Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

reichbar sein. Die Straße wird so breit angelegt, 
daß sie auch von Wagen befahren werden kann. 
4. Das Verhältniß zu den Eingeborenen. 
Die Vucaleute wollen nicht leiden, daß irgend 
Jemand bewaffnet in ihr Dorf kommc, auch wollen 
sie keine Kruboys, das heißt fremde Arbeiter, in ihrem 
Dorfe dulden. Besser wird es erst werden, wenn 
das erste Plantagenunternehmen*) in Buga Platz 
gegriffen haben wird, und hierauf sind zunächst alle 
Bestrebungen zu richten, denn befinden sich erst ein 
oder mehrere Europäer mit 100 bis 200 Schwarzen 
in dem Dorfe, so ist die Macht der Busaleute 
gebrochen.) 
Ein sehr passendes Steinmaterial zum Bauen 
befindet sich reichlich in Busa. Die Wälder dort 
enthalten eines der besten afrikanischen Bauhölzer, 
das an Ort und Stelle geschnitten werden kann. So 
dürften die Kosten gar nicht sehr erheblich werden. 
Das Sanatorium, wie ich es mir denke, soll 
natürlich zunächst nicht für Schwertranke sein. Diese 
gehören in das Krankenhaus nach Kamerun, wo sie 
sich unter der steten Pflege des Arztes befinden. So 
lange kein Arzt im Sanatorium ist, können auch 
keine Schwerkranlen dorthin gebracht werden. Aber 
es soll Rekonvaleszenten Gelegenheit geben, ihre volle 
Gesundheit wiederzuerlangen, und soll andererseits 
den durch einen einjährigen oder längeren Anfenthalt 
im Küstengebiet geschwächten Organismus kräftigen 
und neu beleben, so daß der Körper vor schweren 
Erkrankungen bewahrt bleibt oder doch denselben 
besser widerstehen kann. Ein vier= bis sechswöchiger 
Aufenthalt im Sanatorium würde hierzu allerdings 
nöthig sein, — weniger nicht, aber dafür würden 
die Betreffenden es länger in Afrika aushalten können, 
als es bisher der Fall gewesen ist, und die Sterb- 
lichkeit würde sich bedeutend verringern. 
Die Idee der Errichtung eines Sanatoriums im 
Kamerungebirge entspricht jedenfalls einem tief- 
gefühlten Bedürfniß, und im Interesse der Kolonie 
wäre zu wünschen, daß sic ihrer Verwirklichung in 
nächster Zeit entgegensieht. 
  
*) Auf die ünstigen Aussichten, welche z. B. die An- 
lage einer Kasseeplantage im Kamerungebirge bei Buza 
- würde, ist bereits früher wergl. vorigen Jahrgang 
434) hin ewiesen worden. Der e gedeiht in einer 
2 von 700 bis 1200 Meter am ulseers Die Kultur- 
versuche des Dr. Preub daselbst sind bisher Aeete geglückt, 
und der Transport der Ernte nach der Küste würde bei 
gutem Wege nur etwa sechs Stunden in Anspruch nehmem. 
*#) Ueber das Gesecht gegen die Vuöalente, bei de 
Frhr. v. Gravenreuth seinen Tod fand, vergl. D. Kol. 
N. 1892 S. 14 ff. Die Busêaleute haben damals große 
Verluste gehabt und zeigten sicet bei einem Besuchen des 
Gouverneurs v. Zimmerer (D. Kol. Bl. 
friedlich. Ist erst der Weg nach Zuea- * 
und hierdurch eine bessere Verbindung hergestellt, so düste 
es bei geschicktem Vorgehen nicht schwer sein, die Hind 
nisse zu beseitigen, welche sich aus dem Charakter der Ein- 
geborenen ergeben. 
  
74 — 
Togv. 
Thätigkeit der wissenschaftlichen Station Misahöbe. 
Der Regierungsbotaniker Baumann zu Misa- 
höhe hat zwei Sendungen Insekten an das Königliche 
Museum für Naturkunde gelangen lassen. Die erste 
Sendung enthielt 556 Düten mit Schmetterlingen, 
zumeist Tagfaltern, mit genauer Angabe der Fang- 
zeiten und auf die Flugart und Lebensweise der Art 
bezüglichen Bemerkungen. Die zweite Sendung be- 
stand aus 1277 Stück Insekten, darunter 1131 Stück 
bon Misahöhe durch Baumann gesammelt, und 
146 Schmetterlingen von Ashanti, die er durch 
Missionare erhielt. Im Ganzen enthielt diese Sen- 
dung 932 Stück Lepidopteren, 155 Libellen, 140 
Hemipteren, darunter als große Rarität eine Eury- 
brachydide, 49 Orthopteren und eine einzelne 
Ascalaphide. 
Die Konservirung der Insekten von Misahöhe 
ist durchweg gut, die Etikettirung und Verpackung 
sorgfältig ausgeführt. Dagegen sind die Schmetter- 
linge von Ashanti stark lädirt und in zu weichem 
Papier aufbewahrt. Der wissenschaftliche Werth läßt 
sich erst genau nach dem Aufnadeln der Insekten 
fesistellen, jedenfalls läßt sich aber schon jetzt erkennen, 
daß die Sammlungen fammistisch sehr werkhvoll sind, 
da sie neben manchem Neuen auch Aufllärung über 
zweifelhafte Formen liefern dürften. 
  
Solleinnahmen. 
Die Erträge der Zölle im deutschen Togogebiete 
weisen auch im zweiten Vierteljahr des Etatsjahres 
1893/94 eine erfreuliche Steigerung auf. Es sind 
51 165 Mark eingegangen gegen 46 265 im ersten 
Quartale d. Is. und 48 882 Mark im zweiten Quartale 
1892/93. Da der Voranschlag im laufenden Etats- 
jahre nur auf 34 250 bezissert worden ist, ergiebt 
sich somit ein erfreulicher Ueberschuß. Anscheinend 
wird das dritte Vierteljahr noch bessere Ergebnisse 
liefern, da bereits im Oktober eine Einnahme von 
über 24 000 Mark erzielt worden ist. Allerdings 
stehen den wachsenden Zolleingängen auch erhebliche 
Mehrausgaben als früher gegenüber, da der Bau 
des Krankenhauses in Togo und der Wegebau nach 
dem Innern große Summen erfordern. 
  
Deutsch-Neu-Guinra. 
Reise des kanhesbauptuanne nach dem Bismarck- 
Archipel. 
Der Kaiserliche Landeshauptmann Schmiele hat 
die beabsichtigte Reises) nach dem im Vorjahre 
von Unruhen heimgesuchten Bismarck-Archipel im 
Herbste ausgeführt. Als er in Herbertshöhe ankam, 
waren die Feindseligkeiten auf beiden Seiten seit 
*) Vergl. D. Kol. Vl. 1893, S. 540. 
 
	        
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