Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Ovambandjern sich in die etwa 400 m vor mir in 
einem Grunde liegenden Baumgruppen ziehen. Ich 
befahl dem Geschütz, dagegen aufzufahren, der 2. Kom- 
pagnie, zum Fußgefechte vorzugehen, und der 1. Kom- 
pagnie, sich rechts seitwärts herauszuziehen. 
Das Geschütz und die 2. Kompagnie gingen bis 
etwa 300 m an die Baumgruppen heran und be- 
gannen, als sie freies Schußfeld hatten, das Feuer. 
Das Geschütz (Führer Unteroffizier Czicelski) feuerte 
mit Kartätschen, die Kompagnie gab kurze Lagen 
von Schützenfeuer ab. Der Feind erwiderte das 
Feuer lebhaft. Die 1. Kompagnie hatte eben die ihr 
befohlene Bewegung ausgeführt, als sie unvermuthet 
in ein selbständiges Gefecht verwickelt wurde (siehe 
Anlage 1). 
Die 2. Kompagnie und das Geschütz vertrieben 
nach etwa ½ stündigem Feuergefecht den Feind aus 
den Baumgruppen. Die erstere hatte aber auch Ver- 
luste: Zum Tode verwundet wurde der Kompagnie= 
führer Lientenant Schmidt (Schuß durch die Brust) 
und schwer verwundet der Sergeant Deubel. 
Inzwischen hatte die 1. Kompagnie einen schweren 
Stand gehabt und war sogar durch die Uebermacht 
des sehr tapfer fechtenden Feindes hart bedrängt. 
Nachdem ich erkannt hatte, daß sie auf die Werft des 
Kahimema gestoßen war, die mir als Angriffspunkt 
bezeichnet worden, ließ ich die 2. Kompagnie (Führer 
Sergeant Grickschat) das Gefecht in ihrer Front 
abbrechen und links neben der 1. Kompagnie vor- 
gehen, während ich das Geschütz in die Schützenlinie 
derselben auffahren ließ. 
Nachdem es hier vier Schrapnelschüsse (mit kür- 
zester Brenndauer) gegen die auf etwa 80 m vor 
ihm liegende Werft abgegeben hatte, licß ich die 
1. Kompagnie zum Sturm mit aufgepflanztem Seiten- 
gewehr vorbrechen. Der Sturm wurde mit großem 
Ungestüm ausgeführt und der Feind aus dem west- 
lichen Theile der Werft vertrieben. Die 1. Kompagnie 
stieß einige Hundert Meter in dem dichten Busch 
nach und sammelte sich, nachdem sie denselben ge- 
säubert hatte, sogleich wieder in ihrer alten Stellung. 
Der Theil des Feindes, welcher die Werft der 
2. Kompagnie gegenüber besetzt hatte, behauptete je- 
doch bis jetzt noch hartnäckig seine Stellung. Die 
1. Kompagnie entwickelte sich daher gegen seinen 
linken Flügel, das Geschütz bestrich den ganzen Wald- 
saum und nach kurzem Feuergefecht ließ ich nunmehr 
beide Kompagnien gegen ihn stürmen. Jetzt wandte 
sich auch hier der Gegner zur Flucht, die ganze 
Werft den nachstoßenden Reitern überlassend. Diese 
drangen ihm in dem dichten Busche eine kurze Strecke 
nach und sammelten sich dann am Ostende der Werft. 
Der rechte Flügel der 1. Kompagnie hatte Fühlung 
mit den vom Premierlieutenant v. Burgsdorff 
geführten Witboois genommen, die rechts neben ihr 
vorgegangen waren. Auch diese sammelten sich jetzt 
bei den Kompagnien und dem Geschütz. 
Um 7 ½ Uhr war das Gefecht beendet und konnte 
  
dem Major Leutwein gemeldet werden, daß die 
gesammte Abtheilung zur Verfügung stehe. 
Es wurde später festgestellt, daß der Feind vor 
der Front der 1., hauptsächlich vor dieser, und der 
2. Kompagnie an 30 Todte hatte liegen lassen, dar- 
unter viele Großleute. 
Die 1. Kompagnie hatte bei ihren beiden Stürmen 
noch vier Verwundete verloren, im Ganzen aber 
einen Todten und sieben Verwundete; die 2. Kom- 
pagnic den schwer verwundeten Unteroffizier Mewes 
und im Ganzen einen Offizier todt, zwei Unteroffi- 
ziere schwer verwundet. 
Verschossen wurden von der 1. Kompagnie im 
Durchschnitt 48 Patronen pro Mann, der 2. Kom- 
pagnie im Durchschnitt 32 Patronen pro Mann, von 
dem Geschütz 26 Schrapnels und 2 Kartätschen. 
Nachdem der Herr Major Leutwein befohlen 
hatte, die Verfolgung des flüchtigen Gegners auf- 
zunehmen, und mir hierzu auch die Abtheilung des 
Lieutenants v. Burgsdorff zur Verfügung gestellt 
war, ging ich um 8 / Uhr mit dieser, der 1. und 
2. Kompagnie sowic dem Geschütz in östlicher Richtung 
vor. Das Ergebniß der Verfolgung war gering, da 
der Feind gänzlich zersprengt in dem dichten Busch 
auseinandergelaufen war. Anliegende Meldung (An- 
lage 2) giebt das Nähere an. 
Anlage 1. 
Bericht 
über das Gefecht der 1. Feldkompagnic bei Sturm- 
feld (Otyunda) am 6. Mai 1896. 
Auf Befehl des Hauptmanns v. Estorff: „Die 
1. Kompagnie solle sich rechtsseitwärts von der 
2. Kompagnie und dem Geschütz herausziehen“, ritt 
die 1. Kompagnie etwa 300 bis 400 m halbrechts 
vom Geschütz heraus, als plötzlich die rechte Seiten- 
patrouille aus dichtem Buschwerl Feuer erhielt. 
Gleichzeitig wurden vor der Kompagqnie einzelne aus 
dem Gebüsch hervortauchende Gestalten sichtbar und 
hinter diesen im Dickicht in einer Entfernung von 
etwa 200 m viele Menschenstimmen und lautes 
Rindergebrüll hörbar. , 
Da die in der Nacht vorausgeschickten Spione 
gemeldet hatten, daß die Werft des Ovambandjeru- 
häuptlings Kahimema und der mit ihm vereinigten 
Khauas-Hottentotten am weitesten rechts von unserem 
Anmarsche aus gelegen sei, war es mir nicht zweifel- 
haft, daß ich diese Werft, aus der man durch das 
Buschwerk ein Lagerfener hindurchschimmern sah, vor 
mir hatte. Ich ließ daher absitzen und von den 
vorgezogenen Schützen mit Standvisir auf den Gegner 
feuern. Als das feindliche Feuer schwächer wurde, 
ging ich 80 m in der Richtung des Lagerfeuers vor, 
bis die Schützenlinie, deren Mitte jetzt nur noch 
60 m von dem vor derselben liegenden Dickicht ent- 
fernt war, sehr heftiges Feuer erhielt. Nachdem 
dasselbe etwa fünf Minuten auf das Lebhafteste von
	        
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