Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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zungen nun an dem Punkt angelangt sind, wo die 
Arbeit lohnt. Ich will hier gleich erwähnen, daß 
die in Usambara arbeitenden Pflanzer, die zum 
größren Theil Ceylon, Sumatra, Java und andere 
Plantagengebiete kennen, durchaus furchtlos und mit 
großem Vertrauen in die Zukunft blicken, ja mit bei 
Weitem größeren Vertrauen, als ich dies zu Anfang, 
und bevor ich diese Pflanzungen besuchte, gethan 
habe. 
Hinsichtlich der ostasiatischen Arbeiter waren die 
Leiter der Pflanzungen der Meinung, daß vorläufig 
noch für seinere Arbeiten wenigstens eine gewisse 
Anzahl von fremden Kulis nöthig sein würde, und 
so glaube ich, daß in nächster Zeit unter Anleitung 
von wenigen, aber ausgesucht guten asiatischen Kulis 
der Neger die einfachere Arbeit auszuführen haben 
wird, daß sich mit der Zeit die Pflanzer aus der 
Masse der eingeborenen Arbeiter geschickte und ver- 
läßliche Leute heranziehen und dann allmählich mit 
nur afrikanischen Arbeitern ihrer Aufgabe gewachsen 
sein werden. Eine später zu erwähnende Pflanzung 
Kikogwe bei Pangani arbeitet schon seit Jahren nur 
mit Wanyamwesi. Der Leiter dieser Pflanzung, 
Herr Lauterborn, hat 300 Wanyamwesifamilien 
in und um Kikogwe angesiedelt und ist mit diesen 
Leuten durchaus zufrieden. Die Arbeiterfrage beruht 
in Afrika in erster Linie in der richtigen Behandlung 
der Leute. 
Durch das überraschend schöne dichtbewaldete und 
von dem Sigi und seinen Zuflüssen tiefdurchfurchte 
wasserreiche Gebirge in südwestlicher Richtung mar- 
schirend, erreichte ich das Panganithal und den 
Pangani bei dem kürzlich von Herrn v. Trotha 
besuchten 100 m hohen Wasserfall. 
dieses Punktes läßt nichts zu wünschen übrig, wäh- 
rend ich eine Ausnutung dieser enormen Kraft 
eigentlich nur an einer Stelle am Nordufer, wo sich 
ein mächtiger Strahl zwischen dem Ufer und einem 
hoch aus dem Fluß ragenden Felsen auf einer Breite 
von 12 m 6 m senkrecht herabstürzt, konstatiren 
konnte. Alle übrigen Fälle und Katarakte führen 
entweder zerstäubtes Wasser oder sind durch Fels- 
blöcke zu sehr getrennt für praktische Zwecke. 
Demncchst besuchte ich Lewa, die älteste Pflanzung 
in Deutsch-Ostafrita, die leider die Erfahrung hat 
machen müssen, daß sich nur die Thalsohlen des 
weit ausgedehnten und auseerordentlich wohl ge- 
haltenen Gebiels der Pflanzung für Tabak eignen, 
und somit erst vor Kurzem begonnen hat, die Hänge 
und höher gelegenen Theile der Pflanzung mit 
Kaffee anzupflanzen, und zwar mit Liberiakaffee. 
Nach der geradezu überraschenden Entwickelung der 
jungen Pflanzen dort unterliegt es wohl kaum einem 
Zweifel, daß Kassee auch für Lewa die geeignete 
Kulturpflanze sein wird. Der Hauptuachtheil des 
Lewatabaks war ein zu gewaltiges Emporschießen 
und eine zu üppige Entwickelung des Blattes, welches 
besonders zu dick wurde. Immerhin hat Herr 
Denklau, der Dirigent der Pflanzung, durchaus 
Die Schönheit 
  
–– 
noch nicht die Verwerthbarkeit des Tabaks, wenn 
auch vielleicht nicht als feinstes Blakt, aufgegeben. 
Die Lewapflanzung hat nach der Usambarabahn zu 
eine Straße begonnen, für deren Weiterführung ich 
sorgen werde. 
Von Lewa, wo ebenfalls nicht über Arbeiter- 
mangel geklagt wurde, ging ich hinab zum Pangani, 
um die Zuckerfelder des Panganithals und die schon 
bestehenden Etablissements der Araber zur Ver- 
werthung des Zuckerrohrs in Augenschein zu nehmen. 
Ich hatte, um das mit Zuckerrohr bepflanzte Gebiet 
des Pangani in seiner Ausdehnung kennen zu lernen, 
den Ingenieur Lammert, der seit geraumer Zeit 
mit der Triangulation von Ostusambara beschäftigt 
ist und dieses in einer Wildniß wie dem Gebirgs- 
urwalde von Ostusambara schwierige Geschäft mit 
großer Sachkenntniß und Ausdauer seinem baldigen 
Ende entgegengeführt hat, mit mir genommen. Da 
ich Herrn Oskar Baumann jedoch schon von 
Europa telegraphisch mit der Vermessung des Zucker- 
gebiets am Pangani beauftragt in dieser Beschäfti- 
gung vorfand, so ging ich direkt nach Pangani. Das 
Zuckerrohr stand trotz aller Klagen über die Ver- 
wüstung der Heuschrecken stellenweise sehr gut, und 
ich machte die meinen früheren Wahrnehmungen ent- 
gegenstehende Beobachtung, daß das schon jeßt mit 
Zuckerrohr bepflanzte Gebiet doch wohl reichlich eine 
Zuckerfabrik an den Usern des Pangani zu speisen 
im Stande sein wird. 
Kurz vor Pangani in der Hauptschamba unseres 
früheren Feindes Buschiri war eine neue Pflanzung 
der Plantagengesellschaft unter der Direktion des 
Herrn Friedrich Schröder entstanden. Der Platz 
ist ebenso schön als praktisch gelegen. Neben Pftan- 
zung von Liberiakaffee will die Plantage die in der 
Nähe stehenden schönen Hölzer zu verwerthen suchen. 
Pangani selbst hat sich in seinem Aeußern gegen 
meine Zeit kaum verändert. Ein neues Zollgebäude 
und zwei, drei neue Inderhäuser sind entstanden. 
Gerade der die Durchfsührung eines guten Straßen- 
netzes am meisten behindernde Theil von Pangani 
(etwa 300 Hütlen) war vor Kurzem niedergebrannt. 
Ich bewilligte den obdachlos Gewordenen 3000 Ru- 
pien zum Wiederaufban, nach Möglichkeit in Stein, 
selbstverständlich in nun regelmäßig angelegten 
Straßen. 
Die Pflanzung Kikogwe, deren günstige Arbeiter-= 
verhältnisse ich vorher erwähnte, hat, wie bekannt, 
keine erfreulichen Erfahrungen mit Baumwolle ge- 
macht. Auch sie wird jetzt mit Liberiakaffee beginnen 
und hat, bis sie aus dem Pflanzgarten auspflanzen 
kann, das ganze große Gebiet mit Hirse angesäet. 
Sie hat eine vorzügliche Ernte cingebracht, die nach 
der Ansicht des Herrn Lauterborn gewiß wenigstens 
einen Theil der durch die Zwischenzeit entstandenen 
Unkosten decken wird. Herr Lauterborn holte mich 
am rechten Ufer des Pangani mit einem mit zwei 
schönen weißen Eseln bespannten Fahrzeug ab und 
zeigte, daß besonders die Kreuzung zwischen Maskat-
	        
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