Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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die Erholungsstationen von mäßiger Höhe (etwa 
5000 Fuß) dem 7000 Fuß hoch gelegenen Kati im 
Allgemeinen vorgezogen. 
Ueber denselben Gegenstand liegt vom Missions— 
inspektor Merensky folgendes Gutachten vor: 
J. 
Bei der Anlegung von Missionsstationen ist man 
oft gezwungen, auch solche Gebiete besetzen zu müssen, 
deren Gefährlichkeit wegen dort endemischer Malaria 
keinem Zweifel unterliegt, denn Missionare müssen 
inmitten der eingeborenen Bevölkerung wohnen, 
unter der sie ihre Wirksamkeit ausüben wollen, oder 
müssen ihr doch wenigstens möglichst nahe bleiben. 
Man wird also öfter in der Lage sein, Missions- 
stationen in Gegenden anzulegen, wo Europäcr nur 
unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln leben 
können. 
Nach den bisher gemachten Erfahrungen ist in 
solchen Fällen als oberster Grundsatz festzuhalten, 
daß man stets den relativ am höchsten liegenden 
Punkt einer Gegend zur Anlegung der Station aus- 
wählt. Nur ganz besondere Umstände, wie z. B. 
die Nachbarschaft von schlimmen Sümpfen oder der 
Mangel an gutem Trinkwasser, könnten das Ab- 
weichen von diesem Grundsatz rechtfertigen. 
Als Untergrund des Stationsplatzes ist Fels am 
günstigsten, nach ihm Laterit oder sonst festes Erd- 
reich, Sandboden dagegen ist für die Entwickelung 
von Fieberluft als besonders günstig anzusehen. Der 
Grund und Boden des Ortes muß trocken sein. Die 
Trockenheit ist meist unschwer zu erkennen an der 
Beschaffenheit des Grases und der übrigen Vegetation. 
Als. Bedingung für dauernde Trockenheit wird freier 
Abfluß des Regenwassers vorhanden sein milssen. 
Sollte Regenwasser von höher gelegenen Stellen den 
Platz erreichen können, so muß durch das zweckmäßige 
Anlegen von Gräben für Ableitung gesorgt werden. 
Wenn Fieberherde nahe sind, so achte man dar- 
auf, daß man, sofern dies möglich ist, den Ort für 
die Station so wählt, daß die herrschenden Winde 
die Ansdünstungen jener Herde fort-, aber nicht etwa 
herbeiführen. 
Die Häuser sollten hohe Fundamente haben. 
Häuser auf Pfählen oder Pfeilern zu errichten, 
empfiehlt sich nicht, wenn nicht ein Fußboden her- 
gestellt werden kann, der der aus dem Erdreich auf- 
steigenden Luft den Eintritt in vollkommener Weise 
wehrt. Sonst ist Trockenheit der Häuser ein wich- 
tiges Erforderniß; Schimmelbildung an den Wänden 
ist ein schlechtes Zeichen; auch Dichtigkeit des Hauses 
gegen das Eindringen von Nachtlust ist als noth- 
wendig zu bezeichnen. Hat man Grund, vor Luft- 
strömungen einer bestimmten Richtung auf der Hut 
zu sein, so lege man auf der in Betracht kommenden 
Seite des Hauses keine Fenster an. Vielleicht sollte 
man in solchen Gegenden einen Versuch machen, ob 
nicht die im Orient vielfach übliche Bauart auch für 
  
unsere Bedürfnisse die passendste wäre. Wenn ziem- 
lich hohe Gebäude einen gepflasterten oder mit cemen- 
tirtem Flur versehenen Hof umschließen, wenn Fenster 
an den Außenseiten der Gebäude nicht vorhanden 
sind, sondern nur an den dem Hose zugekehrten 
Seiten, so könnte man an den Außenseiten die Ve- 
randen entbehren und hätte wahrscheinlich von Mala- 
riadinsten der Umgegend wenig zu fürchten und zu 
leiden. Nicht genug kann darauf hingewiesen werden, 
daß die Malariadünste dem Boden nur da ent- 
strömen, wo Schlammmassen den Sonnenstrahlen aus- 
gesetzt sind, oder aber wo man Erdboden bewegt, 
sei es um Aecker herzustellen oder sonst irgendwelche 
Anlagen zu machen. Da beim Ackerbau immer wieder 
Boden umgeworfen werden muß, sollte man in ge- 
fährlichen Gegenden Felder und Gärten in der Nähe 
der Häuser überhaupt nicht anlegen und auch nicht 
dulden, daß Eingeborene sie hier anlegen. 
Bei Beobachtung dieser Rathschläge in Bezug 
auf die Anlegung der Station und Gebäude werden 
Europäcr auch in gefährlichen Gegenden ziemlich 
sicher wohnen können, vorausgesetzt, daß sic auch bei 
ihrer sonstigen Lebensweise den Anforderungen der 
Tropenhygiene gerecht werden. In keinem Falle sei 
man zu schnell mit dem Urtheil, daß ein Platz be- 
sonders malariagefährlich sei, nur auf Grund von 
Erkrankungen dort angestellter Leute. Nur zu oft 
wird der Ort, an dem die Krankheit ausbricht, als 
verantwortlich für das Erkranken angesehen, während 
die Infektion anderwärts stattgesunden hat; und ein 
Ort, der unter Beobachtung der nöthigen Vorsicht 
recht gut bewohnbar ist, kann durch Vernachlässigung 
bald unbewohnbar werden. 
II. 
Bei der Anlegung von Gesundheitsstationen, 
Sanitarien, werden zwei Gesichtspunkte festgehalten 
werden müssen. Es handelt sich dabei um das Auf- 
finden solcher Orte, wo einerseits die Gefahr erneuter 
Infektionen ausgeschlossen zu sein scheint, und wo 
andererseits die Bedingungen für die Kräftigung des 
siechen Körpers gegeben sind, die nur durch Regene- 
ration des Blutes erlangt werden kann. Die Er- 
fahrung hat gelehrt, daß beide Ziele sich in den 
Tropen fast einzig und allein an Orten erreichen 
lassen, die einc bedeutende absolute Höhenlage haben. 
Wo dabei die Grenze zu suchen ist, über die 
hinaus Malaria überhaupt nicht vorkommt, die Fieber- 
luft sich also nicht mehr erzeugt, ist freilich noch nicht 
festgestelltt es dürfte diese Grenze in verschiedenen 
Ländern und unter verschiedenen sonstigen Umständen 
auch sehr verschieden sein. Doch scheint es, als ob 
man 5000 Fuß Höhe über dem Meere als die ge- 
wöhnliche Grenze des Gebietes bezeichnen kann, in 
welchem die Malariakeime im ##pe zu gefahr- 
drohender Entwickelung gelangen. Wahrscheinlich ist 
als Grund für diese Erschelnung die kühlere Tem- 
peratur anzunehmen, die in solchen Höhen herrscht. 
Mit in Betracht kommt sodann die in Gebirgs-
	        
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