fuhren vom Innern an die Küste geübt haben. Be-
sonders erfreulich ist, daß die Summe der Einfuhr
der der eigentlichen Kulturarbeit dienenden Gegen-
stände immerfort wächst. 1893·94 wurden Baum-
wollenwaaren im Werthe von 577 000 Mk. nach
Togo eingeführt, im letzten Etatsjahre ist dieser
Betrag schon auf 677 000 Mk., also auf beinahe
ein Viertel des Werthes des gesammten Imports,
gestiegen.
Rus dem Bereiche der Wissionen und
der RAntisklaverei-Bewegung.
Pater König von der Pallotliner-Mission hat
sich am 11. Mai d. Is. in Begleitung zweier Laien=
brüder auf dem Hamburger Dampfer „Gertrud
Woermann“ nach Kamernn eingeschifft.
Ueber die Leipziger Mission am Kilimandjaro
schreibt R. Zihmann in der Zeitschrift „Die evan-
gelischen Missionen“:
Die nöthigen Gebände, Wohnhaus, Küche und
Vorrathsraum wurden am ersten Ansiedelungsorte
in der Landschaft Madschame während der Jahre
1893 und 1894 errichtet. Auch eine Schule mit
7 Knaben wurde begonnen. Die Weihnachtsseier
versetzte die Schüler in freudiges Erstaunen.
Im Juli 1894 wurde auch im Osten des Hoch-
gebirges, in der Landschaft Mamba, eine zweite
Station angelegt.
Diese Gelegenheit benutbte die Leipziger Mission,
um einen für die Zukunft der ganzen Kolonie Deutsch-
Ostafrika wichtigen Versuch zu machen. Bekanntlich
verstehen die Afrikaner von den meisten bei uns
üblichen Handwerken, besonders von Allem, was zu
einem richtigen Hausbau gehört, nichts, und es ist
auch sehr schwer, ihnen davon die Anfangsgründe
beizubringen. Deshalb sind alle Bauten in Afrika
mit ganz ungewöhnlichen Kosten verknüpft und lassen
dennoch ost Vieles zu wünschen übrig. Da haben
nun die Leipziger Missionare nach Mamba tamulische
Maurer und Tischler aus Südindien kommen lassen,
um mit deren Hilfe schneller, besser und billiger zu
bauen. Man muß nicht nur der Mission, sondern
der ganzen Kolonie wünschen, daß dieser Versuch ge-
lingt; vielleicht wäre es dann möglich, aus dem theil-
weis christlichen Südindien einen Stamm kichtiger
Arbeiter nach Deutsch-Ostafrila zu verpflanzen.
Von weiteren Erfolgen, als daß man das Ver-
trauen und die Zuneigung der Eingeborenen bei den
Stationen gewonnen hat, ist natürlich noch nicht zu
reden. Wer will nach anderthalb Jahren auch mehr
verlangen? Die evangelische Missionsarbeit geht
planmäßig vor; sie will den Menschen von innen
heraus gewinnen, um ihn dann zu allem Guten an-
zuleiten; ihre Absicht ist in erster Linic, die Heiden
zu Christen und erst dadurch und danach zu fleißigen
Arbeitern zu machen. Sie verzichtet auf Schein-
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erfolge; denn sie weiß, daß nur das Bestand hat,
was auf den tiefsten Grund des durch den Geist
Gottes umgewandelten Menschenherzens gebant ist.
Leider hat Missionar Böhme den Wechsel des
Klimas und der Lebensweise in Ostafrika nicht über-
winden können; er mußte, an der Ruhr erkrankt,
nach Europa zurückgesandt werden. Der Leiter der
Expedition, Paesler, ist nach Erledigung seiner
Aufgabe ebenfalls in die Heimath zurückgekehrt, um
nach kurzer Erholung wieder auf sein altes Arbeits-
feld nach Indien hinauszugehen.
Zu den Missionsgesellschaften, welche sich mit der
Bekehrung der Eingeborenen im Innern des Togo-
gebietes befassen, ist in den letzten Jahren erfreulicher-
weise die Baseler getreten, welche namentlich in West-
afrika bedeutende Erfolge erzielt hat und die auch
in Kamernn ersprießliche Thätigkeit übt.
Von der englischen Goldküstenkolonic aus, wo
die Baseler schon über 40 Jahre segensreich wirken,
haben sie Außenstationen in Kpandn und Kunga-
RNdjumuru sowie in Worraworra in der wichrigen
Landschaft Busm angelegt. Die gegenseitig festgesetzte
Grenze zwischen dem Thätigkeitsgebiet der „Nord-
deutschen und der „Vaseler“ bildet der Fluß Daine
oder Dai. Soweit der frühere Einfluß der Aschantis
reichte, d. h. soweit man mit der Tshisprache durch-
kommt, betrachten die „Baseler“ das Gebict als in
ihrer Interessensphäre gelegen, während die Land-
schaften mit der Evesprache der Norddeutschen Mis-
sionsgesellschaft als Gebiet ihres Wirkens zusallen.
Das neuerdings in erhöhtem Maße dem Togolande
zugewandte Interesse der Baseler Mission wird im
Schutzgebiete angesichts der langbewährten segens-
reichen Thätigkeit der Gesellschaft, welcher noch dazu
eine echt deutsche Gesinnung zur Seite steht, mit
größter Freude begrüßt. Ist es doch für die zu-
künstige Entwickelung Togos von großer Bedenlung,
daß der deutschen Erziehung der Eingeborenen
auch Unterricht in deutscher Sprache beigegeben wird.
Und darin geht anerkennenswerther Weise die Baseler
Mission mit nachahmenswerthem Eiser voran. Ein
alter Häuptling antwortete einmal einem deutschen
Togobeamten, der auf ihn drang, doch Kinder seiner
Landschaft zu einer Mission, wo englisch im Brauch
ist, zu schicken: „Nach langem Zwist sind wir nun
endlich deutsch. Deutsch sollen auch unsere Kinder
erzogen werden, wie soll ich sie da zum englischen
Unterricht schicken!“ Solche Zweifel sind nun Gottlob
durch das Vorgehen der „Baseler“ beseitigt. Auf der
Station Worraworra befindet sich schon seit Jahren
ein sarbiger Missionar, welcher vollständig deutschsspricht.
Er ertheilt auch deutschen Unterricht an einen oder
mehrere Katechisten, die dann später ebenfalls zum
Unterrichten Verwendung finden sollen. Seit einigen
Monaten ist auf derselben Station außerdem ein
deutscher Missionar, Herr Mischlich, angestellt wor-
den. Jetzt, wo es der deutschen Macht in Togo
gelungen ist, weite Landstriche am mittleren Volta,