beschwerlichen Reise erforschte P. Maurus das Ge-
biet des Novumaflusses. Nachdem er eine neue
Missionsstation in Lindi an der Küste angelegt hatte,
gründete er zwei Missionsposten unweit des Rovuma
im Innern bei dem Häuptlinge von Luculedi. Seit
Juni 1894 wurden drei Missionsexpeditionen aus
dem Mutterhause zu St. Ottilien ausgesandt, im
Ganzen 20 Missionare und Schwestern. Leider haben
die aufreibenden Arbeiten und Reisen, besonders das
Wohnen in ungesunden Hütten vor der Vollendung
der neugegründcten Häuser, bei mehreren Missionaren
das perniziöse Fieber entwickelt.
Aus dem apostolischen Vikariat Unyanyembe wird
berichtet, daß die hiesige Mission in einem sehr blä-
henden Zustande ist. Die Häuptlinge von Ulangwa,
von Uyovu, von Uha schickten Gesandtschaften an die
Mission mit der dringenden Bitte, bei ihnen Nieder-
lassungen und Schulen zu errichten. Auch in der
Mission Msalala zählen die Katechumenen nach Tau-
senden, darunter achtzehn Häuptlinge.
Aus dem Vikariat Süd-Nyanza schreibt P. Thuet,
der frühere Obere des Missionshauses Marienthal:
„Am 15. Oktober kamen wir nach 75tägiger Reise
von der Küste in Bukumbi au. Am 3. November
bestiegen wir ein deutsches Segelboot, das uns in
zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt wurde,
und fuhren über die See nach Marienberg. Wir
brachten täglich 10 bis 14 Stunden auf dem Wasser
zu. Abends wurde das Schiff ans Land gezogen,
wo wir auch übernachteten, gewöhnlich auf einer Insel.
Die Fahrt dauerte sechs Tage. Wir hatten viel von
heftigen Negengüssen zu leiden und wurden bei unserer
Ankunft vom Fieber ergriffen. Die Gegend hier ist
landschaftlich sehr schön, überall Hügel, schöne Wiesen
und Bananenpflanzungen.“ Die Entwickelung der
Mission wird hier gehemmt durch die Ansiedelung
einer großen Anzahl von Mohammedanern, die, aus
Uganda kommend, in der Nähe des Kageraflusses
ihr Standquartier haben.
Im Vikariat Tanuganyika ist der apostolische Vikar
am 24. November 1894 mit seiner Missionskarawane
in Karema angekommen. Der letzte Theil der Reise
war für die Missionare und die Schwestern sehr er-
müdend. Der Bischof fand die Mission im blühend-
sten Zustande. In Karema war das neue große
Missionshaus und die Kirche vollendet. In den
Erziehungshäusern befanden sich über 400 Kinder:
Knaben und Mädchen. Der Sonntagsgottesdienst
wird von mehreren Tausend besucht. Um die Mission
befinden sich schon eine ganze Reihe von kleinen
chrisllichen Dörfern. Die Felder sind sorgfältig an-
gebaut und zeugen von dem Fleiße der Bevölkerung.
Auch die übrigen Stationen am Tanganyika, Kala
und Massoro, machen recht befriedigende Fortschritte.
In den drei Stationen Kribi, Marienberg und
Edea zu Kamerun befinden sich gegenwärtig über
300 Kinder. Die vierte Station Engelberg, die als
412
—
Gesundheitsstation im Gebirge gegründet wurde, geht
ihrer Vollendung entgegen. Dieselbe hat sich zwar
für solche, deren Kräfte noch nicht ganz durch das
Klima zerrüttet sind, bewährt, aber im vorgeschrittenen
Zustande der durch die klimatischen Verhältnisse ent-
standenen Krankheit ist vor wie nach die Rückkehr
nach Europa unbedingt nothwendig. So mußte im
Mai ein Missionar, P. Imhof, die Heimkehr antreten,
um sich von dem Schwarzwasserfieber zu erholen.
Die ganze Bevölkerung ist gegen die Mission
sehr wohlwollend gesinnt; selbst vom Hinterlande
kommen zahlreiche Deputationen, um die Missionare
einzuladen, sich bei ihnen niederzulassen. Die Missions-
brüder, deren etwa 15 in Kamerun thätig sind, unter-
richten die Jugend in den nothwendigsten Handwerken
mit recht befriedigendem Erfolge. Bei der Krankheit
der Missionspriester besorgen die Brüder auch den
Unterricht in den Schulen, bisweilen auch schon die
größeren schwarzen Zöglinge bei ihren kleineren Lands-
leuten. Auch Erwachsene nehmen am Religionsunter-
richte wie am Gottesdienste theil
Ende April 1895 wurde in Limburg eine Missions-
schwesternniederlassung gegründet. Die beiden Missions-
häuser in Limburg und Ehrenbreitstein zählen gegen-
wärtig über 100 Zöglinge aus allen deutschen Gauen.
In Togo werden die Schulen der katholischen
Mission gut besucht: in Lome sind 120, in Adjido 75,
in Togo bei dem sogenanten „Buschvolke“, wo die
Fortschritte langsamer sind, 30 Schüler. In Adjido
und in Lome sind auch Mädchenschulen eröffnet. Eine
neue Station und Schule ist am 13. Februar in
Porto Seguro zwischen Lome und Klein-Popo ge-
gründet worden. Ein wohlhabender Neger hat vor-
läufig sein ganzes Haus mit schönen Räumlichkeiten
auf ein Jahr zur Verfügung gestellt. Der dortige
Häuptling hat uns sodann ein großes Stück Land
zur Errichtung der neuen Station geschenkt. Die
Anzahl der katholischen Schulen im Togogebiet ist
jetzt auf neun gestiegen. Die Mission zählt gegen-
wärtig sechs Priester und sieben Laienbrüder.
Am 14. Jannar brach Präfekt P. Dier mit
P. Altemöller in das Innere des Landes auf, um
passende Plätze für neue Stationen aufzusuchen und
Land und Leute näher kennen zu lernen. Ganz be-
sonders hatten sie Atakpame im Auge, das, ganz von
Bergen eingeschlossen, etwa 45 bis 50 Stunden von
Adjido entfernt liegt. Hier hatten früher, als Togo-
land noch zur Präfektur Dahome gehörte, die Lyoner
Missionare eine Station, dic aber einging, als die
beiden dort wirkenden Missionare dem Fetisch zum
Opfer fielen und von den dortigen Fetischdienern
vergistet wurden. Das ehemalige Missionsgebäude
war, gleich zwei Drittel der Hütten der Stadt, nur
noch ein Trümmerhaufe.
Der Häuptling von Atakpame wie das Volk sind
zufrieden, daß daselbst eine Schule errichtet wird.