Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Krieg mit Unyoro. 
Nach einem kürzlich erschienenen Blaubuch hat 
die britische Schutztruppe in Uganda im Sommer 
v. Is. einen Strafzug gegen den aus den Schilde- 
rungen vieler Reisender bekannten Häuptling von 
Unyoro, Kabarega, ausgeführt. Die Expedition bestand 
aus sechs Kompagnien Sundanesen, drei Maxim- 
und zwei Hotchkißkanonen und über 20 000 Wa- 
gandatruppen. Der erzielte Erfolg hat den auf- 
gewendeten bedeutenden Mitteln nur zum Theil 
entsprochen, indem es dem König Kabarega selbst 
gelungen ist, nach Erstürmung seiner am rechten 
Nilufer gelegenen befestigten Stellung mit seinen 
Anhängern zu entkommen. Die Mutter des Königs 
ist den britischen Truppen während der Verfolgung 
in die Hände gefallen, auch erbeuteten dieselben 
zahlreiches Vieh. Erfreulicherweise ist es der Expe- 
dition gelungen, gegen 2000 früher von Kabarega 
geraubte Frauen und Kinder zu befreien. In Uganda 
giebt man sich der Hoffnung hin, durch Anlage einer 
neuen Station in Masindi Kabarega von der süd- 
lichen Hälfte seines Landes für immer verjagt zu 
haben. 
Ungorazucht im Raplande. 
In der Kapkolonie sind wiederholt Angoraziegen 
aus Kleinasien (Angora und Castambul) eingeführt 
worden, welche die werthvolle Mohairwolle „Tistik“ 
liefern. Schon 1865 produzirte Kapland 3 bis 
3½ Millionen Kilogramm dieser Wolle. In den 
folgenden Jahren wurde die Angorawolle durch die 
Merinowolle stark in den Hiniergrund gedrängt. 
Jetzt findet wieder größere Nachfrage nach Mohair 
statt, besonders in den Vereinigten Staaten, wo 
diese Wolle zur Herstellung gesuchter Stoffe dient. 
Es sind daher auch kürzlich angeblich neue Angora- 
böcke aus Kleinasien zur Aufbesserung der Rasse nach 
der Kapkolonie bezogen worden. 
Eisenbabnbau in Sierra Leone. 
Nach einem kürglich veröffentlichten Konsular- 
bericht der Vereinigten Staaten von Nordamerika 
(Dezember 1895) ist bei den maßgebenden Kreisen 
der englischen Kolonie Sierra Leone ein wachsendes 
Interesse für den Bau einer Eisenbahn von der Küste 
in das Innere des Landes zu beobachten. Der 
Gonverneur dieser Rolonie hat im vergangenen Jahre 
das Innere mit Rücksicht auf dieses Bauprojekt be- 
reist. Die Eisenbahn soll von der Kaiserlichen Re- 
gierung, nicht von Privatunternehmern ausgeführt 
werden. Nach dem Urtheil der Sachverständigen 
empfiehll sich die Herstellung einer leicht gebauten 
Bahn mit einer Spurweite von zwei Fuß und sechs 
Zoll. Es ist in Aussicht genommen, Gwaächst auf 
der Strecke von Freetown bis zu der Stadt Songo 
die Bahn auszubauen. Die Kost 4 dieser Strecke 
sind auf 133767 Pfhd. Sterl. veranschlagt. Außer- 
136 
dem ist der Bau eines Landungsdammes bei Frce- 
town beabsichtigt, dessen Kosten auf 15 000 Pfd. 
Sterl. berechnet sind. 
Die Kolonie Sierra Leone besist keine Minc-= 
ralien, so daß an ein plötzliches Aufblühen des Landes 
nicht zu denken ist. Der Gonverneur erwartet aber 
von einer gerechten Verwaltung und einer umfang- 
reicheren Bebauung des Landes eine schnellere Ent- 
wickelung der Kolonic. Die projektirte Bahn soll 
zur Erschließung der Hülfsquellen des Landes bei- 
tragen. Bisher sind aus der Kolonie fast aus- 
schließlich Palmkerne und Palmöl exportirt worden. 
Von dem Bau der Eisenbahn wird zunächst eine 
bedeutende Entwickelung dieses Produktionszweiges 
erwartet. Der Gouverneur vertritt aber die Ansicht, 
daß sich die Kolonie in Zukunft auf die Erzengung 
dieser Landesprodukte nicht beschränken dürse. Er 
geht dabei von der Erwägung aus, daß der Bau 
der Eisenbahn eine Ueberproduktion in Palmkernen 
und Palmöl, weiterhin einen dauernden Preissturz 
in diesen Artikeln und schließlich ein gänzliches Stocken 
des Handels und damit einen Ausfall in den Ein- 
nahmen der Kolonie zur Folge haben würde. Der 
Gouverneur zieht auch in Rechnung, daß das Land 
eine jährliche Zins= und Amortisationsrate von 
9000 Pfd. Sterl. wird aufzubringen haben und be- 
fürchtet von dem Bau der Eisenbahn einen finan- 
ziellen Ruin des Landes, jedoch nur für den Fall, 
daß die Bevölkerung nicht dazu übergehen werde, 
andere Produkte als Palmkerne und Palmöl zu er- 
zeugen. Empfohlen wird namentlich der Anbau von 
Kassee und Ingwer. Der Gounverneur verspricht sich 
! schließlich durch die Erschließung dieser Erwerbszweige 
in Verbindung mit dem Bau der Eisenbahn einen 
bedeutenden Aufschwung im Ackerbau und Handel 
sowie eine gedeihliche Entwickelung des Landes. 
  
Rongobahn. 
In dem von der Compagnie du Congo pour 
le commerce ct I’industric in der Generalver- 
sammlung vom 16. Dezember v. Is. erstatteten Be- 
richte wird hervorgehoben, daß sich die Verhälktnisse 
der Kongo-Eisenbahn erfreulich gestalten. Der 
Bau schreitet in normaler Weise vorwärts, so daß 
die Linie zu Mitte Februar den wichtigen Punkt 
Kimpesse (Kilometer 160) erreicht haben wird. Die 
Einnahmen hätten sich wider Erwarten schnell ge- 
hoben und im verflossenen Oktober 94 000 Frcs. 
betragen. 
Perschiedene Witkklzeilungen. 
Üeue Rautschukbäume. 
1. Kick Kia alricana. 
  
In den Kolonien Goldküste und Lagos ist in 
letzter Zeit festgestellt worden, daß der häufig an der
	        
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