Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Den Arabern verdankt es Zwiebeln, Zuckerrohr und diente, sofortige Züchtigung folgen zu lassen, da ein 
verschiedene Früchte. Von hier aus verproviantirt 
sich das 12 Tagemärsche südlich gelegene Mpwapwa. 
Die Bevölkerung ist fleißig und anscheinend kultur- 
fähig. 
Nachdringen in die unauffindbaren Schlupfwinkel sich 
als unmöglich erwies. 
In dem folgenden Masimba waren die Einwohner 
E— friedlich und ist die Expedition von hier 
Der Weitermarsch in nordwestlichet Richtung I bis nach Ruhanda hinein in einem reichen Lande mit 
brachte die Expedition nach Uassi, woselbst sie sich 
mit einigen Schwierigkeiten Nahrung zu verschaffen 
hatte; sie trat in das gebirgige Gebiet, welches sich 
an den Ostrand des ostafrikanischen Grabens an- 
schließt, überschritt den Bubu und traf am 5. Februar 
in Mangali am Fuße des mächtigen Gebirgsmassivs 
des Gurui ein. In den folgenden Tagen bestieg 
Graf Goeßen mit Dr. Kersting den Berg, ohne 
— wegen schlechten Wetters — bis auf die Spitze 
zu gelangen. Er lonnte die Lage des Berges als 
eines in der Sohle des Grabens aufsteigenden, iso- 
lirten Kegels vulkanischen Ursprungs mit einer Reihe 
bedeutender Nebenkrater und die Existenz eines bisher 
noch unbekannten kleineren Sees im Südwesten fest- 
stellen. Eine Messung mit trigonometrischer Basis 
ergab für die Spitze eine Höhe von 3325 m. 
Nach Ersteigung des westlichen steilen Graben- 
randes führte der Weg in fast nördlicher Richtung 
durch Grasland mit großen Wildherden und Nieder- 
wald, an den kleinen Sumpfseen Madjumaga und 
Sotomarega vorüber nach Mbulu. Hier trat die 
Expedition in das Steppengebiet, durch dessen west- 
lichen Theil der Wembere fließt. Es stellt sich dar 
als eine weite, theils mit niederem Dornengestrüpp 
und vereinzelten Brotbäumen bestandene, theils glatte 
Fläche, welche das Hindamaragebirge im Osten und 
die schon zu Meatu gehörenden Bergzüge im Westen 
einschließen und die durch einen mittleren Gebirgszug 
in die Killa-Ugallaebene und die eigentliche Wembere- 
Salzsteppe getrennt wird. Der Cyasisee, den die 
Eingeborenen mit Nyarasa bezeichnen, wurde nicht 
gesehen. Der Durchmarsch dauerte acht Tage, wäh- 
rend welcher nur ein Trupp streifender Massais sich 
zeigte und einen Angriff auf Nachzügler versuchte. 
Am 21. Februar wurde in Meatu die erste der 
bewohnten, schon zu Usuluma zu rechnenden Land- 
schaften mil Wataturubevölkerung erreicht. Viele 
Dörfer und einzelne Gehöste liegen in dem gut be- 
bauten Lande zerstreut. Die der südlichen Nyanza- 
ebene eigenthümlichen Granithügel treten hier zum 
ersten Male auf. 
Obgleich nach langer Verhandlung das Verhältniß 
zu den Eingeborenen sich freundlich zu gestalten schien, 
fielen diese zur selben Zeit an drei weit voneinander 
abliegenden Orten über die in den Dörfern eintau- 
senden waffenlosen Leute der Expedition her, tödtelen 
sieben derselben und verwundeten noch eine Anzahl 
mehr. Die sofort ausgehenden Streifkorps fanden 
in den Ortschaften Niemanden mehr vor und mußten 
sich damit begnügen, einige Hütten zur Strafe für 
die Verrätherei niederzubrennen. Es handelte sich 
offenbar um einen vorbedachten Plan; leider war 
Graf Goeten nicht in der Lage, der That die ver- 
  
ruhiger, fleißiger Bevölkerung geblieben. 
Die Absicht des Grafen Goeßen war, die von 
Tabora nach dem Nyanza führenden Routen zu 
kreuzen und so eine Verbindung der einzelnen Wege 
herzustellen. In Verfolgung dieses Planes ging er 
über die Landschaft Uduha, über Ihinyanga und 
Nindo; am 10. März kam er, nachdem einige sehr 
schwierige Sumpfmärsche die Expedition etwas auf- 
gehalten, bei der im Gebiete des Häuptlings Uimo 
gelegenen, meist Msalala genannten Missionsstation 
der pôres blancs an, um nach mehrtägigem Auf- 
enthalte daselbst nach einer weiteren Niederlassung 
derselben, Ushirombo im Lande der Wasumbera, zu 
gehen, woselbst er am 22. März eintraf. 
Dort wurde durch einen unangenehmen Zwischen- 
fall die Expedition länger als drei Wochen auf- 
gehalten. Die nur bis an den Nyanza gedungenen 
Träger waren nämlich bereits am 27. Februar aus 
Uduha unter Befehl eines Somaliführers nach ihrer 
Heimath zurückgegangen und hatte Letterer den Auf- 
trag, mil neugeworbenen Trägern und den Lasten 
sich in Ushirombo baldigst wieder einzufinden. In- 
folge eines Diebereien betreffenden Streites schlug ein 
der Mission Bukumbi angehöriger prc den Somali 
und ließ dieser sich dadurch hinreißen, mit Nieder- 
schießen zu drohen. Er wurde wegen Landfriedens- 
bruches nach der Station Mwanza in Haft gebracht 
und mußte, als die Nachricht davon am 17. März 
den Grasen Goeßen erreichte, Dr. v. Prittwitz 
zur Regelung der Angelegenheit an den See. Er 
ging durch die Landschaft Msalala nach Bukumbi 
und Mwanza, wurde von den pôöres und dem Herrn 
Kompagnieführer Langheld in bereitwilliger Weise 
unterstüht und langte über Ussambiro und Mbogwe 
am 11. April mit Lasten und Trägern in Ushi- 
rombo an. 
Es sei hier erwähnt, daß die Europäer wie die 
Leute der Expedition in den genannten Missionen 
der pôöres blancs d'’Algérie auf das Liebenswür- 
digste und Gastlichste empfangen wurden. Das Wirken 
derselben ist als ein segensreiches und zielbewußtes 
zu bezeichnen. Indem sie mit den Häuptlingen und 
der Bevölkerung in bestem Einvernehmen bleiben, 
vergeben sie sich jenen gegenüber nichts durch unan- 
gebrachte Nachgiebigkeit und Unterwürsigkeit. Ihre 
sestungsartigen ausgedehnten Gebäudeanlagen, mit 
Kirche, Schule und Internat für Knaben und Mäd- 
chen imponiren den Eingeborenen; europäische Feld- 
und Gartenfrüchte werden neben den einheimischen 
in ausgedehntem Maßstabe kultivirt, und das Ansehen, 
dessen sich die Missionare überall erfreuen, ebenso 
wie ihre bedeutenden Mittel, bewirken es, daß sie 
Arbeitskräfte und Vorräthe sieis in reichem Maße finden.
	        
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