Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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des Binnenlandes, z. B. Mhonda und Mrogoro, befassen sich mit Vanillekultur, in größerem Maßstabe 
aber wird sie nur von der erwähnten französischen Mission zu Bagamoyo betrieben. 
In Kamerun macht die Regierungsplantage in Viktoria Versuche mit Vanille, 1894 wurden 
schon die ersten qualitativ vorzüglichen Schoten eingesandt; auch soll die Vanille daselbst nach den 
Berichten ausgezeichnet wachsen. Ebenso wird auf der Bibundi-Plantage der Firma Jantzen, Thormählen 
& Dollmann seit zwei Jahren ein kleiner Versuch mit Vanille gemacht. 
Ausgestellt wurden vor Allem die von der Schokoladenfabrik Reese & Wichmann in Hamburg 
hierzu gelieferten Vanilleschoten von Kitopeni, ferner der von H. Haensel in Pirna hergestellte Vanille= 
extrakt, der in Konditorwaaren und Liqucuren verwendet wird, trotz des Wettbewerbs des Vanillins, 
welch letzteres durch von der gleichen Firma ausgestellte Vanillinlösung vertreten ist. 
Ingwer. Ingwer, der getrocknete Wurzelstock einer kleineren Stande, ist 
zwar schon ein wichtiger Handelsartikel Westafrikas (namentlich Sierra Leones), jedoch haben die deutschen 
Kolonien noch kaum einen Antheil an dem Export, wenngleich die Ingwerpflanze z. B. in Kamerun 
auf der Regierungsplantage in Viktoria gut gedeiht und eine reiche Ernte zeitigte; die erste nach Hamburg 
verschiffte Ernte (1894/95) betrug 5 /2 Centner, die auch der Qualität nach durchaus befriedigte; es wird 
dort weißschaliger Jamaika= und Kanton-Ingwer kultivirt, während die in Westafrika heimischen Sorten 
weniger hell gefärbt sind. 4 
Weder in Deutsch-Ostafrika noch im Südseegeb iet sind bisher größere Versuche mit dem 
Anbau dieser Gewürzpflanze gemacht, höchstens könnte man eine kleine Probesendung der Plantage 
Perrots bei Tanga erwähnen. Da die Pflanze in beiden Kolonien gut gedeiht und auch hier und da 
von den Eingeborenen kultivirt wird, so ist ein Aufschwung der Kultur nicht unwahrscheinlich. 
Ausgestellt wurde der graue westafrikanische Ingwer des Handels (meist von Liberia kommend), 
sowie eine kleine Probe aus Tanga in Deutsch-Ostafrika; ferner die daraus hergestellten Prodakte, 
Ingweröl, konzentrirte Ingweressenz und Gingerol durch die Fabrik ätherischer Oele von Heinrich Haensel 
in Pirna; Ingweröl wird in der Biskuit-, Bonbon= und Liqueurfabrikation benutzt sowie zur Dar- 
stellung von Ingwergelee; Ingweressenz findet in der Liqueur= und Mineralwasserfabrikation (Gingerbcer 
und Gingerale) Verwendung: Gingerol wird vielfach in der Bonbonfabrikation benutt. 
Kardamom. Mit diesem Gewürz hat die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft in Derema eine 
größere Versuchsplantage bepflanzt, hatte jedoch noch keine Ernten; ebenso hat die Regierungsplantage in 
Viktoria (Kamerun) Versuche damit angestellt. Das daraus hergestellte, von der Firma Heinrich Haensel 
in Pirna ausgestellte, namentlich das terpenfreie Kardamomöl sowie der Kardamomextrakt wird sowohl 
von Bäckern und Konditoren als auch in der Liqueurfabrikation benutzt. 
Paradieskörner. Auch auf die gewiß zum Theil für die Industrie verwendbaren Samen 
der verschiedenen in Westafrika heimischen Amomumarten, der sogenannten Paradieskörner, die in früheren 
Jahrhunderten große Exportartikel bildeten, fängt der Handel erst jetzt wieder an aufmerksam zu werden. Seit 
Kurzem finden sich neben den echten Paradieskörnern auch die Früchte der Bastard-Malagetta von Kamerun 
in Hamburg versuchsweise im Handel. Sowohl die echten Paradieskörner (lmowmmm AMelegueta), als 
auch die Früchte der Bastard-Malagetta (von Amomum Clusii), beide Sorten aus Kamerun, wurden 
ausgestellt. 
feffer. Der spanische oder rothe Pfeffer (Paprika) wächst in unseren sämmtlichen Kolenien in 
großer Menge, in Halbkultur oder ganz verwildert. In Sansibar hat sich seit etwa 30 Jahren ein größerer 
Export in diesem Artikel (ohillie« genannt) entwickelt, der aber bisher kaum auf die deutsche Küste 
übergegriffen zu haben scheint. Nach den statistischen Listen wurden nur exportirt: 
1892 (3 Ouartale) 338 Pfund rother Pfeffer im Werthe von 31 Dollar, 
1893 (4 )) 379 - - - - 25 O 
1894 4 10 227 OD ---7 
Die anderen Kolonien Deutschlands exportiren gleichfalls kaum irgendwie sichtbare Mengen 
spanischen Pfeffers.*) 4 
Ebenso wenig bilden die Früchte der Gattung I#per (schwarzer und weißer Pfesser, langer 
Pfeffer, Cubeben) Exportartikel unserer Kolonien, wenngleich der sogenannte Aschantipfeffer # iper 
gicineense) in unseren tropisch-afrikanischen Kolonien heimisch ist und eine Sorte langen Pfeffers 
sogar in Ostafrika (in Nguru) einen lokalen Handelsartikel zu bilden scheint. Auch der Mohren= oder 
Kumbapfeffer, die Frucht der Gattung Xhkop#a, gelangt nicht in den Exporthandel, obgleich derselbe 
lokal in Afrika einen nicht unwichtigen Handelsartikel darstellt. 
*) Wenn die Tabellarischen Uebersichten des Hamburger Handels für 1892 eine Einfuhr aus Neu-Guinea 
von 3000 kg Pfesser im Werthe von 1700 Mark angeben, so scheint es sich hierbei, falls kein Irrthum vorliegt, 
um einen Versuch zu handeln.
	        
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