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Ovambandjern sich in die etwa 400 m vor mir in
einem Grunde liegenden Baumgruppen ziehen. Ich
befahl dem Geschütz, dagegen aufzufahren, der 2. Kom-
pagnie, zum Fußgefechte vorzugehen, und der 1. Kom-
pagnie, sich rechts seitwärts herauszuziehen.
Das Geschütz und die 2. Kompagnie gingen bis
etwa 300 m an die Baumgruppen heran und be-
gannen, als sie freies Schußfeld hatten, das Feuer.
Das Geschütz (Führer Unteroffizier Czicelski) feuerte
mit Kartätschen, die Kompagnie gab kurze Lagen
von Schützenfeuer ab. Der Feind erwiderte das
Feuer lebhaft. Die 1. Kompagnie hatte eben die ihr
befohlene Bewegung ausgeführt, als sie unvermuthet
in ein selbständiges Gefecht verwickelt wurde (siehe
Anlage 1).
Die 2. Kompagnie und das Geschütz vertrieben
nach etwa ½ stündigem Feuergefecht den Feind aus
den Baumgruppen. Die erstere hatte aber auch Ver-
luste: Zum Tode verwundet wurde der Kompagnie=
führer Lientenant Schmidt (Schuß durch die Brust)
und schwer verwundet der Sergeant Deubel.
Inzwischen hatte die 1. Kompagnie einen schweren
Stand gehabt und war sogar durch die Uebermacht
des sehr tapfer fechtenden Feindes hart bedrängt.
Nachdem ich erkannt hatte, daß sie auf die Werft des
Kahimema gestoßen war, die mir als Angriffspunkt
bezeichnet worden, ließ ich die 2. Kompagnie (Führer
Sergeant Grickschat) das Gefecht in ihrer Front
abbrechen und links neben der 1. Kompagnie vor-
gehen, während ich das Geschütz in die Schützenlinie
derselben auffahren ließ.
Nachdem es hier vier Schrapnelschüsse (mit kür-
zester Brenndauer) gegen die auf etwa 80 m vor
ihm liegende Werft abgegeben hatte, licß ich die
1. Kompagnie zum Sturm mit aufgepflanztem Seiten-
gewehr vorbrechen. Der Sturm wurde mit großem
Ungestüm ausgeführt und der Feind aus dem west-
lichen Theile der Werft vertrieben. Die 1. Kompagnie
stieß einige Hundert Meter in dem dichten Busch
nach und sammelte sich, nachdem sie denselben ge-
säubert hatte, sogleich wieder in ihrer alten Stellung.
Der Theil des Feindes, welcher die Werft der
2. Kompagnie gegenüber besetzt hatte, behauptete je-
doch bis jetzt noch hartnäckig seine Stellung. Die
1. Kompagnie entwickelte sich daher gegen seinen
linken Flügel, das Geschütz bestrich den ganzen Wald-
saum und nach kurzem Feuergefecht ließ ich nunmehr
beide Kompagnien gegen ihn stürmen. Jetzt wandte
sich auch hier der Gegner zur Flucht, die ganze
Werft den nachstoßenden Reitern überlassend. Diese
drangen ihm in dem dichten Busche eine kurze Strecke
nach und sammelten sich dann am Ostende der Werft.
Der rechte Flügel der 1. Kompagnie hatte Fühlung
mit den vom Premierlieutenant v. Burgsdorff
geführten Witboois genommen, die rechts neben ihr
vorgegangen waren. Auch diese sammelten sich jetzt
bei den Kompagnien und dem Geschütz.
Um 7 ½ Uhr war das Gefecht beendet und konnte
dem Major Leutwein gemeldet werden, daß die
gesammte Abtheilung zur Verfügung stehe.
Es wurde später festgestellt, daß der Feind vor
der Front der 1., hauptsächlich vor dieser, und der
2. Kompagnie an 30 Todte hatte liegen lassen, dar-
unter viele Großleute.
Die 1. Kompagnie hatte bei ihren beiden Stürmen
noch vier Verwundete verloren, im Ganzen aber
einen Todten und sieben Verwundete; die 2. Kom-
pagnic den schwer verwundeten Unteroffizier Mewes
und im Ganzen einen Offizier todt, zwei Unteroffi-
ziere schwer verwundet.
Verschossen wurden von der 1. Kompagnie im
Durchschnitt 48 Patronen pro Mann, der 2. Kom-
pagnie im Durchschnitt 32 Patronen pro Mann, von
dem Geschütz 26 Schrapnels und 2 Kartätschen.
Nachdem der Herr Major Leutwein befohlen
hatte, die Verfolgung des flüchtigen Gegners auf-
zunehmen, und mir hierzu auch die Abtheilung des
Lieutenants v. Burgsdorff zur Verfügung gestellt
war, ging ich um 8 / Uhr mit dieser, der 1. und
2. Kompagnie sowic dem Geschütz in östlicher Richtung
vor. Das Ergebniß der Verfolgung war gering, da
der Feind gänzlich zersprengt in dem dichten Busch
auseinandergelaufen war. Anliegende Meldung (An-
lage 2) giebt das Nähere an.
Anlage 1.
Bericht
über das Gefecht der 1. Feldkompagnic bei Sturm-
feld (Otyunda) am 6. Mai 1896.
Auf Befehl des Hauptmanns v. Estorff: „Die
1. Kompagnie solle sich rechtsseitwärts von der
2. Kompagnie und dem Geschütz herausziehen“, ritt
die 1. Kompagnie etwa 300 bis 400 m halbrechts
vom Geschütz heraus, als plötzlich die rechte Seiten-
patrouille aus dichtem Buschwerl Feuer erhielt.
Gleichzeitig wurden vor der Kompagqnie einzelne aus
dem Gebüsch hervortauchende Gestalten sichtbar und
hinter diesen im Dickicht in einer Entfernung von
etwa 200 m viele Menschenstimmen und lautes
Rindergebrüll hörbar. ,
Da die in der Nacht vorausgeschickten Spione
gemeldet hatten, daß die Werft des Ovambandjeru-
häuptlings Kahimema und der mit ihm vereinigten
Khauas-Hottentotten am weitesten rechts von unserem
Anmarsche aus gelegen sei, war es mir nicht zweifel-
haft, daß ich diese Werft, aus der man durch das
Buschwerk ein Lagerfener hindurchschimmern sah, vor
mir hatte. Ich ließ daher absitzen und von den
vorgezogenen Schützen mit Standvisir auf den Gegner
feuern. Als das feindliche Feuer schwächer wurde,
ging ich 80 m in der Richtung des Lagerfeuers vor,
bis die Schützenlinie, deren Mitte jetzt nur noch
60 m von dem vor derselben liegenden Dickicht ent-
fernt war, sehr heftiges Feuer erhielt. Nachdem
dasselbe etwa fünf Minuten auf das Lebhafteste von