
von Aruscha, welches zeitweilig von großer Feuchtig-
keit heimgesucht wird, sondern einen beliebigen, dem
Berge und damikt dem Ende der Poststraße näher
gelegenen trockenen und offenen Steppenstrich em-
pfehlen, etwa die Gegend von Kahe, wo auch Kultur-
land nahe erreichbar ist. Andererseits müßte man
sich in der Umgebung von Korogwe nach einem ge-
eigneten Ruheplatz umsehen und würde dazu, wenn
die Thiere absolut auf dürres Steppenland an-
gewiesen sind, den äußersten Winkel desselben zwischen
Pangani und Mkomasi nahe dem Ukungaberge, even-
tuell aber die freie Ebene auf der rechten Pangani-
seite ins Auge fassen können.
Man darf wohl annehmen, daß den Kameelen
nach den fünf oben bezeichneten Marschtagen zwei
Ruhetage genügen, und würde alsdann mit zwei
Thieren einen regelmäßigen wöchentlichen Postdienst
einzurichten im Stande sein. Es gilt das zwar
immer nur für leichte Postsachen, Briefe, Zeitungen
und dergleichen; Packete müßten wohl dem Güter=
verkehr zugewiesen werden. In analoger Weise,
wie oben für diesen, habe ich für den Postdienst ein
Schema entworfen, das sich durch sich selbst erklärt.
Zeiteintheilung der Postverbindung zwischen
Tanga und Moschi.
Eisenbahn: Lateinische Schrift.
Erster Votenreiter: gesperrte Schrift.
Zweiter Botenreiter: Gewöhaliche Shrt.
3 binnenwärls küstenwärts
4r von nach von nach
1. Korogwe
2./Korogwe Sapanga Moschi Nonga
3.Sapanga Hedarn Nonga Opuni
4.%n Opuni Opuni Hedarn
5.]Opuni Nonga Hedarn Sapanga
6. Ronga Moschi Sapanga Korogwe
7. Korogwe Tanga
8.] Tanga Korogwe
9.Korogwe Sapanga Moschi Nonga
0.Sapanga Hedarn Nonga Opuni
11. Hedarn Opuni Opuni Hedarn
12. Opuni Nonga Hedaru' Sapanga
13.Nonga Moschi Sapanga Korogwe
14. Korogwe Tanga
15. Tanga Korogwe
16. Korogwe Sapanga Moschi Nonga
7.] Sapanga" Hedarn Nonga Opuni
18.] Hedarn Opuni Opuni edaru
9. Opuni Ronga Hedaru apanga
0. Ronga Moschi Sapanga Korogwe
1. Korogwe Tanga
22 Tanga Korogwe
3. Korogwe Sapanga Moschi Nonga
4.Sapanga Hedarn Konga Opuni
25. Hedaru Opuni Opuni Hedaru
26. Opuni Ronga Hedaru Sapanga
27 Nonga Moschi Sapanga Korogwe
26. Korogwe Tangam
Man würde am Kilimandjaro in 28 Tagen in den
Besißz von Berliner Nachrichten gelangen. Allwöchent-
lich am selben Tage käme in Rau Post an und
ginge nach zweitägiger Zwischenzeit von dort wieder
ab. Es ließe sich ermöglichen, durch irgend welchen
Anschluß von Rau aus in einem Tage die Brief-
sachen auch bis in entferntere Landschaften zu diri-
giren, so daß die meisten Empfänger Gelegenheit
haben, die Antwort bereits am nächsten Tage zur
Küste zu schicken.
Wie die Tabelle zeigt, würde die Antwort auf
einen am 1. des Monats von Tanuga abgehenden
Brief am 14. wieder dorthin gelangen. Leider ent-
spricht dieser Zeitraum nicht dem Intervall, in welchem
die auf der Aus= und Heimreise begriffenen deutschen
Dampfer Tanga berühren. Dazwischen liegen nur
8 bis 9 Tage, so daß der den Anschluß (von Korogwe)
nach dem Binnenlande herstellende Botenreiter nicht
früh genug zurück sein kann, um seine Briessachen
(durch Vermittelung der Eisenbahn) dem auf der
Heimreise Tanga passirenden Dampfer zu übergeben.
Da unsere Schisse nur vierwöchentlich verkehren, so
müßten die nach Europa bestimmten Briese nahezu
vier Wochen in Tanga liegen bleiben, ehe sie die
Weiterreise antreten könnten. Demnach wäre für den
übersceischen Postverkehr die Beschleunigung der Land-
beförderung so lange illusorisch, als nicht die Hin-
und Rücktour zum Kilimandjaro innerhalb acht Tage
ausgeführt werden kann.
So ungünstig, wie es scheinen möchte, liegen in-
dessen die Verhältnisse doch nicht. Es steht uns
außer der deutschen noch die Benubung der englischen
und französischen Ostafrikalinie offen, dic beide in
Sansibar anlegen. Da aber der Postverkehr für
einen einigermaßen intensiven Wirthschaftsbetrieb nur
daun vollen Werth besitzt, wenn er ein in jeder Be-
ziehung regelmäßiger ist, so können wir uns von der
Mitbenußzung der genannten Linien auch nur dann
eine wesentliche Förderung versprechen, wenn die
Zeitintervalle, in denen sie mit unseren Schiffen ab-
wechseln, regelmäßige, d. h. stets dieselben sind. Das
ist, wie schon bemerkt, zur Zeit nicht der Fall.
Unsere Dampfer verkehren vierwöchentlich, die fran-
zösischen allmonatlich, so daß ihre Fahrttermine für
längere Zeit nahe zusammenfallen, sich aber von Fall
zu Fall gegeneinander verschieben. Das drückt den
Werth dieser Linie für unsere Interessen sehr herab.
Wie sich die englische demgegenüber verhält, ist mir
nicht sicher bekaunt geworden, es scheint aber, als
wenn ihre Schiffe wie die unfrigen vierwöchentlich
verkehrten. Jedenfalls läge es im Interesse der be-
theiligten Nationen, bezüglich der Zeitfolge und Gleich-
artigkeit ihres Schifffahrtsverkehrs eine Konvention
zu schließen. Eventuell würde für uns — wie das
allgemeine Urtheil hier zu Lande lautet — kein
nennenswerther Nachtheil daraus entstehen, die vier-
wöchentlichen Fahrten aufzugeben und statt der 13
im Jahre verkehrenden Schiffe uns auf 12 zu be-
schränken. Jetzt herrscht, wenigstens im amellande,