mit den Eingeborenen nicht auf, so daß ich kaum
zum Schlafen kam.
Durch offenes Parkland mit vielen Elefanten-
und Büffelspuren, vorbei an der zerstörten Nieder-
lassung der Mfuikemis, welche von den Mandion-
golos über den Mbam getrieben worden waren,
ging der Weg zu einer Hügelkette, welche uns noch
von diesem Flusse trennte und an deren Fuß wir
Lager schlugen. In beschwerlichem Marsche wurde
am nächsten Morgen dieses Hügelland durchschritten
und gegen Mittag lagerten wir an dem busch-
umsäumten Mbam. Der Fluß dürfte hier 200 m
breit sein. Da wir eben am Ende der Trockenzeit
waren, war der Wasserstand ein sehr niedriger und
zahlreiche Sandbänke im Fluß. Trotzdem war überall
eine mindestens 1½ m tiefe Fahrrinne vorhanden,
und erst nach langem Suchen konnten wir eine Furt
sinden. In der Zwischenzeit gelang es mir, ein
Flußpferd zu erlegen. Da unsere Führer sich
weigerten, weiter mit uns zu gehen, und auch nach
erfolgtem Uebergang die Zeit bereits sehr vor-
geschritten war, beschloß ich, am rechten Ufer Lager
zu schlagen, und sandte Leute ins Land, um die
nächste Niederlassung aufzusuchen. Während der
Nacht wurde ich jämmerlich von den Mositos zer-
stochen, welche uns seit dem Verlassen des Sannaga
verschont hatten. Dadurch verwöhnt, hatte ich ver-
säumt, mein Moskitonetz über mein Bett spannen
zu lassen.
Beim Morgengrauen waren meine Abgesandten
noch nicht erschienen, und deshalb brach ich mit der
Expedition landeinwärts auf. Nach kurzem Marsche
stießen wir auf die erste Farm, und soweit unser
Blick nach allen Seiten hin reichte, war die Gegend
angebaut. Sehr bald traf ich auf meine Boten,
welche mir. Bier und Durrhalüche als Willkomm-=
gruß des Häuptlings von Mbamkin, dessen Stadt
nicht weiter als zwei Stunden von hier entfernt
liegen sollte, brachten. Bald kamen auch die Ab-
gesandten dieses Herrschers. Er schickte uns wieder
Essen und ließ uns einladen, ihn und seine Stadt
zu besuchen. Mbamkin ist ebenso wie Ngambe mit
Wallgraben versehen, doch sind die Befestigungen
hier natürlich nicht so gut gehalten wie bei Letzterem.
Der Umfang der Stadt dürfte 8 km sein. Auch
im Innern gleichen sich beide stammverwandte Orte,
nur ist in Mbamkin der Anbau nicht so ausgedehnt
wie in Ngambe, doch geben die zahlreichen Oel-
palmengruppen dem Platze ein viel freundlicheres
Aussehen. Die Palme gehört eben in Afrika un-
bedingt zum Landschaftsbilde, und wo sie sehlt,
scheint dieses öd und fremd.
Alsbald erschienen wieder Weiber des Häupt-
lings, um uns Essen zu bringen, und wurden uns
schöne, reinliche Hütten angewiesen. Wie groß der
Ort ist, beweist wohl der Umstand, daß ich von hier
bis zum Königsplatze, der nicht an der Peripheric
liegt, dreiviertel Stunden zu gehen hatte.
Der Häuptling, ein kohlschwarzer, sehr cere-
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moniöser Nigritier, trug Haussatracht und Turban.
Er empfing mich auf der Cstrade seines großen,
viereckigen Hauses, welche ganz von hohen Pfählen
eingezäunt war, so daß der Raum, in welchem er
mit dem Dolmetscher saß, einem Käfige glich. Er
ließ zur Begrüßung vorzügliches Bier kommen und
mir seine große Genugthuung übermitteln, daß nun
endlich auch zu ihm ein Weißer gekommen sei und
hoffentlich nicht zum letzten Male, denn er und sein
Volk hätten schon längst gewünscht, mit ihm Handels-
beziehungen eingehen zu können. Das Gespräch
wurde seitens des Häuptlings und seines Dolmetschers
im Flüstertone geführt, während die Umherstehenden
jede seiner Aeußerungen oder selbst sein Husten mit
einem beifälligen Murmeln begleiteten.
Mbamkin liegt auf der Karawanenstraße San-
serni—Banyo; trotzdem hatte weder Morgen noch
ich während unseres Aufenthaltes dortselbst nur das
Geringste von der Existenz dieses reichen Landes
erfahren. Der Tibatihäuptling wünschte eben nicht,
daß wir davon Kenntniß erhicelten. Ein Beweis
für die unglaubliche Disziplin in diesen mohamme-
danischen Reichen ist der, daß wir in der langen
Zeit, obwohl meine Dolmetscher sogar mit Lands-
leuten verkehrten, welche diesen Weg erst gemacht
hatten, in vollkommener Unkenntniß darüber ge-
halten wurden.
Die Expedition Morgen, welche von Amalamn
Führer erhalten hatte, wurde von diesen, Tikar
westlich liegen lassend, auf die Straße Banyo —
Tibati gebracht, und nur durch meinen Gewaltstreich
war es mir möglich, diese herrliche Landschaft dem
Schutzgebiete zu erschließen.
Auch unsere Aufnahme seitens des Volkes war
vorzüglich, speziell meine verträglichen Lagosleute
hatten bald Freundschaft mit den Eingeborenen ge-
schlossen, und selbst nachts nahm das Geplauder kein
Ende. Dabei waren hier auch die Preise für Lebens-
mittel sehr mäßig. Für ein rothes Taschentuch
tonnte ich Durrha für sechs Personen kaufen, und
für einen kleinen Messingspiegel erhielten wir ein
Huhn oder zehn Eier. Mich hatte die Schwester
des Häuptlings in ihr Herz geschlossen. Es ist dies
eine äußerst korpulente Dame in mittleren Jahren,
welche täglich zweimal bei mir erschien und mir
Hühner und Eier zum Geschenk machte. Sie be-
wohnte neben uns eine Reihe von Hütten, welche
sich durch besondere Größe und Sanuberkeit aus-
zeichneten. Wie alle Tikarfrauen ging sie nackt, nur
mit dem Kwaschi bekleidet, doch war sie über und
über mit Perlen und dem bei den Haussaweibern
so beliebten Achatschmuck behangen. Ihr Körper war
ganz mit Rothholz bemalt und auch die Haarc, welche
ähnlich denen der Wuts in langen, festen Strähnen
frisirt waren, waren roth gefärbt.
Hier konnte ich auch Erkundigungen über die
Balis einziehen. Schon den Mandiongolos waren
dieselben bekannt; ich traf dort einen Mann,
welcher behauptete, s. 3. über N'Tuku in sechs