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zungen nun an dem Punkt angelangt sind, wo die
Arbeit lohnt. Ich will hier gleich erwähnen, daß
die in Usambara arbeitenden Pflanzer, die zum
größren Theil Ceylon, Sumatra, Java und andere
Plantagengebiete kennen, durchaus furchtlos und mit
großem Vertrauen in die Zukunft blicken, ja mit bei
Weitem größeren Vertrauen, als ich dies zu Anfang,
und bevor ich diese Pflanzungen besuchte, gethan
habe.
Hinsichtlich der ostasiatischen Arbeiter waren die
Leiter der Pflanzungen der Meinung, daß vorläufig
noch für seinere Arbeiten wenigstens eine gewisse
Anzahl von fremden Kulis nöthig sein würde, und
so glaube ich, daß in nächster Zeit unter Anleitung
von wenigen, aber ausgesucht guten asiatischen Kulis
der Neger die einfachere Arbeit auszuführen haben
wird, daß sich mit der Zeit die Pflanzer aus der
Masse der eingeborenen Arbeiter geschickte und ver-
läßliche Leute heranziehen und dann allmählich mit
nur afrikanischen Arbeitern ihrer Aufgabe gewachsen
sein werden. Eine später zu erwähnende Pflanzung
Kikogwe bei Pangani arbeitet schon seit Jahren nur
mit Wanyamwesi. Der Leiter dieser Pflanzung,
Herr Lauterborn, hat 300 Wanyamwesifamilien
in und um Kikogwe angesiedelt und ist mit diesen
Leuten durchaus zufrieden. Die Arbeiterfrage beruht
in Afrika in erster Linie in der richtigen Behandlung
der Leute.
Durch das überraschend schöne dichtbewaldete und
von dem Sigi und seinen Zuflüssen tiefdurchfurchte
wasserreiche Gebirge in südwestlicher Richtung mar-
schirend, erreichte ich das Panganithal und den
Pangani bei dem kürzlich von Herrn v. Trotha
besuchten 100 m hohen Wasserfall.
dieses Punktes läßt nichts zu wünschen übrig, wäh-
rend ich eine Ausnutung dieser enormen Kraft
eigentlich nur an einer Stelle am Nordufer, wo sich
ein mächtiger Strahl zwischen dem Ufer und einem
hoch aus dem Fluß ragenden Felsen auf einer Breite
von 12 m 6 m senkrecht herabstürzt, konstatiren
konnte. Alle übrigen Fälle und Katarakte führen
entweder zerstäubtes Wasser oder sind durch Fels-
blöcke zu sehr getrennt für praktische Zwecke.
Demncchst besuchte ich Lewa, die älteste Pflanzung
in Deutsch-Ostafrita, die leider die Erfahrung hat
machen müssen, daß sich nur die Thalsohlen des
weit ausgedehnten und auseerordentlich wohl ge-
haltenen Gebiels der Pflanzung für Tabak eignen,
und somit erst vor Kurzem begonnen hat, die Hänge
und höher gelegenen Theile der Pflanzung mit
Kaffee anzupflanzen, und zwar mit Liberiakaffee.
Nach der geradezu überraschenden Entwickelung der
jungen Pflanzen dort unterliegt es wohl kaum einem
Zweifel, daß Kassee auch für Lewa die geeignete
Kulturpflanze sein wird. Der Hauptuachtheil des
Lewatabaks war ein zu gewaltiges Emporschießen
und eine zu üppige Entwickelung des Blattes, welches
besonders zu dick wurde. Immerhin hat Herr
Denklau, der Dirigent der Pflanzung, durchaus
Die Schönheit
––
noch nicht die Verwerthbarkeit des Tabaks, wenn
auch vielleicht nicht als feinstes Blakt, aufgegeben.
Die Lewapflanzung hat nach der Usambarabahn zu
eine Straße begonnen, für deren Weiterführung ich
sorgen werde.
Von Lewa, wo ebenfalls nicht über Arbeiter-
mangel geklagt wurde, ging ich hinab zum Pangani,
um die Zuckerfelder des Panganithals und die schon
bestehenden Etablissements der Araber zur Ver-
werthung des Zuckerrohrs in Augenschein zu nehmen.
Ich hatte, um das mit Zuckerrohr bepflanzte Gebiet
des Pangani in seiner Ausdehnung kennen zu lernen,
den Ingenieur Lammert, der seit geraumer Zeit
mit der Triangulation von Ostusambara beschäftigt
ist und dieses in einer Wildniß wie dem Gebirgs-
urwalde von Ostusambara schwierige Geschäft mit
großer Sachkenntniß und Ausdauer seinem baldigen
Ende entgegengeführt hat, mit mir genommen. Da
ich Herrn Oskar Baumann jedoch schon von
Europa telegraphisch mit der Vermessung des Zucker-
gebiets am Pangani beauftragt in dieser Beschäfti-
gung vorfand, so ging ich direkt nach Pangani. Das
Zuckerrohr stand trotz aller Klagen über die Ver-
wüstung der Heuschrecken stellenweise sehr gut, und
ich machte die meinen früheren Wahrnehmungen ent-
gegenstehende Beobachtung, daß das schon jeßt mit
Zuckerrohr bepflanzte Gebiet doch wohl reichlich eine
Zuckerfabrik an den Usern des Pangani zu speisen
im Stande sein wird.
Kurz vor Pangani in der Hauptschamba unseres
früheren Feindes Buschiri war eine neue Pflanzung
der Plantagengesellschaft unter der Direktion des
Herrn Friedrich Schröder entstanden. Der Platz
ist ebenso schön als praktisch gelegen. Neben Pftan-
zung von Liberiakaffee will die Plantage die in der
Nähe stehenden schönen Hölzer zu verwerthen suchen.
Pangani selbst hat sich in seinem Aeußern gegen
meine Zeit kaum verändert. Ein neues Zollgebäude
und zwei, drei neue Inderhäuser sind entstanden.
Gerade der die Durchfsührung eines guten Straßen-
netzes am meisten behindernde Theil von Pangani
(etwa 300 Hütlen) war vor Kurzem niedergebrannt.
Ich bewilligte den obdachlos Gewordenen 3000 Ru-
pien zum Wiederaufban, nach Möglichkeit in Stein,
selbstverständlich in nun regelmäßig angelegten
Straßen.
Die Pflanzung Kikogwe, deren günstige Arbeiter-=
verhältnisse ich vorher erwähnte, hat, wie bekannt,
keine erfreulichen Erfahrungen mit Baumwolle ge-
macht. Auch sie wird jetzt mit Liberiakaffee beginnen
und hat, bis sie aus dem Pflanzgarten auspflanzen
kann, das ganze große Gebiet mit Hirse angesäet.
Sie hat eine vorzügliche Ernte cingebracht, die nach
der Ansicht des Herrn Lauterborn gewiß wenigstens
einen Theil der durch die Zwischenzeit entstandenen
Unkosten decken wird. Herr Lauterborn holte mich
am rechten Ufer des Pangani mit einem mit zwei
schönen weißen Eseln bespannten Fahrzeug ab und
zeigte, daß besonders die Kreuzung zwischen Maskat-