Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

ohne Widerrede angenommen. Jet hat auch die 
Mission freie Bahn in jenen Ländern, und die Be- 
strebungen, Kinder in die Schulen zu bekommen, 
werden, wie es scheint, von den deutschen Beamten 
gefördert. In diesem deutschen Theil steht die Basler 
Missionsarbeit noch in den Anfängen, und gegenüber 
den schönen Fortschritten in dem schon länger be- 
arbeiteten englischen Theil des Stationsgebiets Anum 
sind die Erfolge in Nkonya und Boem noch recht 
bescheidene. Immerhin konnten in Ntschumurn (in 
Nkonya) weitere fünf Heiden getauft werden. Der 
durch bie Hinrichtung des Odentepriesters von Kratschi 
erschreckte Fetischpriester in Nkonya hat, um einem 
gleichen Geschick zu entrinnen, die Gong schlagen und 
verkündigen lassen, daß fortan die Ermordung von 
Fremden und die Menschenopfser abgeschafft seien. 
Aehnlich wie in Nkonya ist die Lage in der Land- 
schaft Boem. Zu den vorhandenen wenigen Christen 
sind neun weitere durch die Taufe hinzugekommen. 
Die Heiden sind auch hier vielsach von der Nichtigkeit 
des Gögendienstes überzeugt, aber noch ohne Kraft, 
sich dem Herrn zu übergeben. 
Ueber die Thätigkeit in Kamerun meldet der 
Jahresbericht der Basler Mission: 
Dieses jüngste Arbeitsfeld der Vasler Mission 
hat nach fast zweijähriger Verschonung im Mai d. Is. 
wiederum zwei Opser gekostet: Missionar Eisele und 
Frau Schuler. 
Mittelpunkt des Arbeitsgebiets sind die am 
Kamerunfluß gelegenen Stationen Bethel (oder 
Bonaku) und Bonaberi. Nach letzterem wurde die 
bisher in Bethel befindliche Gehülfenschule, deren 
Räume dort nicht genügten, verlegt und die dafür 
erstellten neuen Gebäulichkeiten wurden in der Hoff- 
nung bezogen, daß sich hier die für die Ausdehnung 
des Werks so wichtige Schule gedeihlich entsalten 
werde. Aber die Verlegung brachte eine große Ent- 
täuschung. Die Abneigung der Bewohner des linken 
Ufers gegen das rechtsscitig gelegene Bonaberi ist 
so grosh, daß fast alle Schüler sich weigerten, dort 
zu leben, und nach den Ferien einfach nicht wieder 
erschienen. So gingen gerade die schon längere Zeit 
unterrichteten Zöglinge, an denen man bald Mit- 
arbeiler bekommen hätte, verloren. Man mußte sich 
nun mit einem viel geringeren Schülermaterial be- 
gnügen, nur um ordentliche Klassen zu bekommen. 
Ob das Gedeihen der Schule in Bonaberi auf die 
Dauer erschwert ist, muß sich erst zeigen. 
An mehreren Orten der Stationsbezirke Bethel 
und Bonaberi konnten Erstlinge getauft und auch 
zwei neue Plätze, darunter eine Ortschaft des Balong- 
Stammes, besetzt werden. Einen großen Festlag 
hatte Bonabela (Didostadt), eine Gemeinde, die sich 
schön entwickelt hat und ansehnlich gewachsen ist, bei 
der Einweihung der von der Gemeinde gebauten 
Kapelle. Von allen Außenstationen kamen die Christen 
herbei; auch viele Baptisten betheiligten sich, und die 
zahlreiche Versammlung, für die die Kapelle zu llein 
war, ### den anbrechenden Sieg des Evangeliums 
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erkennen. Auch das Arbeitsfeld von Bonaberi wird 
als ein bei allen Schwankungen und manchen 
traurigen Erlebnissen doch lohnendes und hoffnungs- 
volles Missionsfeld bezeichnet. 
Die drei anderen Stationen bieten jede ein eigen- 
thümliches Bild. Vilktoria am Kamerunberg hat von 
Anfang an unter besonders schwierigen Verhältnissen 
gearbeitet. Es hat nur geringen Fortschritt gemacht. 
Aber nachdem einige das Verhällniß zu den Baptisten 
erschwerende Landangelegenheiten bereinigt und durch 
Eingreisen der Regierung friedlichere Verhältnisse 
unter den Bakwiri geschaffen sind, ist zu hoffen, daß 
die Arbeit künftig ungehinderter und erfolgreicher 
werde betrieben werden können. 
Den Besucher der auf dem südlichen Flügel des 
Arbeitsfeldes liegeuden Station Lobethal bei der 
Bakokostadt Ndogominyi überrascht der Eifer der 
dortigen Heiden in Kirchenbesuch und Sonntags- 
heiligung. Alt und Jung kommt zum Gottesdienst, 
und am Sonntag ist jede Feldarbeit verboten; auch 
trifft man keinen heidnischen Tanz und Lustbarkeitcn. 
Aber was die Leute den Missionaren in die Arme 
treibt und sie die Zufriedenheit derselben suchen läßt, 
ist die Furcht vor der Regierung, die gewisse heid- 
nische Gebräuche und Festlichkeiten und Störungen 
des Gottesdienstes verboten hat und der gegenüber 
die Leute an den Missionaren einen gewissen Schutz 
zu haben glauben. Immerhin ist dadurch eine schöne 
Missionsgelegenheit unter diesem rohen Volke ge- 
schaffen, die von den Missionaren gerne benutzt wird. 
Dagegen ist es bei den unterhalb Lobethal am unteren 
Sannaga wohnenden Mulimba, einem friedlichen 
Fischervölklein, eine mächtige Lernbegierde, welche die 
Leute in die Schule treibt, wo sic mit dem Wort 
Gottes bekannt werden. Durch Gründung einer 
Kostschule in Lobethal sucht man dem Bedürfniß 
nach etwas weitergehender Schulung, als sie in den 
gewöhnlichen, noch geringen Schulen möglich ist, ent- 
gegenzukommen. Einen Theil der Kosten hofft man 
durch eine Kaffee= und Kakaopflanzung, die zugleich 
den Schülern heilsame Beschästigung bietct, aufzu- 
bringen. 
Die beste Kunde kommt von Mangamba im Abo- 
land, der am weitesten im Innern gelegenen Station. 
Rühmlich ist die Willigkeit zu Leistungen für kirch- 
liche Zwecke, die 200 bis 300 Christen haben allein 
an Kirchensteuer über 1400 Mark aufgebracht. Im 
August haben sich die vier Gemeinden Mangamba, 
Kunang, Besungang und Koki zu selbständiger 
Missionsarbeit verbunden und den Missionar mit dem 
Beschluß überrascht, daß sie zwei Außenstationen mit 
eigenen Mitteln gründen und unterhalten wollten. 
Nicht gleichen Schritt mit dem Aboland hält das 
gleichfalls Mangamba zugehörige Wuri= und Bodi- 
man-Gebiet. In Bodiman, das jetzt seinen ersten 
Lehrer erhalten hat, hatten die Wahrheitsuchenden 
von den Gliedern des heidnischen Geheimbundes viel 
u leiden. Am Wurt ist die Arbeit durch die häufige 
Abwesenheit der Leute auf Handelsreisen erschwert,
	        
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