Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Hltafrika. 
Ueber eine in der 5eit vom 206. Januar bis 25. Februar 
1890 von Moschi am Rilimandjaro aus durch die Maliai= 
steppe nach Umbugwe unternommene Expedition 
berichtet Kompagnieführer Johannes unter dem 
28. Februar, wie folgt: 
Die Gründe der Expedition waren folgende: 
Einmal wollte ich mit dem Massaihäuptling Cendeo 
in Verbindung treten, um ihm, falls er mit seinem 
Stamme lediglich Viehzucht und nicht Viehdiebstahl 
treiben wolle, die Rücklehr in das jetzt vollkommen 
unbewohnte und verödete Nanhaplateau zu gestatten. 
Seine beabsichtigte Auswanderung in englisches Gebiet 
halte ich für eine schwere Schädigung unserer wirth- 
schaftlichen Interessen. Die riesigen Viehherden der 
Massais gehen dem deutschen Gebiet verloren und 
die Steppen vereinsamen noch mehr. Damn aber 
auch würde der Elfenbeinhandel, in dem die Massais 
eine bedeutende Rolle als Zwischenhändler spielen, 
ganz beträchtlich abnehmen, und die aus dem Aus- 
fuhrzoll entspringenden Einnahmen äußerst herunter- 
gedrückt werden. Zur Verproviantirung der Karawane 
erschien es dringend geboten, den Umweg über 
Umbugwe zu nehmen. Gleichzeitig wollte ich auch 
mit dieser Landschaft in friedliche Verbindung treten, 
da die Bewohner mit früheren europäischen Kara- 
wanen in Konflikt gerathen waren. 
Ich hatte das Betreten der Temben meinen 
Leuten untersagt, was den erwünschten Erfolg hatte, 
daß von beiden Seiten nicht die geringste Klage 
vorkam. 
Am 26. Januar marschirte ich mit Lieutenant 
Merker und 36 Askaris zunächst durch die west- 
lichen Kilimandjarolandschaften. Die katholische Mission 
in Kiboscho hat ein großes neues Haus mit Erd- 
geschoß und einem Stockwerk darüber gebaut. In 
Madschame auf der evangelischen Mission war 
Missionar Müller mit Frau soeben eingetroffen. 
Auch dort ist zu derselben Zeit wie in Kiboscho 
mit dem Bau eines weniger großen Hauses be- 
gonnen, dessen Vollendung indeß noch in weiterer 
Ferne zu liegen scheint. Weiter marschirte ich direkt 
nach dem Meruberg und besuchte die Landschaft 
Mern und Groß-Aruscha, wo ich Alles ruhig fand. 
Von Aruscha marschirte ich direkt nach dem Nord- 
ende des Manyarasecs, lagerte am 5. Februar am 
Ngare-Moton, am 6. am Kisingabach, am 7. in Mondul, 
am 8. am Nordwesthang der Simangoriberge, am 
9. in der Steppe, am 10. in Marago-Leilelei, am 
11. am Nordende des Manyara. Dann ging ich 
an dessen Westufer entlang und traf am 14. in 
Umbugwe ein. Die Wasserverhältnisse waren jeßzt 
in der trockensten Zeit doch derartige, daß ich alle 
Tage — wenn auch stellenweise mit größeren Um- 
  
wegen — (Mondul, Marago-Leilelei) Wasser fand. 
In Umbugwe fanden sich zum Schauri zwei Häupt- 
linge — Kutadu und Matakayko — ein, von denen 
der erstere der mächtigste ist und einen recht guten 
Eindruck machte. Ein früherer Bvootsunteroffizier 
Namens Köther hat sich in der Landschaft nieder- 
gelassen, treibt Elfenbeinhandel und Viehzucht, wie 
es scheint, mit viel Glück. 
Der Häuptling Kutadu hatte einen von der 
Station Mpapua ausgestellten Schutzbrief. Die Leute 
scheinen auch manchmal dorthin gegangen zu sein. 
Nach Moschi, welches in Luftlinie 135 km näher 
liegt, kamen sie noch nicht aus Furcht vor den 
Massais. Da dieser Grund jetzt wegfällt, so würden 
die Eingeborenen wohl vorziehen, zur Erledigung 
ihrer Klagen und Streitigkeiten nach Moschi zu 
kommen — Kutadu versprach in oder nach der 
Regenzeit Leute zu schicken —, wo auch in Bezug 
auf Handel entschieden mehr zu holen ist als in 
Mpapua. 
Auf dem Marsche von Aruscha nach Marago= 
Leilelei erfuhr ich durch zwei Cendeo-Massais, die 
wegen Hunger ihren Stamm verlassen hatten und 
auf dem Wege nach Groß-Aruscha waren, daß Cendeo 
jetzt in Serengeti sei. Von Marago-Leilelei sandte 
ich zwei von Aruscha mitgenommene Massais zu ihm, 
um ihn zum Schauri auf meinem Rückweg zu be- 
stellen. Ich selbst konnte mit der Karawane aus 
Mangel an Lebensmitteln und Wasser auch auf dem 
Rückmarsche nicht zu ihm gehen, zumal Wandorobbos 
den Massais die falsche Nachricht zugetragen hatten, 
ich wollte Cendeo bekriegen, und er deshalb eilig 
weiterzog. Auch einc Gesandtschaft von Wandorobbos 
hatte sich eingefunden, mit der Bitte um Schuß vor 
Massais und Wambugwes. Mit Trägern und Boys 
zählte die Karawane 152 Mann, die auf drei Wochen 
hätten verproviantirt werden müssen, was zu einer 
anderen Jahreszeit, wie sich in Umbugwe herausstellte, 
dort recht gut möglich gewesen wärc, jetzt aber, wo 
in der Landschaft Lebensmittel knapp sind, ausge- 
schlossen war. Die Wambugwes gehen täglich mit 
ihren Erzeugnissen, Salz, Thontöpfen, geflochtenen 
Körben, nach Iraku und Ufiome, um sich Lebensmittel 
zu kaufen, die in Menge gerade nur ihren eigenen 
dringendsten Bedürfnissen entsprechen. An eine Ver- 
proviantirung der Karawane war somit nicht zu 
denken und ich mußte in Eilmärschen Groß-Aruscha 
zu erreichen suchen. Am Nordende vom Manyara= 
see traf ich am 19. mit einer Gesandtschaft von 
Cendco zusammen. Ich cröffnete ihnen, was ich dem 
Cendeo schon durch die Aruscha-Massais hatte sagen 
lassen, daß sie in die von ihnen früher vorzugsweise 
beweideten Gebiete von Kisongo 2c. zurückkehren 
dürften, falls sie die den Mpapua-Askaris abge- 
nommenen Gewehre auslieferten und Frieden zu
	        
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