Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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nämlich entweder über Bainseng — Mabombefluß — 
Njanga — Mfun —Lom, oder über Mbome — Fan — 
Mamelo. Ich benutzte auf dem Hinwege erstere und auf 
dem Rückwege letztere Ronte und kann nun, nachdem 
ich schon vor zwei Jahren beide Wege begangen habe, 
mein Urtheil dahin abgeben, daß derjenige über 
Mbome—Fan— Mamelo für die von Abo ausgehen- 
den Unternehmungen am vortheilhastesten ist, während 
man sich von der Küste aus am einfachsten des 
Wasserweges bis Njanga bedienen, also über Wuri— 
Mabombefluß—Njanga—Mfun — Lom bedienen wird. 
Uebrigens kann für die Küste noch ein weiterer Weg 
in Betracht kommen, nämlich über Mungofluß— Ndo, 
doch ist dieser Weg weiter und beschwerlicher als die 
oben angegebenen und könnte wohl nur dann Be- 
deutung für Rkosi gewinnen, wenn an dem durch die 
Nkosileute sehr beliebten Handelsplatz Ndo, welcher 
am Mungofluß gelegen ist, eine Europäerstation er- 
richtet würde, was im Hinblick auf die Verbindung 
mit der Küste sehr zu wünschen wäre. 
Die von mir eingeschlagenen Routen bieten in der 
Trockenzeit für den Marsch verhältnißmäßig geringe 
Schwierigkeiten, während in der Regenzeit das Reisen 
in dieser Richtung durch mehrere hochgehende Flüß- 
chen und einige Sümpfe nahezu ganz ausgeschlossen 
ist. Mit wenigen unbedentenden Ausnahmen führt 
der Weg über günstiges, ziemlich flaches Terrain, 
welches vom Fangebiet an, das etwa in der Mitte 
der Wegestrecke liegt, langsam und gleichmäßig zu 
steigen beginnt, so daß man bei dem ersten Nkosidorf 
Ngab unvermerkt eine Höhe von 400 bis 500 m 
erreicht hat. Von Ngab bis zu dem nur noch drei 
Wegstunden entfernten Nyasoso sind die Steigungen 
zum Theil beträchtlich, doch sind dieselben bei der 
angenehmen Höhenluft leicht zu überwinden. 
Geologisch läßt sich das zu durchziehende Gebiet 
in zwei deutlich getrennte Theile zerlegen; nämlich 
in das Gebiet der Laterite, welches von Abo bis in 
die Fangegend reicht, und das der Basalte und Laven, 
welches die von Fan landeinwärts gelegenen Gebiete 
in sich begreift. Die geologische Beschaffenheit des 
Bodeus drückt sich in den Bodenerzeugnissen, sowohl 
in quantitativer als qualitativer Hinsicht, in sehr 
prägnanter Weise zu Gunsten des Vasalt= und Lava- 
gebietes aus. Die Bevölkerung zwischen dem Abo- 
und Nkosigebiet ist jedoch so spärlich, daß der weit- 
aus größere Theil der hier ausgebreiteten Gegenden 
unbewohnt und mit Urwald bedeckt ist. Zunächst 
dehnt sich ein etwa acht Stunden breiter Urwald= 
gürtel zwischen dem Abo= und Fangebiet aus, welcher 
nur von der neu angelegten kleinen Handelsansiede- 
lung Mbome am Mbomeflüßchen unterbrochen wird. 
Der Fanstamm umfaßt kaum ein Dutzeend lleiner 
Dörschen. Derselbe ist gleich dem Abo-, Ndogripenda-, 
Ndogpoo-, Mbasi= u. s. w. Stamm ein Zweig des 
weit verbreiteten Basastammes, welcher von den 
Mündungen des Lungasi bis zum Oberlauf des Wuri 
und Mabombe in ununterbrochenem Zusammenhang 
seine zahlreichen Ansiedelungen besitzt. Obwohl der 
  
Fanstamm wenig Verkehr mit den übrigen Basa- 
stämmen unterhält und auch geographisch von jenen 
abseits gelegen ist, hat er sich doch sprachlich völlig 
den Basacharakter bewahrt und spricht mit den Abvern 
einen fast gleichlautenden Dialekt. Nördlich und nord- 
östlich schließen sich geographisch den Fan die Stämme 
Mamelo, Mfun und Bonling unmittelbar an, welche 
der Zahl nach ebenfalls von nicht allzugroßer Be- 
dentung sind. Hinsichllich der Abstammung und 
Sprache beginnt hier eine neue Reihe verwandter 
Stämmc, die sprachlich und genealogisch in ähnlicher 
Weise zusammengehören mögen wie die Basastämme, 
sich jedoch wesentlich von diesen unterscheiden. Nach 
den von mir im vorigen Jahre auf einer bis zu den 
Südabhängen des Nlowako= und Manengubagebirges 
unternommenen Reise gemachten Erhebungen dürfte 
dieses Sprachverwandtschaftsgebiet bis zu den ge- 
nannten Gebirgen reichen und auch noch das Nkosi- 
gebiet in sich schließen. Da viele dieser Stämme ihre 
Sprache mit dem Namen Minihe, auch Miniho und 
Miniha bezeichnen, so dürste der Name Minihe als 
Gesammtname für dieses Stamm= und Sprachver- 
wandtschaftsgebiet in Anwendung gebracht werden. 
Die Minihedialekte gehören unzweifelhaft in Wortschat 
und Idiom noch den Bantusprachen an, doch dürfte 
es nicht ausgeschlossen sein, daß die Nähe der Sudan= 
sprachen einen Einfluß auf dieselben geübt hat. So 
dürste z. B. im Nkosidialekt die Negation, welche 
durch ein dem Verbum angehängtes a (e bon = er 
ist gut c bona = er ist nicht gut) sowie durch die 
Stellung des Possessivpronomens, welches dem zu- 
gehörigen Hauptwort nicht wie in den meisten Bantu- 
sprachen nach-, sondern vorgesetzt wird, auf diese 
Möglichleit hinweisen. 
Zwischen dem Mamelo= und Nkosigebiet dehnt 
sich ebenfalls ein sechs bis acht Stunden breiter Ur- 
waldstreisen aus. Leider wird diese Wegstrecke von 
den Eingeborenen wenig begangen, und ist daher der 
Weg stellenweise so verwachsen, daß die Spur des- 
selben oft kaum noch zu erkennen ist. Bei Beseitigung 
dieser einen Schwierigkeit würde diese Strecke die 
angenehmste des ganzen Weges sein, denn nicht der 
geringste Hügel, noch Sumpf, noch Felsgestein ist 
auf dieser langen Strecke zu überschreiten, sondern 
in sortwährender, fast unmerklicher Steigung wandelt 
man im Schatten des Urwaldes auf ebenem Boden 
dahin. 
Im Hinblick auf die Erschließung und Nusßbar- 
machung des der Küste verhältnißmäßig nahe gelegenen 
fruchtbaren und reichen Rkosigebirges mag hervor- 
gehoben sein, daß der Anlegung eines gangbaren 
Verkehrsweges zwischen Abo und dem Nkosigebirge 
nirgends erhebliche Terrainschwierigkeiten entgegen- 
stehen würden. Insofern, als es gewiß von Be- 
deutung wäre, die Nkosileute mit ihren Produlten 
der Küste näher zu bringen, und es auch bereits 
gelang, Nkosilente bis ins Abogebiet herauszubringen, 
dürste der Gedanke an geeignete Verkehrswege in 
nicht allzuferner Zeit einige Bedeutung gewinnen.
	        
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