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unter bei einer Höhe (Tiefe) von zwei Mannslängen
eine Breite von etwa 2 m im Durchmesser auf.
In ihnen trocknet das Wasser während der ganzen
Trockenzeit nicht aus. Nächst den Edeafällen scheinen
die Logotumfälle die bedeutendsten zu sein. Station
Mpim liegt auf einer steil zum Flusse abfallenden
Höhe, umgeben von dichtem Urwald, welcher hier
besonders wildreich ist. Der Elefant tritt hier noch
recht häufig auf und lebt in Familien. Derselbe
wird von den Eingeborenen nicht geschossen, sondern
in geschickt angelegten 2 bis 3 m tiefen, mit Laub
verdeckten Fallgruben gefangen. Das so in die
Falle gerathene Thier wird, nachdem es verendet,
ausgegraben. Ferner kommen Gorillas, Meerkatzen
und Kuhantilopen recht häufig vor. Mein Dolmetscher,
welcher eines Tages mit einem Briefe von mir
nach Mpimdorf geschickt wurde, kam athemlos nach
einer halben Stunde wieder zurückgelaufen und er-
klärte mir, daß er ohne Gewehr nicht nach Mpim
gehen könne, da er sich zu sehr vor einer Gorilla-
familic, welche er am Wege angetroffen habe, fürchte.
Neachdem mir auf meine Bitte hin vom Kaiser-
lichen Gouvernement noch weitere 25 Träger zur
Verfügung gestellt worden waren, setzte ich mit der
Expedition am 2. Februar den Marsch fort. Gleich-
zeitig trat Expeditionsmeister Thoms mit sechs
Auderern und den beiden zusammengekoppelten Kanus
die Fahrt stromaufwärts an. Da ich erst gegen
2 Uhr nachmittags aufbrechen konnte, wählte ich als
gemeinsames Ziel das nächste Ndokupenfer (Ihnda),
welches ich in kürzester Zeit zu erreichen glaubte.
Der Weg führte mich durchweg durch dichten Urwald
und soweit landeinwärts, daß von dem Rauschen
des Wassers nichts zu hören war.
Ich erreichte Ihndaufer nach 1¼ Stunden und
wartete bis zum Abend auf die Ankunft der Kanus.
Am nächsten Morgen sandte Thoms Boten zu mir
mit der Meldung, daß er bereits gestern nachmittag
Ihndaufer, ohne es gewußt zu haben, passirt und
darauf weiter bis Sziufer gefahren sei, woselbst er
auf einem Felsen im Flusse übernachtet habe. Ich
brach daher sofort das Lager ab und marschirte in das
Ndogundjuägebiet nach Szi.
Auf der Fahrt von Mpim bis Szi hatte Thoms
wenig Schwierigkeiten; kleinere Schnellen und Steine
konnte er leicht überschreiten, auch fand er häufig
ruhiges Wasser, woraus sich sein schnelles Vorwärts=
kommen erklärt. Ihnda, der letzte Bekok= (Ndokupe-)
rt, welcher 45 Häuser zählt, liegt auf einem
Platean nahe den Ngodibergen und macht einen
freundlichen und sanberen Eindruck. Trotzdem das
furchisame Volk reichlich Lebensmittel zum Verkauf
brachte, wofür es gut bezahlt wurde, sand ich das große
Ihndadorf vollkommen verlassen. Hier sowohl wie
auf meiner weiteren Reise sahen die Eingeborenen
in mir den ersten Weißen, und erklärt sich schon
hieraus die Furcht der Leute. Mit dem Eintresfen
in Szi betrat ich das Gebiet der Ndogundjué, deren
Häuptling Tshintate, in den Ngodibergen wohnend,
als Raufbold bekannt und verschrieen ist.
Ich habe auf meiner Reise wenig Gelegenheit
gehabt, mit der Bevölkerung mich zu beschäftigen, da
einmal die Ortschaften nicht wie am unteren Sanaga
an die Flußufer grenzen, andererseits es meine
Aufgabe war, den Flußlauf und so weiter zu er-
forschen.
Am folgenden Tage wählte ich, um die Expedition
nicht wieder getheilt marschiren zu lassen, das Fluß-
bett des Sanaga als Marschroute, obwohl ich mir
klar war, mit welchen Schwierigkeiten ich hierbei zu
rechnen hatte.
Nachdem ich am 4. morgens die dichtbewaldeten
Ngodiberge überschritten, wandte ich mich wieder
zum Sanaga und traf dort nahe den Fällen mit
dem Expeditionsmeister zusammen. Hier wird der
Fluß durch die beiden Gebirgszüge (im Norden
Mamband, im Süden Nygodi), welche scharf an den-
selben herantreten, ganz bedeutend eingeengt, und
beträgt die Flußbreite nicht mehr als 250 m.
Oberhalb dieser Stelle nimmt das Flußbett einen
ganz veränderten Charakter an. Steine wie Fels-
blöcke, welche bisher nur vereinzelt auftraten, bilden
jetzt ein vollständig zusammenhängendes Ganze. Dem
Reisenden bietet sich hier ein eigenthümliches Bild;
der Fluß scheint plötzlich verschwunden und an dessen
Stelle ein Felsmeer von unabsehbarer Weite getreten
zu sein. Erst bei näherer Untersuchung, nach müh-
samem Ueberklettern der Felspartien, fand sich etwa
500 m von den Ufern entfernt eine schmale Wasser-
rinne (15 bis 20 m), durch welche das Wasser mit
rasender Geschwindigkeit hindurchschoß. Da der
Transport der Kanus hier ungemein beschwerlich
war, gab ich dem Expeditionsmeister vier Soldaten
zur Unterstützung.
Von einem Marsche konnte nun nicht mehr die
Rede sein; mühsam kletterten die Träger von Fels
zu Fels, so daß sich die Karawane sehr in die
Länge zog. Ich wartete auf einer Sandbank am
Uferrande auf die zurückgebliebenen Träger, welche
gegen 2 Uhr eintrafen, und bezog alsdann Lager.
Anfänglich war von Eingeborenen nichts zu sehen,
erst später zeigten sich vereinzelt Dungunleute, welche
hinter Felsen versteckt uns beobachteten. Meinem
Dolmetscher gelang es jedoch, mit einzelnen Leuten
ein Gespräch anzuknüpfen, wodurch auch die übrigen
ermuthigt aus ihren Verstecken hervorkamen; bald
entspann sich eine lebhafte Unterhaltung.
Die Dungunleute versprachen zwar, Lebensmittel
zu bringen doch erklärte ich ihnen, bei der starken
Strömung mit den Kanus nicht übersetzen zu können,
vertröstete sie vielmehr auf den nächsten Tag, an
welchem ich im Badjopgebiet an einer Kanulande-
stelle Lager zu beziehen versprach.
Am nächsten Tage, den 5., setzte ich unter den-
selben ungünstigen Verhältnissen das Klettern fort
und erreichte gegenüber von Maila am Nachmittage
die Landestelle der Badjops: „Songh'ol“.