Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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bezw. den alten sehr schmalen Weg verbreitern lassen, 
um eine bessere Passage zwischen Luagalla und 
Maianja (anscheinend seinem Aufenthaltsorte, da er 
Briefe u. s. w. dort aufbewahrt) zu haben. Von 
diesem Hauptwege ab führen abwechselnd nach rechts 
und links kleine, enge Seitenwege, welche leicht durch 
Verhaue zu stopfen sind. Auf diesen Seitenwegen 
gelangt man nach etwa 50 bis 100 Schritten auf 
offene, rings von demselben Buschwerk eingefaßte 
freie Flächen, welche als Schamben bestellt sind. 
Seitlich stehen diese Schamben wieder durch ähnliche 
schmale Wege miteinander in Verbindung. Es wur- 
den beim Begehen des Hauptweges etwa 10 bis 12 
dieser kaum bemerkbaren Seitenwege gezählt. Nach 
Verlauf einer Stunde nahmen die Schamben an 
Größe zu, folgten nicht mehr einer ausgesprochenen 
Richtung, wie sie der zuerst passirte Hauptweg be- 
dingte, doch waren sie nichtsdestoweniger von dichtem 
Busch umgeben. Die Verbindungswege gingen nicht 
in gerader Richtung von einer Schamba zur anderen, 
sondern namentlich am Anfang und Ende in Zickzack- 
linien, den Uneingeweihten über ihren Verlauf leicht 
täuschend, so daß eine Verfolgung der Machemba- 
leute auf denselben schwierig für Angreifer, eine Ver- 
theidigung aber ziemlich leicht sein dürfte. Die 
Schamben befinden sich sämmtlich in sehr gutem und 
sauberem Zustande. Jedes Fleckchen Erde ist aus- 
genutzt. Die Bearbeitung des Bodens sticht gegen 
die bisher bei Makondes und Küstennnegern wahr- 
genommene vortheilhaft ab. Der Boden ist frucht- 
bar; Mtama, Mais, Mohogo, Erdnüsse, Bataten, 
Mawela, Kunde, Reis und hin und wieder Tabak 
gedeihen gut. Die Hungersnoth ist jedenfalls seit 
Monaten vollständig vorüber, wofür auch das gute 
Aussehen der Leute Zeugniß ablegt. Heuschrecken 
wurden in Luagalla und Maianja nicht wahr- 
genommen. 
Das Benehmen der Machembalente war ein 
freies und freundliches. Machemba selbst scheint über 
die Seinen eine mehr als patriarchalische Gewalt zu 
besishen. Die Freien und verdienstvollen Sklaven 
bebauen ihre eigenen Schamben und bringen ihrem 
Oberen gelegentlich der Ernte ein ihrem Vermögen 
entsprechendes Geschenk (Heschima). Die Sklaven 
und bei Machemba Zuflucht suchende Leute bebauen 
seine Schamba gegen Gewährung des Lebensunter- 
halts. Außerdem sollen alle seine Leute verpflichtet 
sein, auf den sogenannten Serkalschamben, deren ver- 
schiedene besucht wurden, eine gewisse Arbeit zu ver- 
richten, deren Ertrag zum größten Theil zu gemein- 
nützigen Dingen Verwendung finden mag. So 
arbeiten 70 bis 80 Männer an dem Hauptwege 
zwischen Luagalla und Maianja, andere an der Frei- 
legung des Dorfes Luagalla unter Aussicht eines 
Verwandten Machembas. Gleichzeitig wurde Machemba 
aufgefordert, nunmehr auch nach Mikindani Leute zu 
senden, um dort Handelsbeziehungen anzuknüpfen. 
Kleine Posten sind heute (am 18. April) bereits von 
Kaufleuten der Stadt an Machembaleute zum Ein- 
  
tausch von Gummi abgegeben, doch herrscht ein ge- 
wisses Mißtrauen ihnen gegenüber, da die Händler 
fürchten, ihre Waaren zu verlieren in Anbetracht, 
daß ein Inder dem Said Machemba vor zwei Mo- 
naten einen größeren Posten Waaren überlassen hat 
gegen die Zusicherung, sofort Gummi zu schicken. 
Dieser Abmachung ist Said Machemba bisher nicht 
nachgekommen. Da auf die Dauer Roeibereien von 
Machembaleuten mit seinen Nachbarn sich nicht wer- 
den vermeiden lassen, falls nicht auch eine Aussöh= 
nung mit diesen stattgefunden hat, so wurde Machemba 
vorgestellt, sich mit Schikambo zu versöhnen, und 
sagte er bereitwilligst zu, wenn jener ihm eine Ver- 
wandte herausgäbe, die sich seit Jahren bei Schi- 
kambo befindet. 
Schikambo war zwei Tage später ebenfalls ein- 
verstanden, forderte aber auch seinerseits zwel Weiber 
zurück. Beide (Machemba wie Schikambo) sagten 
zu, nach der Regenzeit nach Mikindani zu kommen, 
die Weiber mitzubringen und die Freundschaft vor 
dem „Malima“ zu besiegeln. Für diesen Tag sind 
auch sämmtliche Jumben aus dem beziehentlichen 
Theile des Bezirks aufgefordert, nach hier zu kommen, 
um ein möglichst gutes Einvernehmen zwischen den 
Leuten des Hinterlandes herbeizuführen. 
Machemba giebt die Zahl der ihm folgenden 
erwachsenen Männer auf gegen 3000 an, die Leute 
des Said Machemba, Kionda, Chantande, Cheume, 
Niama, Mtepa (Ruho), Neomanga (Makuta), Mitema 
(Kilangari) eingerechnet. 
Am 12. April wurde der Marsch nach Schikambo 
angetreten, um außer anderen kleinen Schauris auch 
das obenbezeichnete einzuleiten. Der Weg über 
Medda Mbindo erwies sich als verwachsen und 
wegen Wassers unpassirbar, so mußte der andere 
Weg über Chindoro—Kionda gewählt werden. In 
Medda (1 Stunde hinter Luagalla) befindet sich der 
zweite Wasserplatz für Machembaleute in der trockenen 
Zeit. Der erste liegt etwa 10 Minuten südlich vom 
Schauriplatz in Luagalla. 
Schikambo hat seinen früheren Wohnsitz verlassen 
und haust in einer elenden kleinen Hütte im Busch, 
nur wenige seiner Lcute wohnen in seiner Nähe und 
sind um ihn, während er noch vor 1½ Jahren mit 
großem Gefolge und verschiedenen Jumben nach Lindi 
kam. Er giebt an, daß die meisten bei den letzten 
Unruhen und infolge der Hungersnoth von ihm fort- 
gezogen seien, einige, die ihm früher gefolgt, wären 
selbständige Jumben geworden. Nur der Makonde 
Nandule mit einigen Hundert Leuten erkenne ihn 
noch als Oberen an. Auf den Vorschlag, sich mit 
Machemba zu versöhnen, ging er bereitwilligst ein. 
Betreffend den ihm gemachten Vorwurf, gelegentlich 
der Expedition des Herrn Oberstlieutenants v. Trotha 
nicht nach Liteo gekommen zu sein, giebt er an, die 
Botschaft zu spät bekommen zu haben. 
Am 14. April wurde der Nückmarsch über Chi- 
hinde, Nandule nach Mikindani angetreten. Am
	        
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