Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

haben die Aufnahmsfähigkeit der sonst oft nur in 
ungenügendem Maße zu befriedigenden Absatzländer 
geschmälert. 
Die Preise setzten nicht allein ungewöhnlich 
niedrig ein, sondern fielen auch noch fortdauernd. 
Im Vergleich zum Vorjahre ist der Abschlag auf 
durchschnittlich 10 pCt. bis zu 15 pCt. für gute und 
mittlere Wollen zu berechnen. Geringere Sorten, 
Bäuche und Locken, die im Vorjahre häufig ganz 
unerwartet hoch bezahlt wurden, brachten oft sogar 
20 bis 25 pECt. weniger. 
Die prachtvollen Schweißwollen vom Westen der 
Kolonie Victoria, die früher mit 14 bis 15 Pence 
für das Pfund Englisch bezahlt wurden, erzielten 
selten mehr als 9 Pence, und für unansehnliche, er- 
dige, schlecht zubereitete Queenslandwollen von kurzem, 
schwachem Stapel wurden häufig nicht mehr als 
4½ Pence für das Pfund Englisch geboten. 
Diese Preise sind nur mit denen von 1869/70 
und 1885//86 zu vergleichen. 
Die Gesammtausfuhr Australiens für das Ende 
Juni 1895 ablaufende Wollenjahr wird auf etwa 
1 900 000 Ballen geschätzt. Vom Kap der guten 
Hoffnung betrug dieselbe im Jahre 1894 etwa 
250 000 ähnliche Ballen, von Argentinien aber 
439 000 Ballen, welche letzteren 1 100 000 austra- 
lischen Ballen gleichkommen. 
Dandelsbericht der A5oren für das Jahr 71894.#) 
Die erhöhten Säße des Zolltarifs, welcher im 
April 1892 in Kraft trat, bewirkten eine bedeutende 
Verminderung der Einfuhr aus dem Auslande, 
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namentlich auch aus Deutschland. Im Jahre 1891 
betrug der Werth der aus Deutschland eingeführten 
Waaren 95 300 532 Réis = 352 965 Mark zum 
mittleren Kurse von 270, dagegen im Jahre 1894 
53 060 660 Rois = 189 503 Mark zum mittleren 
Kurs von 280. Die hierfür bezahlten Einsuhrzölle 
betrugen im Jahre 1891 43,3 pCt. des Werthes 
und infolge des neuen Tarifs im Jahre 1894 
63,8 pCt. des Werthes. Die Haupteinfuhrartikel. 
aus Deutschland bestanden in Zucker, Papier, Eisen- 
waaren, baumwollenen und wollenen Geweben, Glas- 
waaren und Knöpfen. Der Kohlenbedarf der Kohlen- 
station wird aus Großbritannien gedeckt und beträgt 
etwa 30 000 Tonnen. Der mittlere Kohlenpreis 
für Dampfer unter Kontrakt betrug im Jahre 1894 I 
21 Schill. 6 Pence. 
Die angegebenen Werthe beziehen sich nur auf 
die direlt vom Ausland hier eingeführten Waaren, 
während die aus dem Ausland über Lissabon ein- 
geführten, d. h. solche Waaren, welche in Lissabon 
Einfuhrzoll bezahlt haben, nicht ausgenommen sind. 
Die von Lissabon eingeführten Waaren repräsentiren 
einen Werth von etwa 800 000 000 Nis. 
*) Deutsches Handels-Archiv 1895, S. 202. 
Die Ausfuhr nach dem Ausland bestand haupt- 
sächlich in Apfelsinen und Ananas; erstere gingen 
hauptsächlich nach Hull, letztere nach London. 
Ausgeführt wurden im Jahre 1894: 
Apfelsinen 11 259 812 Stück im Werthe von 
16 889 718 Rois. 
Ananas 367 088 Stück Werthe 
176 202 240 Réis. 
Einige Tansend Ananas wurden über London 
nach Hamburg versandt. 
Das Hauptprodukt der Jusel ist Alkohol, wovon 
im Jahre 1894 5 283 800 Liter nach Lissabon und 
Oporto sowie ein kleiner Theil nach Madeira zum 
Versand kam. Ferner wurden ausgeführt etwa 
8000000 Liter getrocknete dicke Bohnen, 5000 Tonnen 
Porzellanerde, 1500000 Liter Mais, Alles nach dem 
Mutterlande. Die Ausfuhr anderer Bodenerzeugnisse 
ist kaum nennenswerth. 
Die Arbeiterverhältnisse sind nicht die besten, und 
ist infolge dessen die Auswanderung nach Brasilien, 
den Vereinigten Staaten von Amerika und Honolulu 
bedeutend. 
Verschiedene Hamburger Handelshäuser lassen die 
Inseln während eines Theiles des Jahres besuchen. 
Der Hafen von Ponta Delgada dient hauptsächlich 
als Kohlenstation für Dampfschiffe, welche vom Mittel- 
meer nach den Vereinigten Staaten oder vom Kon- 
tinent nach Centralamerika und Westindien und 
umgekehrt bestimmt sind. Die Anzahl der eingelau- 
senen Dampfschisfe hat sich in den letzten fünf Jahren 
um nahezu 100 vermehrt. Im Jahre 1894 liefen 
320 Dampfschiffe ein, von diesen wurden 19 604 
Tonnen Steinkohle eingenommen. Die Anzahl der 
eingelaufenen Segelschisse hat sich in gleichem Grade 
vermindert; während im Jahre 1889 noch 1409 Segel- 
schiffe einliesen, kamen im Jahre 1894 nur 110 an. 
Der Hafen dient außer als Kohlenstation auch 
als Zufluchtshafen für havarirte Schiffe. Die Anzahl 
der havarirten Schisse betrug im Berichtsjahre 19, 
theils Dampfschiffe mit gebrochener Maschine oder 
Schraube, theils Segelschiffe, welche auf der Reise lec 
geworden waren oder Proviantmangel erlitten hatten. 
Seitdem die Kabelverbindung mit dem Kontinent 
hergestellt worden ist, hat der Hafen auch eine Be- 
dentung als Orderhafen für diejenigen Schiffe er- 
langt, welche früher Lissabon für Order auliefen, 
hauptsächlich für Schiffe, welche aus der Südsee und 
vom Indischen Archipel kommen, erstere größtentheils 
für deutsche Nechnung befrachtet, letztere für nieder- 
ländische. 
Die Dampfsschisse des Norddeutschen Lloyd und 
der Hamburg—Amerika-Linic liefen während des 
Winters mehrmals hier an, hauptsächlich um den 
Passagieren Gelegenheit zu geben, der Insel einen 
Besuch abzustatten. 
Die Küstenschifffahrt beschränlt sich auf 38 Schiffe 
von 1431 Kubikmetern. 
Die Poslverbindung geschieht regelmäßig alle 
11 Tage. 
im von
	        
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