Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

auf niederer Stufe. Ein handbreiter Streifen Zeug 
bildet bei den Frauen meist das einzige Kleidungs- 
stück. Die Männer kleiden sich etwas besser, doch 
immer noch äußerst nachlässig. Uebrigens sind die 
Nkosilente in dieser Hinsicht einem Fortschritt sehr 
leicht zugänglich, und es dürfte unter dem Einfluß 
der Mission bald dahin kommen, daß sich Jedermann 
mit einem ordentlichen Lendentuch kleidet. 
Zur Klarstellung des Namens Nkosi sei zum 
Schluß bemerkt, daß mit dieser Bezeichnung Volk, 
Land und Sprache benannt wird. Der Name Ba- 
kosi, welchen frühere Reisende aufgenommen haben 
und sich auf Karten findet, existirt nur im Munde 
der Küstenstämme, die analog ihrer eigenen Sprache 
aus der Singularform Nkosi die Pluralform Bakosi 
gebildet haben (wie Mulimba, sing.; Balimba, pl.; 
Mulong, sing.; Balong, pl., u. s. w.). Die Nkosi 
bedienen sich jedoch dieser Pluralform nicht und 
nennen sich so wenig Bakosi, als der heute Abo ge- 
nannte Bankonstamm sich Abo nennt. Auch die 
Bezeichnung Bafarami, welche auf Karten sich findet, 
hat so wenig wie Bakosi eine Berechtigung, denn 
nur der Balong= und Bakundustamm gebraucht diese 
Benennung. Es dürfte daher die Bezeichnung Nkosi 
als die einzig richtige ausgenommen und Bakosi und 
Bafarami beiseite gelassen werden. 
  
Ueber die Reise der Perren v. Uechtritz und Dr. passarge 
im Hinterlande von Kamerun, welche zum Theil in 
ganz unbekannte Gegenden geführt und die besten 
Resultate nach jeder Richtung ergeben hat, erscheint 
demnächst im Verlage von Dietrich Reimer ein 
von Dr. Passarge verfaßtes, reich mit Karten und 
ethnographischen Abbildungen ausgestattetes Werk. 
Togo. 
Vsetsefliege. 
Einige vom kürzlich verstorbenen Botaniker Bau- 
mann aus Misahöhe eingesandte Fliegen haben sich 
bei einer Untersuchung durch das Institut für In- 
fektionskrankheiten und das naturwissenschaftliche Mu- 
seum als Glossina Longipalpis Wiedemann, 
das heißt als eine sehr nahe Verwandte der Glossina 
morsitans, der berüchtigten Tsetsefliege, herausgestellt. 
Der Entdecker der in Togo beobachteten Art, Wiede- 
mann, hat dieselbe Gattung am Ende des vorigen 
Jahrhunderts in Sierra Lcone gefunden. Später 
ist sie auch am Senegal und Kongo festgestellt worden. 
Ob die Glossina longipalpis durch ihre Stiche 
Pferden und Nindern gefährlich werden kann, ist 
bisher mit Sicherheit nicht festgestellt, ist aber unwahr- 
scheinlich. Ueber die Natur des Giftes der eigent- 
lichen Tsetsefliege steht übrigens bisher auch noch nichts 
Bestimmtes fest. Das erwähnte Instikut neigt in 
  
489 — 
dieser Hinsicht einer neuern Annahme zu, daß dieses 
Insekt nur durch Uebertragung organisirter Krankheits- 
gifte, pathogener Mikroorganismen, gefährlich wirkt. 
  
Deuksch-SZüdwelkafrika. 
von den Dereros. 
Vor seiner Nückkehr aus Aais (s. Kol. Bl. S. 407) 
schloß der Kaiserliche Landeshauptmann mit dem nen 
eingesetzten Häuptling Nikodemus noch einen be- 
sonderen Vertrag ab. in welchem ihm eine Regierungs- 
subvention von 1000 Mk. jährlich in Aussicht gestellt 
wurde, sobald sich seine Leute in der That hinter 
die vereinbarte Grenze zurückgezogen haben würden. 
Dadurch ist, wie Major Leutwein hervorhebt, das 
eigene Interesse des Häuptlings erregt, und es steht 
zu hoffen, daß er sich dieser nicht leichten Aufgabe 
mit Energie entledigen wird. Ueber seine Rückreise 
berichtet Major Leutwein sodann aus Windhoek 
unter dem 3. Juli d. Is. Folgendes: 
Nach Abschluß des Vertrages trat ich die Rück- 
reise nach Windhoel an, wo ich am 20. Junk eintraf. 
Unterwegs hatte ich wieder die vorläufig wohl nicht 
sobald von unserer Tagesordnung verschwindende 
Aufgabe, eine große Hererowerst mit mehreren Tau- 
send Ochsen aufzuheben, welche sich weit südlich der 
vereinbarten Grenze, bei Kowas, festgesetzt hatte. Ich 
habe deshalb an diesem Platze gleichfalls eine Station 
eingerichtet. Dieselbe Arbeit hatte ich dicht östlich 
von Windhoek, wo gegen 1000 Hererorinder die 
Farm eines weißen Ansiedlers abweideten. Hier in 
Windhoek erfuhr ich ferner, daß auch westlich des 
Platzes die Hereros in Massen vorgedrungen seien. 
Ein Haufe hatte sich spgar dicht neben unserem eigenen 
Pserdeposten festgesezt und war von dem dortigen 
Stationschef nicht zum Weggehen zu bewegen gewesen. 
Nun riß mir die Geduld. Den letztgenannten Haufen 
ließ ich pfänden, welcher Ausgabe sich der Regierungs- 
assessor v. Lindequist unterzog, während ich an den 
Oberhäuptling Samuel einen deutlichen Brief schrieb 
und ihm eine Frist von 14 Tagen zum Zurückziehen 
seiner Posten sebte. Der Lettere antwortete sehr 
entgegenkommend und entschuldigte seine Leute mit 
„Mißverständnissen“. Er rilk sofort selbst in das 
betreffende Gelände, hob sämmtliche dort befindliche 
Posten auf und meldcete mir persönlich das Veranlaßte 
hier in Windhoek. Das Ergebniß unserer demnächst 
solgenden Besprechungen war dann ein schriftliches 
Abkommen, in welchem über die Folgen unbefugter 
Grenzüberschreitungen genaue Festsetzungen getroffen 
worden sind. Ich hoffe, daß die jetßt vorgesehenen 
Maßnahmen endlich zu dem gewünschten Ziele führen 
werden. Sollte jedoch auch dies sich als trügerisch 
erweisen, dann werde ich mich mit Witbooi in Ver- 
bindung setzen und unsere sämmtlichen Grenzstationen 
durch dessen Leute verstärken. Und das wird ganz 
gewiß wirken.
	        
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