Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Die Mörder des Reiters Wilte 
Owib vom Golhaserstamm, die Buschleute Khumeb 
und Tukhab sind wegen Mordes und die Angeklagten 
Johannes und Wilhelm Witbooi (Sanakhab) vom 
Stamme der Bondelzwarts wegen Anstiftung zum 
Morde durch gerichtlichen Spruch des Bezirksgerichts 
in Keetmanshoop zum Tode verurtheilt worden. 
Das Urtheil ist vom Landeshauptmann beslätigt 
worden und mittlerweile durch Erschießen vollstreckt 
worden. 
Ueber Dendrik Witbooi 
berichtet der Kaiserliche Landeshauptmann unter dem 
31. Juli d. Is. Folgendes: 
An Stelle des ziemlich schwer erkrankten Kapitäns 
sind sein Unterkapitän Samuel Izaak mit vier Be- 
gleitern nach Windhoek gekommen. Außerdem hat 
der Kapitän das feste Versprechen seines Besuches 
für den Monat Oktober d. Is. gesendet, salls ihn 
nicht wieder sein in der That angegriffener Gesund- 
heitszustand daran hindert. 
Ueber die Loyalität und Gesinnung des Kapitäns 
hat der Premierlieutenant v. Burgsdorff die bün- 
digsten Versicherungen mitgebracht. Sie werden auch 
durch das ganze Verhalten und die Aussagen Samuel 
Jzaaks bestätigt. 
Samuel Izaak werde ich auf meinem Zuge in 
das Hereroland bis Okahandya mitnehmen, was auf 
die Hereros gewiß eine heilsame Einwirkung nicht 
verfehlen wird. 
Rus dem Berriche der Wissivnen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Einem in der katholischen Missionszeitschrift 
„Kreuz und Schwert“ abgedruckten Aussatze des 
P. Theophil Schneider, welcher auf der Nieder- 
lassung der Väter vom heiligen Geiste Mandera in 
der Landschaft Udoch stationirt ist, entnehmen wir 
Folgendes: 
Eine weit schlimmere Plage als die durch die 
Heuschrecken herbeigeführte Hungersnoth sei der 
massenhafte Kindermord, der unter Wados und 
Waoeguha geübt werde. Irgend welche Abnormi- 
täten bei der Geburt des Kindes oder sonstige Um- 
stände, die dem Familienvater unheilbringend er- 
scheinen, veranlassen ihn, das Kind durch Eintauchen 
in Wasser, durch Erwürgen, durch Eindrücken der 
noch weichen Hirnschale oder selbst durch Hunger zu 
tödten. Den Missionaren wird es schwer, allein 
gegen diese Unsitte vorzugehen. Es gelingt ihnen 
selten oder nie, die Leute zu bewegen, das Kind 
ihnen oder anderen Leuten zur Pflege zu überlassen. 
Mit Recht sagt der Missionar, daß gegen einen 
solchen Mißbrauch auch die Behörden einschreiten 
518 
" 
  
  
müssen, und theilt auch einen Fall mit, in welchem 
der auf der Missionsstation Mandera anwesende Be- 
zirksamtmann von Pangani, Herr v. Nohde, einen 
Kindermörder in Keiten legte. Es ist zu hoffen, 
daß das gemeinsame Wirken der Missionare und der 
Behörden auch diesem ebenso unsittlichen und grau- 
samen als gemeinschädlichen Mißbrauche in nicht zu 
langer Zeit stenern wird. 
In Dar-es-Saläm fand am 1. Juli die Konserenz 
der Missionare der deutsch-ostafrikanischen Mission 
von Dar-es-Saläm, Tanga, Kisserawe und Manero= 
mango slatt. 
Die in Usambara stationirten Missionare ver- 
einigten sich am 26. Juni in Hohenfriedeberg zur 
Konferenz. 
Die Missionare von Bethel bauen in dem Orte 
Mbalu eine Kapelle. Sie soll zwei Räume haben, 
von denen den Brüdern der kleinere als Herberge 
dienen soll, wenn sie zur Verkündigung nach Mbalu 
kommen. Missionar Becker schreibt darüber in den 
„Nachrichten“: „Wir haben die Kapelle dringend 
nothwendig. Die Sammlung ist im Freien nicht so 
vorhanden, wie im geschlossenen Naume. Das Wohnen 
in den Waschambaahütten wird Einem auf die Dauer 
auch unerträglich des Nauches und des entseßlich 
vielen Ungeziesers wegen. Auch bedarf man selbst 
zuweilen des Alleinseins. Die Kapelle wird ctwa 
16 m lang werden, davon sind 8 m für den cigent- 
lichen Kapellenraum bestimmt. Der Platz liegt ge- 
rade neben Mbalu auf der alten Orakelstätte. Er 
ist jetzt mit niederem Gebüsch bewachsen. Die Aus- 
sicht von dort auf Pare und die Massaisteppe ist 
prächtig. Wir können dann auch, wenn es noth ist, 
einmal ganze acht Tage oder länger in Mbalu 
bleiben. Die Mbaluleute freuen sich sehr darauf. 
Einestheils hoffen sie etwas Verdienst zu bekommen, 
anderentheils hoffen sie so etwas Schutz gegen die 
Massai zu haben. Vor einigen Wochen haben diese 
gerade unterhalb Mbalus zwei Frauen getödtet und 
Ziegen fortgetrieben. Vorige Woche hörten wir auch 
wieder einmal die Kriegstrommel. Es hieß, Massai 
wären da und hätten Vieh geraubt. Aus Mtai und 
Umgegend eilten die muthigen Burschen hin, um zu 
helsen. Sie kehrten bald zurück, und es hieß, die 
Massai seien mitten ins Wambuguland von Lugulua 
heraufgekommen. Später stellte sich aber heraus, 
daß Alles erlogen war. Zwei Wapare hatten sich 
in Mambo gestritten. Unsere Waschamban waren 
am muthigsten, als sie von ihrem ruhmreichen Feld- 
zug zurückkehrten. Da sangen sie wilde Kriegslieder.“ 
Der Zauberer Magili von den Parebergen, von 
welchem sich die Leute erzählen, er habe durch seine 
geheimnißvollen Künste die Heuschrecken hervorgebracht, 
ist in die Nähe von Mtai gekommen und treibt in 
Mambo sein Wesen. Es werden ihm aus der Um- 
gegend viel Ziegen und Rinder gebracht. Während 
seiner Anwesenheit wurde vier Tage nicht geackert.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.