Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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sich oberhalb der Station, von dieser etwa 800 Meter 
enifernt, anzubauen. Er ist dem Befehle sofort nach- 
gelommen. Seine Leute haben das Wohnhaus schon 
nahezu fertig gestellt. 
In nächster Zeit wird von der Südostbastion zu 
Melis Wohnhause ein breiter Weg ausgeschlagen, so 
daß er ständig unter dem Geschütz des Forts ist. 
Meli war in letzter Zeit schwer erkrankt und 
war große Befürchtung vorhanden, daß aus der 
Krankheit Pocken entstehen würden. Sein Befinden 
ist jetzt besser, und jede Gefahr für sein Leben aus- 
geschlossen. 
Bezüglich der Akidas Melis kann ich mich eben- 
solls nur zufriedenstellend äußern. Sie beaufsichtigen 
das Heranbringen des Baumaterials u. s. w., wobei 
sie bei schlechter oder ungenügender Lieferung nicht 
selten strafend einschreiten. 
Nach dem Kriege hatten sich die sich schuldig 
sühlenden Akidas aus Furcht vor Strase verkrochen. 
Nochdem ihnen erst Straflosigkeit zugesichert war, 
kamen sie auf die Station, um sich zu melden. Jetzt 
verhalten sie sich vollkommen ruhig. 
Nach Abgang der Expedition lieserte Meli noch 
dliche Gewehre aus. Mehr abzuliefern, ist ihm nach 
wiederholter Aussage vorläufig unmöglich, da er selbst 
nicht weiß, welcher von seinen Leuten sich im Besitze 
emes Gewehres befindet. Von mir erging an sämmt- 
lich auf der Station befindlichen Europäer die Wei- 
sung, bei Gelegenheit die Hütten der Eingeborenen 
noch Gewehren zu untersuchen. Außerdem wurde 
der Bevölkerung von Moshi bekannt gegeben, daß 
Jedermann, in dessen Besib ein Gewehr gefunden 
wird, mit Abbrennen seiner Hütte und Abnehmen 
seines sämmtlichen Viehes bestraft wird. Meli er- 
Uärle sich mit dieser Maßregel vollkommen ein- 
verstanden. 
Auch die Häuptlinge Kitungati von Kirua und 
Jumba von Kilema geben zu keiner Klage Anlaß 
und kommen den ihnen gestellten Friedensbedingungen 
ebenfalls unbedingt und auch allen anderen For- 
derungen rasch nach. Sie werden besonders zur 
Lieserung von Brettern herangezogen. 
Der Weg von Marangn über die Missionsstation 
in Kilema und durch die Landschaft Kirna ist fertig 
gestellt und mit allen Kräften von den beiden Häupt- 
lingen gefördert worden; ebenso ein Weg von Kibosho 
nach Madshame jun. 
Sinna und Mareale schicken sehr häufig Boten 
oder Geschenke, welche meist in Lebensmitteln bestehen. 
Sinna, selbst zu stark, um den Weg von Kibosho nach 
Moshi gehen zu können, schickte vor einigen Tagen 
seinen Sohn, der mit großem Gefolge und Geschenken, 
bestehend aus Bananen, Pombe, Bohnen, Kartoffeln 
u. s. w., hier ankam. 
Jumba, Kitungati und Mareale kommen monatlich 
einmol zur Station, während Meli das Fort des 
eern besucht, meist vor und nach meinen Expe- 
ilionen. 
  
— 
Fumba schickte vor einiger Zeit seinen Sohn 
Mbaruk, der in der französischen Mission Kilema 
erzogen wird und als der beste Schüler gilt. 
Ich habe es bis jetzt durchgeführt, monatlich ein- 
mal die Landschaften von Marangu bis Madshame 
zu bereisen, um die Klagen und Wünsche der Ein- 
geborenen zu hören. Meist handelt es sich bei diesen 
Schauris nur um das Ausreißen des einen oder 
anderen Dshaggas von einer Landschaft in die andere. 
Von den Landschaften Arusha jun, Arusha tshini 
und Kahe ist nur Gutes zu melden. 
Arusha jun fordert, wie ich von den diese Land- 
schaft durchziehenden Karawanen hörte, keine Abgaben 
mehr, und wird den Karawanenleuten Verpflegung 
für die Weiterreise in genügender Menge geliefert. 
Die zwischen Kibonoto und dem Meruberge an- 
sässigen Massais haben nach Abgabe zweier Elfen- 
beinzähne um Frieden gebeten, den ich auch gewährte. 
Die weiter liegenden Massaistämme haben sich 
bereits zu Friedensverhandlungen durch Schundi an- 
melden lassen. 
Die Missionsstationen im Gebiete von Kilema, 
Kibosho und Madshame jun sind in voller Thätigkeit. 
In Kilema bauen die Missionare eine neue Kirche. 
Sie haben auch genügend Kinder zur Erziehung. 
In Kibosho hat Pater supérieur Gommen= 
ginger einen sehr schönen Plaß von Sinna erhalten. 
Bei meinem letzten Besuche hatte der Pater das 
provisorische Wohnhaus fertig und erwartet er in 
nächster Zeit einen Pater und Bruder, um mit dem 
Bau des Missionsgebäudes beginnen zu können. 
Sinna tritt der Mission freundlich entgegen und 
hilit ihr, soweit es in seinen Kräften steht. Der 
Pater begann in diesem Monat bereits mit dem 
Unterrichte von zehn Kiboshokindern. 
Die Deutsch-Leipziger Missionsgesellschaft hat 
vom Häuptling Shangali von Madshame jun eben- 
falls einen sehr schön gelegenen Platz zum Stations- 
bau erhalten. Die Missionare haben bereits einen 
großen Schuppen zum Unterbringen ihrer Lasten 
gebaut und das Wohnhaus abgesteckt. 
Shangali unterstützt die Mission durch Herbei- 
schaffen von Baumaterial, was aber auch hier, wie 
überall am Kilimandjaro, mit großen Schwierigkeiten 
verbunden ist und deshalb nicht sehr schnell geht. 
Gesecht mit den Masiti bei Behobeho. 
Einem Berichte des Kompagnieführers Ramsay 
vom 4. Dezember v. Is. aus Kungulis Dorf am 
Rufidji an den Gouverneur Freiherrn v. Schele 
entnehmen wir Folgendes: 
Ew. Excellenz melde ich, daß ich am 1. d. Mts. 
mit Lieutenant Bennecke, Unteroffizier Hoffmann, 
58 Soldaten und 45 Lasten von Kisaki aufgebrochen 
bin, um hier am Nufidji zu der Expedition von 
Ew. Excellenz zu stoßen.
	        
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