Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

in den deutschen Schußgebieten erworben hat, ist 
unter dem 25. Februar d. Is. der Rothe Adler-Orden 
4. Klasse verliehen worden. 
In der Februar-März-Nummer der in Paris 
erscheinenden Missionszeitschrift „Bulletin des 
Missions d'Alrique des Peres Blancs“ schildert 
der Obere von Karema am Tanganyika-See Pére 
Dupont seine Reise durch die nördlich und südlich 
hiervon gelegenen Landschaften Kawende und Ufipa 
und die gute Aufnahme, die er überall bei den 
Häuptlingen gefunden hat, sowie die wohlthätigen 
Folgen der deutschen Herrschaft, die ihm allenthalben 
entgegengetreten sind. Die Furcht vor den Weißen 
sei gänzlich geschwunden und ein alter Nyangara 
(Häuptling) in Kafisia habe zu ihm unter Hinweis 
auf die zerstörten Umwallungen der früheren Boma 
(Festungswerk) gesagt: „Ehemals hatten wir feste 
Bomas, denn wir fürchteten jeden Augenblick neuc 
Kriege und neue RNaubzüge; weder unsere Frauen 
noch unsere Kinder wagten sich einige Schritie vom 
Dorfe zu entsernen. Aber seitdem der Weiße bei 
uns ist, haben wir nichts mehr zu fürchten. Der 
Friede ist im Lande und eine einzelne Frau kann 
ohne Gefahr von einem Ende des Tanganyika zum 
anderen reisen.“ P. Dupont schildert ferner, wie 
durch das Vorgehen der Deutschen die Unsitte des 
Moavi (Probetrunk von Gift durch angebliche Ver- 
brecher) und das Treiben der Zauberer mehr und 
mehr verschwinden und Menschenraub und Sklaven- 
handel mehr und mehr eingedämmt werden. Er 
fügt endlich die die deutsche Verwaltung ehrenden 
Worte hinzu: „Wir“, die Weißen Väter, „werden 
unseren Einfluß stets in den Dienst des Staates 
stellen, der uns mit so viel Weisheit und Wohlwollen 
verwaltet.“ 
Rus fremden Molonien. 
Englisch= französisches Abkommen über die Hord- 
und Ostgrenze von Sierra Leone. 
Zwischen England und Frankreich ist in Ergän- 
zung früherer Grenzvereinbarungen am 21. Januar 
d. Is. ein Abkommen über die Nord= und Ostgrenze 
von Sierra Leone zustande gekommen. Danach ist 
Ausgangspunkt der Grenze ein Punkt am Atlantischen 
Ocean, der 500 m nordwestlich vom Centrum der 
Stadt Kiragba liegt. Von hier aus läuft die Grenz- 
linie in nordöstlicher Richtung parallel und in einem 
Abstande von 500 m von der von Kiragba nach 
Roubaui (Nobenia) führenden Straße bis zu einem 
Punkte, der gleich weit von Kongobutia (englisch) 
und von Digipali (französisch) liegt. Dann wendet 
sie sich nach Südost, durchschneidet die Straße recht- 
winkelig und führt wieder in einem Abstande von 
500 m und parallel zur Straße bis zu einem Punkte 
südlich von Digipali, von wo sie in gerader Linie 
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eine Higelkette erreicht, die im Süden des zerstörten 
Dorfes Passimodia beginnt und die Wasserscheide 
zwischen dem Flusse Mellakori und dem großen 
Scarcies= oder Kolentéfluß bildet. 
Die Grenze folgt dieser Wasserscheide, indem sie 
England die Städte N'’Bogoli (Bogolo), Musaliya, 
Malaguia (Lukoiya). Masoré (Mufuri), Tanénê 
(Tarnenai), Madina (Modino), Oblenia, Oboto, 
Ballimir, Massini und Gambiadi und Frankreich die 
Städte Roubani (Robenia), N'Tougon (N'Tunga), 
Daragouc (Daragli), Kunia, Tombaiya, Erimakono 
(Herimakuno), Fonsiga (Fransiga), Talansa, Tagani 
(Tanganne) und Maodea überläßt. Sie läuft so- 
dann in gerader Linie auf die Quelle des kleinen 
Molaflusses, solgt dem Lause desselben bis zu seiner 
Verbindung mit dem Molafluß und dann dem Thal= 
weg des Mola bis zum Zusammenfluß mit dem 
großen Scarcies. Von hier ab bildet das rechte 
User dieses Flusses die Grenze bis zu einem Punkte, 
welcher 500 m südlich von dem Schnittpunkt des 
von Wulia (Quelia) über Lucenia nach Wossu 
(Ouosson) führenden Weges mit dem Flusse gelegen 
ist. An dieser Stelle wird der Fluß überschritten 
und die Grenze südlich des Weges im Abstande von 
500 m bis elwa 2500 m nördlich von Lucenia fort- 
gesetzt, dann weiter in gerader Linie bis zum Durch- 
bruch des nordwestlichen Theiles der etwa zwei 
englische Meilen südlich von Donia (Dugunia) sich 
erhebenden Hügelkette. Von hier geht sie wiederum 
in gerader Linie nach Osten bis zu dem 1500 m 
oberhalb Lakhata gelegenen Schnittpunkte mit dem 
Kitaflusse, folgt dem Thalweg des Kita bis zur Ein- 
mündung in den Lolo, trifft dann in gerader Linie 
auf den kleinen Scarcies= oder Kabafluß an einer 
vier englische Meilen südlich des zehnten Grades 
nördlicher Breite belegenen Stelle und läuft zunächst 
den Thalweg des Flusses bis zu dem genannten 
Breitengrade und dann diesen selbst entlang bis zu 
seinem Schnittpunkt mit einer Linie, welche die 
Wasserscheide bildet zwischen dem Niger einerseits 
und dem kleinen Scarcies und anderen sich nach 
Westen zu in den Atlantischen Ocean ergießenden 
Flüssen andererseits. Schließlich verfolgt sie diese 
Wasserscheidelinie, überläßt Kalieri an England und 
Erimakono (Herimakuna) an Frankreich und erreicht 
ihren Abschluß beim Schnittpunkt mit dem durch 
Tembikunda (das heißt die Quelle des Tembiko oder 
Niger) lausfenden Breitengrade. Spätere Ver- 
besserungen dieser Grenzlinie infolge der durch Kom- 
missarien an Ort und Stelle vorgenommenen 
Messungen bleiben vorbehalten. 
Das Ligev-Coast-protektorat. 
Dem kürzlich als Parlamentsvorlage veröffent- 
lichten Jahresbericht des Niger-Coast-Protektorats 
für das Jahr 1892 ist nunmehr der von dem 
Generalkonsul Macdonald erstattete Verwaltungs=
	        
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