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Den Arabern verdankt es Zwiebeln, Zuckerrohr und diente, sofortige Züchtigung folgen zu lassen, da ein
verschiedene Früchte. Von hier aus verproviantirt
sich das 12 Tagemärsche südlich gelegene Mpwapwa.
Die Bevölkerung ist fleißig und anscheinend kultur-
fähig.
Nachdringen in die unauffindbaren Schlupfwinkel sich
als unmöglich erwies.
In dem folgenden Masimba waren die Einwohner
E— friedlich und ist die Expedition von hier
Der Weitermarsch in nordwestlichet Richtung I bis nach Ruhanda hinein in einem reichen Lande mit
brachte die Expedition nach Uassi, woselbst sie sich
mit einigen Schwierigkeiten Nahrung zu verschaffen
hatte; sie trat in das gebirgige Gebiet, welches sich
an den Ostrand des ostafrikanischen Grabens an-
schließt, überschritt den Bubu und traf am 5. Februar
in Mangali am Fuße des mächtigen Gebirgsmassivs
des Gurui ein. In den folgenden Tagen bestieg
Graf Goeßen mit Dr. Kersting den Berg, ohne
— wegen schlechten Wetters — bis auf die Spitze
zu gelangen. Er lonnte die Lage des Berges als
eines in der Sohle des Grabens aufsteigenden, iso-
lirten Kegels vulkanischen Ursprungs mit einer Reihe
bedeutender Nebenkrater und die Existenz eines bisher
noch unbekannten kleineren Sees im Südwesten fest-
stellen. Eine Messung mit trigonometrischer Basis
ergab für die Spitze eine Höhe von 3325 m.
Nach Ersteigung des westlichen steilen Graben-
randes führte der Weg in fast nördlicher Richtung
durch Grasland mit großen Wildherden und Nieder-
wald, an den kleinen Sumpfseen Madjumaga und
Sotomarega vorüber nach Mbulu. Hier trat die
Expedition in das Steppengebiet, durch dessen west-
lichen Theil der Wembere fließt. Es stellt sich dar
als eine weite, theils mit niederem Dornengestrüpp
und vereinzelten Brotbäumen bestandene, theils glatte
Fläche, welche das Hindamaragebirge im Osten und
die schon zu Meatu gehörenden Bergzüge im Westen
einschließen und die durch einen mittleren Gebirgszug
in die Killa-Ugallaebene und die eigentliche Wembere-
Salzsteppe getrennt wird. Der Cyasisee, den die
Eingeborenen mit Nyarasa bezeichnen, wurde nicht
gesehen. Der Durchmarsch dauerte acht Tage, wäh-
rend welcher nur ein Trupp streifender Massais sich
zeigte und einen Angriff auf Nachzügler versuchte.
Am 21. Februar wurde in Meatu die erste der
bewohnten, schon zu Usuluma zu rechnenden Land-
schaften mil Wataturubevölkerung erreicht. Viele
Dörfer und einzelne Gehöste liegen in dem gut be-
bauten Lande zerstreut. Die der südlichen Nyanza-
ebene eigenthümlichen Granithügel treten hier zum
ersten Male auf.
Obgleich nach langer Verhandlung das Verhältniß
zu den Eingeborenen sich freundlich zu gestalten schien,
fielen diese zur selben Zeit an drei weit voneinander
abliegenden Orten über die in den Dörfern eintau-
senden waffenlosen Leute der Expedition her, tödtelen
sieben derselben und verwundeten noch eine Anzahl
mehr. Die sofort ausgehenden Streifkorps fanden
in den Ortschaften Niemanden mehr vor und mußten
sich damit begnügen, einige Hütten zur Strafe für
die Verrätherei niederzubrennen. Es handelte sich
offenbar um einen vorbedachten Plan; leider war
Graf Goeten nicht in der Lage, der That die ver-
ruhiger, fleißiger Bevölkerung geblieben.
Die Absicht des Grafen Goeßen war, die von
Tabora nach dem Nyanza führenden Routen zu
kreuzen und so eine Verbindung der einzelnen Wege
herzustellen. In Verfolgung dieses Planes ging er
über die Landschaft Uduha, über Ihinyanga und
Nindo; am 10. März kam er, nachdem einige sehr
schwierige Sumpfmärsche die Expedition etwas auf-
gehalten, bei der im Gebiete des Häuptlings Uimo
gelegenen, meist Msalala genannten Missionsstation
der pôres blancs an, um nach mehrtägigem Auf-
enthalte daselbst nach einer weiteren Niederlassung
derselben, Ushirombo im Lande der Wasumbera, zu
gehen, woselbst er am 22. März eintraf.
Dort wurde durch einen unangenehmen Zwischen-
fall die Expedition länger als drei Wochen auf-
gehalten. Die nur bis an den Nyanza gedungenen
Träger waren nämlich bereits am 27. Februar aus
Uduha unter Befehl eines Somaliführers nach ihrer
Heimath zurückgegangen und hatte Letterer den Auf-
trag, mil neugeworbenen Trägern und den Lasten
sich in Ushirombo baldigst wieder einzufinden. In-
folge eines Diebereien betreffenden Streites schlug ein
der Mission Bukumbi angehöriger prc den Somali
und ließ dieser sich dadurch hinreißen, mit Nieder-
schießen zu drohen. Er wurde wegen Landfriedens-
bruches nach der Station Mwanza in Haft gebracht
und mußte, als die Nachricht davon am 17. März
den Grasen Goeßen erreichte, Dr. v. Prittwitz
zur Regelung der Angelegenheit an den See. Er
ging durch die Landschaft Msalala nach Bukumbi
und Mwanza, wurde von den pôöres und dem Herrn
Kompagnieführer Langheld in bereitwilliger Weise
unterstüht und langte über Ussambiro und Mbogwe
am 11. April mit Lasten und Trägern in Ushi-
rombo an.
Es sei hier erwähnt, daß die Europäer wie die
Leute der Expedition in den genannten Missionen
der pôöres blancs d'’Algérie auf das Liebenswür-
digste und Gastlichste empfangen wurden. Das Wirken
derselben ist als ein segensreiches und zielbewußtes
zu bezeichnen. Indem sie mit den Häuptlingen und
der Bevölkerung in bestem Einvernehmen bleiben,
vergeben sie sich jenen gegenüber nichts durch unan-
gebrachte Nachgiebigkeit und Unterwürsigkeit. Ihre
sestungsartigen ausgedehnten Gebäudeanlagen, mit
Kirche, Schule und Internat für Knaben und Mäd-
chen imponiren den Eingeborenen; europäische Feld-
und Gartenfrüchte werden neben den einheimischen
in ausgedehntem Maßstabe kultivirt, und das Ansehen,
dessen sich die Missionare überall erfreuen, ebenso
wie ihre bedeutenden Mittel, bewirken es, daß sie
Arbeitskräfte und Vorräthe sieis in reichem Maße finden.