Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Eine Expedition der Missionare vom Herzen Jahre soll sich aber verlässiger Schätzung nach die 
Jes, bestehend aus den Patres van der Aa, 
Rascher und Dicks und den Brüdern Bader und 
v. Berendonk, schiffte sich am 23. September in 
Genua ein, um über Singapore nach Kinigunan, der 
Hauptstation der katholischen Mission auf Neu-Pom- 
mern im Bismarck-Archipel, zu reisen. Die Seefahrt 
dürfte etwa 50 Tage dauern. 
Aus fremden Kolonien. 
Westaustralien. 
Die Kolonie „Western Australia“ erfreut sich, wie 
wir einem Vortrage des Gonverneurs der Kolonie 
Sir William C. F. Robinson im Colonial Institute 
entnehmen, seit vier Jahren einer Selbstwerwaltung 
nach dem Vorbilde der übrigen australischen Kolonien. 
In dieser Zeit vermehrte sich die Bevölkerung von 
46290 auf etwas über 90 000 Seelen. Die staatlichen 
Einkünfte betrugen 1890 414 314 Pfd. Sterl., im 
Rechnungsjahre 1894/95 über eine Million Pfd. Sterl. 
Die Länge des Telegraphennebes war 1893 4301 (engl.) 
Meilen, 1894 volle 5000. Die im Betriebe stehen- 
den Eisenbahnen haben zusammen eine Schienenlänge 
von 1142 Meilen; 570 hiervon entfallen auf die 
staatliche Bahn. Die bedentenderen Privatlinien sind 
die „Great Sonthern“= und „Midland“-Liniec. Die 
„Murchison“= und „Coolgardie"-Linien sollen dem 
Verkehre mit einer Länge von 600 Meilen demnächst 
übergeben werden. Die im staatlichen Betriebe be- 
findliche Strecke rentirt vorzüglich. Das bedeutendste 
öffentliche Unternehmen ist zur Zeit die Erbauung 
eines Hafens in Freemantle, dem Haferlatze der 
)r 
von Perlmuscheln auf 59 254 Pfd. Sterl. 
Ausfuhr verdoppeln. 
Im Norden der Kolonie wird eine einträgliche 
Perlfischerei betrieben. Die Ausfuhr von Perlen 
belief sich 1893 auf elwa 30 000 Pfd. Sterl. und 
Eine 
sorgfältige staatliche Ueberwachung beugt einem Naub- 
fang und damit der Zerstörung der Bänke vor. 
Die Hochseefischerei harrt erst einer Entwickelung. 
„Doch hat die Regierung hierauf wie auf die Förde- 
rung der Fischzucht in den Flüssen des Landes ihr 
Augenmerk gerichtet; besonders wurden Versuche ge- 
macht, den Salm und die Forelle heimisch werden 
zu lassen. 
Die Schafzucht hat nach einer Zeit schwerer 
Krisen Fortschritte zu verzeichnen; 1892 wurden 
8712 080 Pfund Wolle im Werthe zu 326 703 
Pfd. Sterl. ausgeführt, 1893 10 742 384 Pfund 
im Werthe zu 244 973 Pfd. Sterl. 
Besonders zeichnet sich das Land durch Wald- 
reichthum aus. Nach ziemlich genauer Schäßung 
dehnt sich im Süden eine Waldfläche von 30 000 
Quadratmeilen aus, bestanden mit Enkalyptusarten, 
von denen die Karri= und Jarrahbäume in einer 
Fläche von etwa 16 300 Quadratmeilen wegen ihres 
dauerhaften Holzes, das sogar der weißen Ameise 
widersteht, besonders geschätzt sind. Im Norden der 
Kolonie finden sich ausgedehnte Cedern= und Pinien- 
wälder. Die Waldungen werden aber ziemlich 
schonungslos niedergeschlagen. Das Holz gelangt 
weithin zur Verfrachtung und ist besonders in China 
und Singapore begehrt. Die Kolonie bringt bis 
jetzt weiter hervor Guano, Pferde, Sandelholz und 
Häute. Dem Boden und Klima nach ist aber das 
. Land im Stande, alle tropischen und halbtropischen 
Hauptstadt Perth; die Fertigstellung wird noch vor 
Ende des Jahrhunderts erwarket. Die Staatsschulden 
beliesen sich Eude 1892 auf 2743 999 Pfd. Sterl. 
oder 43 Pfd. Sterl. 17 8 11⅛ d auf den Kopf 
der Bevölkerung und waren Ende 1894 auf 
3 232 254 Pfd. Sterl. gestiegen. An Zinsen wurden 
1893 114 368 Pfd. Sterl. bezahlt, 20,4 pCt. des 
siaatlichen Einkommens. 
Das Land zeichnet sich durch bedeutende natür- 
liche Hülfsquellen aus. 
Obenau steht die Goldgewinnung durch Abbau 
  
ihrem Hafenplatz Frecmantle. 
Erzeugnisse zu liefern. Die Dichtigkeit des Negen- 
falles beträgt im südlichen Theile, der Waldgegend, 
30 Zoll, sonst 15 Zoll. Für den Europäer, der 
Ackerbau oder Viehzucht treiben will, eignet sich da- 
her auch der Süden ganz besonders zur Ansiedelung. 
Die entwickelteren Orte der Kolonie sind die 
Hauptstadt Perth mit 12 000 Einwohnern nebst 
Südlich davon liegt, 
gleichfalls an der Küste, Bunbury, dessen Hafen aber 
der Gold führenden Minen. Die Goldfelder erstrecken 
sich nunmehr von Pilbarra im Norden bis Dundas 
im Süden; die Zeit der Funde ist aber noch nicht 
abgeschlossen; die Felder um Murchison und Coolgardi 
nehmen allein einen Naum von 100 000 (englische) 
Quadratmeilen ein, auf welchem etwa 20 000 Menschen, 
in alle Richtungen zerstreut, arbeiten. Die Produktion 
hat auch insofern einen neuen Aufschwung genommen, 
als es vielfach gelungen ist, dem Wassermangel durch 
keinen Schutz gegen den Nordwestwind bietet. 
30 Meilen südlich Bunbury ist Busselton, der Mitlel- 
punkt des ackerbautreibenden Landes mit vorzüglichem 
Klima. 50 Meilen südlich von letzterem Orte liegt 
an der Mündung des Blackwoodflusses Augusta, der 
beste Hasen des Landes; hier befinden sich auch ge- 
waltige Sägewerke zur Verarbeitung des Holzreich= 
thums der nahen Waldungen. 
Die Kolonie, welche sich nach den vorstehenden 
Angaben gerade in den letzten vier Jahren mitl großer 
Schnelligkeit entwickelte, hat bei ihrem Reichthum an 
natürlichen Erzeugnissen zweifellos eine bedeutende 
Graben tiefer Brunnen, Aufbewahrung des Regen= Zukunft vor sich. 
wassers u. s. w. abzuhelfen. 1894 wurden dreiviertel 
Millionen Pfd. Sterl. Gold ausgeführk, im laufenden
	        
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