Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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keineswegs mehr ihren Weg ausschließlich über Triest 
und auf den Schiffen des österreichischen Lloyd 
nehmen; sehr bedeutende Mengen werden auf dem 
Bahnwege von Wien nach Neapel verladen und 
weitere beträchtliche Sendungen werden von Triest 
auf italienischen Dampfern nach Neapel verschifft und 
daselbst umgeladen. Das Aufblühen des Thaler= 
geschäfts hängt mit den Ereignissen in Erythräg zu- 
sammen. Auch für die englisch-ägyptische Erpedition 
nach dem Sudan werden große Mengen gekauft, 
welche über Suakin durch Karawanen in das Innere 
des Landes befördert werden. Der Pester Lloyd 
veröffentlicht im Anschluß an die vorerwähnte Be- 
wegung folgende Nachrichten über die genannte Münze: 
Der Maria Theresien-Thaler ist eine der interessan- 
testen Erscheinungen auf dem Gebiete des Münz- 
wesens. Abgesehen davon, daß er einer Währung 
angehört, die heute nicht mehr besteht (dem 20-Gulden- 
Münzfuße), hat er sich als Kolonialmünze erhalten, 
ungeachtet dessen, daß Oesterreich-Ungarn keine Kolo- 
nien besitzt. In die Regierungszeit Maria Theresias 
fällt die Gründung einer indischen Handelsgesellschaft 
in Triest, welche im Jahre 1780 ein Schiff für die 
Levante ausrüstete. Dieses führte neugeprägte Maria 
Theresien-Thaler zum Einkaufe mit. Die Münze 
hat bei den orientalischen Völkern der schönen Prä- 
gung halber — auf der Vorderseite ist das Bildniß 
Maria Theresias sichtbar — einen solchen Anklang 
gefunden, daß sie sich in der Levante rasch einbürgerte. 
Für die konservative Anschauung der Bevölkerung 
dieser Länder ist es bezeichnend, daß Thaler nur mit 
der Jahreszahl 1780 genommen werden. Die Türkei 
und Aegypten haben Landeswährungen, und die 
Pforte sucht durch strenge Verbote, die ägyptische 
Regierung durch einen hohen Werthzoll (8 pCt.) die 
Einfuhr von Levantiner Thalern zu verhindern oder 
einzuschränken. Nichtsdestoweniger hat er sich in 
Arabien als nahezu einziges gangbares Geldzeichen 
im Karawanenverkehr mit dem Innern behauptet, 
und auch Aegypten ist auf diese Münze im Verkehr 
mit dem Sudan angewiesen; die Engländer suchen 
in Sansibar die Rupienwährung zur Geltung zu 
bringen; das Land fährt jedoch fort, den Levantiner 
Thaler sogar als Rechnungsmünze zu verwenden. 
In den Berberei-Staaten ist der Thaler dagegen 
durch die Francswährung vollständig verdrängt wor- 
den. Auch Deutschland prägte für seine ostafrika- 
nischen Kolonien eine eigene, der englischen Rupie 
ähnliche Münze, die Ausprägung erreichte jedoch bloß 
154 394 Stück. Nicht besser erging es Italien, 
welches im Jahre 1881 für seinc afrrikanischen Be- 
sitzungen eine Münze, dem 5 Francsstück gleich, prägte. 
Der Fehler aller dieser Kolonialmünzen ist, daß sie 
nach einem höheren Münzfuße als deren Silberwerth 
ausgeprägt und ausgegeben werden. Aus diesem 
Grunde konnten diese Kolonialmünzen den Levantiner 
Thaler nicht verdrängen; nur die Rupie hat ihm 
bis zu der erfolgten Einstellung der freien Silber- 
prägung in Indien erfolgreich Wettbewerb gemacht. 
  
Infolge der Einstellung der freien Silberprägung in 
Indien ist jedoch der Preis der Rupie weit über 
deren Silberwerth gestiegen und daher nach Indien 
wieder abgeströmt. Das heutige Verbreitungsgebiet 
des Levantiner Thalers ist das Becken des Rothen 
Meeres, der persische Meerbusen, insbesondere aber 
Arabien, Abessinien, Sudan und Sansibar. Es war 
daher naturgemäß, daß Italien, soweit es Zahlungen 
außerhalb seiner Kolonie in Afrika zu leisten hatte, 
Levantiner Thaler kaufen mußte, und zwei Drittel 
der während der letzten Jahre erfolgten Ausprä- 
gungen dürften wohl hierauf zurückzuführen sein. 
Die vom Münzamte veröffentlichten Angaben reichen 
bloß bis zum Jahre 1894; nach ihnen wurden an 
Levantiner Thalern von 1868 bis 1894 insgesammt 
35 436 701 ausgefolgt. Nachdem jedoch früher (seit 
der Einstellung der freien Silberprägung in Oester- 
reich) gegen eingeschmolzenes Silber nur Levantiner 
Thaler ausgegeben wurden, so dürfte wohl ein großer 
Theil zu Industriezwecken wieder eingeschmolzen 
worden sein. Im vorigen re haben die Aus- 
münzungen 2 301 100 Stück betragen. Dem Staat 
ist hieraus eine ganz hübsche Einnahme erwachsen. 
Er berechnet nämlich als Schlagsatz 1,35 fl. das 
Kilogramm Feinsilber und 30 Kreuzer Probegebühr 
für jeden Posten. 
  
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Titteratur. 
Karte von Deutsch-Ostafrika in 29 Blättern 
(68 X 86 cm) und 8 bis 10 Ansasstücken im 
Maßstab 1: 300 000. Konstruirt und gezeichnct 
unter Leitung von Dr. R. Kiepert. Im Auf- 
trage und mit Unterstützung der Kolonial-Abtheilung 
des Auswärtigen Amts herausgegeben von der 
Geographischen Verlagshandlung Dietrich Reimer 
(Ernst Vohsen), Berlin. 
Von dieser grundlegenden Karte unserer bedeu- 
tendsten Kolonie (vergl. D. Kol. Bl. 1895 Nr. 12, 
S. 304, und Nr. 19, S. 495) sind im Laufe des 
vergangenen Winters fünf weitere Blätter, A1, A2, 
Az3, B1 und B2, erschienen und damit ist die Dar- 
stellung fast des ganzen Nordens und des Nord- 
westens des Gebictes zum Abschlusse gekommen. 
Blatt K1 (Kivn-See), gegen den ursprünglichen Plan 
nach Westen hin um einen Längengrad erweitert, 
bringt in allen Einzelheiten die bedeutsame Graf 
Götzeensche Triangulation des Kivu-Sees, seine Auf- 
nahme der Vulkanc und des centralen Grabens und 
den ersten Theil seines Waldmarsches. Blatt A2 
(Karägwe) zeigt desselben Reisenden Marsch durch 
Ruanda und dann vor Allem die ausgedehnten 
Wanderungen Dr. F. Stuhlmanns in Karägwe 
und Mpororo, welche diese fernen Landschaften mit 
zu den bestbekannten Deutsch= Ostafrikas gemacht 
haben. Große Theile der deutschen Küsten des 
Victoria-Nyansa stellt Blatt A3 (Victoria-Nyansa)
	        
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