Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Gambo führt eine breite, mit Mangobäumen be- 
pflanzte chausseeartige Straße. Von dort ist nach 
dem eine Stunde entfernten Kihara durch die Steppe 
(Buga) ein etwa Zm breiter Feldweg angelegt. 
Gambo liegt auf dem Abhange eines hier dicht 
an Tabora herantretenden Höhenzuges. Sämmtliche 
Plätze und Straßen Taboras sind peinlich sauber 
gehalten. 
Das Klima ist nicht gerade milde zu nennen. 
Des Nachts und des Morgens ist es oft recht kühl, 
während mittags 35° C. im Schatten nichts Seltenes 
ist. Die Regenzeit dauert von November bis Mai, 
während der übrigen Monate, Anfang Mai bis 
Ende Oktober, herrscht vollständige Trockenheit. 
Wegen der ungünstigen Wasserverhältnisse ist Tabora 
ein ziemlich ungesunder Platz. Während der Regen- 
zeit steht das Grundwasser dicht unter dem ge- 
wachsenen Boden, die oben erwähnte Buga ist theil- 
weise überschwemmt, und die Brunnenlöcher sind bis 
an den Rand mit Wasser gefüllt. Abends liegt auf 
der ganzen Ebene ein dicker, weißer Nebel. In der 
trockenen Zeit verdunstct die Feuchtigkeit, das Grund- 
wasser sinkt immer mehr, und schließlich trocknen bis 
auf einige Quellen, aus denen das Wasser nur mäßig 
heraussickert, alle Brunnen aus. Es ist zur Zeit 
geradezu schwierig, für Menschen und Thiere das 
nöthige Trinkwasser zu beschaffen. Zwar ist in einer 
gewissen Tiefe noch Wasser vorhanden, indeß scheint 
mir dasselbe recht zweifelhafter Natur zu sein. Es 
wäre sehr wünschenswerth, daß ein geübter Brunnen- 
techniker die hiesigen Wasserverhältnisse studirte und 
einige verständige Cementbrunnen anlegte. 
Wie oben erwähnt, besteht die Ortschaft aus 
einzelnen Gehöften. Es giebt hier gegen 90 Temben 
(Häuservierecke), die meist sämmtlich von Baumgärten, 
Schamben und unzähligen Strohhütten umgeben sind. 
Da sede Tembe in einem Wäldchen von Mango-, 
2 , Citronen= und sonstigen Fruchtbäumen liegt, 
so macht Tabora, vor Allem von der Höhe hinter 
Gambo herab gesehen, einen sehr freundlichen Ein- 
druck. 30 weitere Temben liegen inmitten ihrer 
Schamben und Baumgärten in Ruinen. 
In den drei Stadttheilen Taboras wohnen zur 
Zeit insgesammt an Farbigen: 23 Araber, 2 Be- 
ludschen, 3 Inder und etwa 40 Suahelis mit ihren 
Familien. Sämmtliche Leute betreiben Handel, Acker- 
bau und Viehzucht. Hierzu kommt eine große Menge 
Waniamwesis, Wangwanas (hier anfässige Küstenträger 
und Handelsleute), Watusihirten und Fundis (Hand- 
werker). Außerdem sind anzuführen: die 10. Kom- 
pagnie der Schutztruppe mit ihren Weibern, Kindern, 
Boys und sonstigem Anhang (etwa 1000 Köpfe), ein 
deutscher Kaufmann (Schumann) und sieben deutsche 
Stationsangehörige mit ihren Leuten. Abgesehen 
von den vorübergehend sich hier aufhaltenden Träger- 
massen, dürfte nach meiner Schätung der ganze Ort 
Tabora etwa 15 000 seßhafte Einwohner aufzu- 
weisen haben. . »« 
Der Viehbestand von Tabora ist nicht unbe- 
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utend. Die Station allein besizt gegen 220 Stück 
deuer, und über 350 Schafe und Ziegen. Das 
Rindvieh (im Ganzen etwa 1000 Haupt), von dem 
hier die Zebn= und Pangarasse gleichmäßig vertreten 
sind, kommt gut fort und ist durchaus gesund. Jeden= 
falls ist die Viehzucht im Steigen begriffen. Der 
Boden der Umgegend von Tabora ist sehr fruchtbar. 
Es werden in großer Menge alle Feld- und Garten- 
früchte gezogen, die es in Ostafrika überhaupt giebt. 
Besonders erfreulich für Europäer ist der reichliche 
Anbau von Weizen und weißen Bohnen u. s. w. 
ie Handelsverhältnisse hier lassen sich recht gut 
an d hiesgen Händler machen leidliche Ge- 
schäfte; nach Kisiba, Uganda, Unyoro, sowie nach 
Kawande, Ukonongo und Kiwere findet ein recht 
lebhafter Karawanenverkehr statt. Die arabischen 
Händler Taboras und Uynis haben mich schon ver- 
schiedene Male gebeten, eine Ruandaexpedition, in 
deren Gefolge sie nach diesem Elfenbeinlande gehen 
könnten, dem Gouvernement in Vorschlag zu bringen, 
Sie behaupten, die Belgier gedächten von Uvira aus 
nach Ruanda vorzudringen. Auch der hier an- 
sässige deutsche Kaufmann Schumann ist mit den 
Ergebnissen seines Unternehmens zufrieden. 
Tabora zerfällt politisch in eine 
und kleineren Sultanaten. Die 
sind: Unyanyembe (Bibi Nyasso), 
* erin dih Urambo (Tugamoto)y, 
U#insa Gur Zeit kein Sultan), Uha (Mitale), 
Uha (Kihitira), Unyambewa (Kamagi), Uscheto 
(Kitewi), Usongo (Mitinginia), Mdala (Bibi Mtan), 
Ujui (Majembe), Ungurn (Maharule), Tura (Bibi 
Gbooth u. s. w. Der Sultan von Uwinsa, Kassanula, 
60 kürzlich gestorben. In Ugalla ist der größte 
Sultan Mfsopore von Kanenagule. Auf die Land- 
schaften Stauland, Ukaranga, Utongwe, Kawende, 
Lon Uha (Luassa) erstreckt sich der eigentliche Macht- 
Kreich der Kaiserlichen Station noch nicht. Eigen= 
thümlich ist der Umstand, daß man häufig Frauen 
als Sultane und Maniangara eingesetzt sindet. Die 
Häuptlinge der größeren Landschaften heißen Muami 
(König), die der kleineren Ländchen Mtemi (etwa 
Fürst). — Von den Arabern und Küstenleuten werden 
Aue Häuptlinge gleichmäßig Sultan genannt. Die 
Vornehmen eines Landes, die auch den Sultan bei 
seiner Abwesenheit zu vertreten haben, heißen: 
Mgaue: die Verwandten des Sultans führen der 
Titel Manangua; die Geschäftsträger, Ruga-Ruga- 
anführer und sonstigen Beamten des Sultans heißer 
Waniampara. 
Seit Sikes Tode wird die zu Ituru wohnhaftt 
Bibi Nyasso, eine Frau von etwa 45 Jahren, al# 
Sultanin von Unyanyembe bezeichnet. Sie ist di 
Tochter des verstorbenen Sultans Fundi-Kira., dei 
Begründers von Tabora, und zur Zeit Wittue 
Tippu Tip ist ihr Stiessohn. Sie war verhetrabh 
mit dem Vater Tippu Tips, dem Araber Mhar 
bin Juma, der hier in Ituru begraben liegt. 
Der Bezirk 
Menge von größeren
	        
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